Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
Vom Netzwerk:
er den Hafen gegen Morgen erreichen, wenn er die Stute nicht zu hart antrieb.
    Er wartete noch einen Moment, ehe er aus dem Haus ging. Es waren gute zehn Minuten her, seit Hawkwood mit McTurks Leiche gegangen war. Er wollte ganz sicher sein, dass die Luft rein war. Es schien still draußen. Jilks holte tief Luft, öffnete die Tür und ging zum Stall.
    Die Stute stand fertig gesattelt in ihrer Box. Sie schnaubte leise, als Jilks eintrat.
    »Ist schon gut, Mädchen«, flüsterte er und streichelte ihre Flanke. Er fragte sich, wo Esther war. Er steckte die Pistolen in die Taschen am Sattel, dabei bemerkte er, dass sein Säbel fehlte. Die Scheide hing vom Sattel, aber sie war leer. Merkwürdig, dachte Jilks, und versuchte sich zu erinnern, ob er ihn mit ins Haus genommen hatte.
    »Esther?«, rief er.
    Er hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Der Stich mit dem Säbel überraschte ihn vollkommen, er drang ohne Schwierigkeit durch seine Weste und in seinen Leib. Erst fühlte er nichts, aber als die Klinge ihren Weg weiter nahm, übermannte ihn der Schmerz und breitete sich wie flüssiges Feuer in seinem Körper aus. Jilks presste die Hände auf seinen Bauch und umklammerte die Klinge in dem verzweifelten Versuch, sie aufzuhalten, aber er spürte lediglich eine Taubheit in seinen Fingern, als auch sie von der scharfen Klinge zerschnitten wurden. Jilks starrte wie betäubt auf seine Mörderin, als sie die Klinge zurückzog. Seine Hände fühlten sich plötzlich warm an. Er sah an sich hinab und beobachtete erstaunt, wie der dunkle Fleck auf seiner Weste immer größer wurde und das Blut auf seine Stiefel tropfte. Stöhnend fiel er aufs Stroh. Merkwürdig, dachte er, dass seine Hände warm waren, wo doch der Rest von ihm so kalt war. Er wunderte sich noch immer darüber, als er seine Augen zum letzten Mal schloss.
     
    Die Wache am Torgebäude trat vor und hob McTurks Kopf an. Beim Anblick der zerschmetterten Augenhöhle und der verklebten, blutigen Masse am Hinterkopf erkannte der Posten, wer es war, und sein Gesicht verdüsterte sich. Ohne ein Wort ließ er den Kopf wieder fallen und trat zur Seite.
    Croker führte die Pferde hintereinander durch den Torbogen.
    Der Ritt zurück zum Haunt war ohne Zwischenfälle verlaufen, bis auf eine Schrecksekunde nicht lange nachdem sie das Cottage verlassen hatten, als sie glaubten, Pferdegetrappel hinter sich zu hören. Sie hatten sich im Dickicht versteckt, doch nach zehn Minuten, als es keine Anzeichen einer Verfolgung gab, waren sie weitergeritten.
    Die Laternen brannten, als sie in den Hof kamen. Aus den Stalltüren fiel Licht. Hawkwood hatte keine Uhr, doch er wusste, es war spät. Er überlegte, ob eine Ladung erwartet wurde oder ob es Schwierigkeiten mit dem neugeborenen Fohlen gäbe. Auf der Straße draußen waren keine gespensterhaften Mönche zu sehen gewesen.
    Morgan tauchte in der Stalltür auf und wischte sich die Hände ab. Sein Blick fiel auf McTurks Pferd mit der Leiche auf dem Rücken. Er sah Croker an.
    »Es ist gründlich schiefgegangen«, sagte der grimmig. »Dieser Bastard, Jilks – er hat Pat erledigt.«
    »Wie ist das passiert?« Hawkwood fand, dass Morgan merkwürdig gefasst klang.
    Croker deutete mit dem Kopf zu Hawkwood. »Frag ihn.«
    »Das wollte ich gerade.« Morgan sah Hawkwood an. »Also?«
    »Ihr Mann, Jilks, das war es, was passierte. Er hat sich stärker zur Wehr gesetzt, als wir erwartet hatten.«
    »Erklären Sie.«
    »Was gibt’s da zu erklären? Er hörte uns kommen und schoss auf uns. McTurk ist tot. Jilks lebt und wird weiterkämpfen. Ich vermute, er ist noch immer auf der Flucht.«
    »Wir hielten es für das Beste, Pat mitzubringen«, sagte Croker, ohne Hawkwood anzusehen. »Es schien nicht richtig, ihn zurückzulassen.«
    Abrupt drehte Morgan sich um. »Bringt ihn rein.«
    Croker nahm McTurks Pferd am Zügel und führte es in den Stall, sein eigenes Pferd zog er nach. Hawkwood und Lasseur folgten ihm.
    Der Stallbursche Thaddäus war in der ersten Box, wo er eine braune Stute trockenrieb. Als die Männer mit McTurks Leiche hereinkamen, hielt er erschrocken inne.
    Morgan deutete auf die Leiche. »Hilf Jack, ihn runter zu heben.«
    Hawkwood und Lasseur banden ihre Pferde fest, während Croker und der Stallbursche die Stricke lösten und die Leiche aufs Stroh legten. Im Laternenschein sah das Gesicht des Stallburschen gelblich und zerfurcht aus.
    »Sieht aus, als hätten Sie Glück gehabt«, sagte Morgan, als Hawkwood und Lasseur ihre

Weitere Kostenlose Bücher