Das Horror-Restaurant
Sheila Conolly hinter ihrem Mann her. Sie wußte, daß Bill mal wieder voll in ein magisches Fettnäpfchen hineingetreten hatte…
***
Auf dem Schreibtisch, zwischen Bill Conolly und mir, lag der Harpunenpfeil wie ein tödliches Souvenir.
»Das ist er«, sagte mein ältester Freund. »Der hätte mir fast das Lebenslicht ausgepustet.«
Ich hob die Schultern und grinste. »Was treibst du dich auch des Nachts an Flußufern herum.«
»Bestimmt nicht grund…« Bill nieste und sprach das Wort erst dann zu Ende.
»Ja, ich weiß. Du hättest nach Casey Edsons Leiche suchen lassen müssen.«
»In der Nacht?«
»Er hätte noch leben können.«
Bill Conolly schüttelte entschieden den Kopf. »John, das stimmt nicht. Ed ist tot.«
»Wer hat ihn getötet?« fragte Suko, der auch noch bei uns saß. Er trank Fee, wir Kaffee.
»Dieser Killer aus dem Fluß.«
»Von dem du nicht weißt, wie er aussah?«
»Richtig, Suko. Es ging alles zu schnell. Ich weiß nur, daß er keinen Taucheranzug trug, der ist so durch die Themse geschwommen. Ich will euch noch einmal sagen, daß der Vergleich mit einem Wassermonstrum nicht zu weit hergeholt ist.«
Ich schaute gegen das Bürofenster. Von außen trommelte der Dezemberregen gegen die Scheibe. Schon am frühen Morgen hatte es geschüttet wie aus Eimern. Suko und ich waren mit der U-Bahn zum Dienst gefahren, denn die Londoner Straßen waren bei diesem Wetter hoffnungslos verstopft. Meine momentanen Gedanken waren bei den Kollegen von der River Police. Sie suchten jetzt offiziell nach der Leiche. Damit hatte ich Bills Wunsch entsprochen, denn eine Suche in der Nacht wäre wegen der Scheinwerfer zu sehr aufgefallen. Man hätte Leute warnen können, von denen wir bisher nicht wußten, wer sie waren.
»Was genau hattet ihr denn vor, Bill?«
»Wenn ich das wüßte.«
Ich schaute ihn mit einem leicht traurig wirkenden Blick an. »Erzähl mir doch nichts. Du mußt gewußt haben, was…«
»Nein, Ed wollte darüber nicht sprechen.«
»Und weshalb nicht?« fragte Suko.
»Er redete nicht gern über ungelegte Eier. Er wollte Beweise haben, um sie dir präsentieren zu können, John.«
»Weshalb hat er sich dann nicht direkt an mich gewandt?«
»Eben wegen der Beweise. Er hatte wohl Furcht davor, daß du ihn auslachen würdest.«
Ich zwinkerte ihm zu und drückte mich mit dem Stuhl leicht zurück.
»Oder ging es ihm um die Story?«
»Die hätte ich ja geschrieben.«
»Um die Fotos«, sagte Suko.
»Ja.«
»Was war Edson für ein Typ? Konnte man sich auf ihn verlassen?«
Bill trank einen Schluck Kaffee. »Ed gehörte zu der Kaste Fotografen, die nichts anbrennen ließen. Wo sich die Action abspielte, war er zu Hause. Und damit möchte ich die gesamte Welt bezeichnen. Der trieb sich überall herum. In letzter Zeit allerdings mehr in London.«
»Wie lange ungefähr?«
»Na ja, seit zwei Monaten.« Der Reporter nieste wieder und schüttelte den Kopf.
»Dann hat er hier etwas aufgerissen«, bemerkte ich. »Es hängt mit dem Restaurant zusammen.«
»Ja, dem Horror-Restaurant.«
»Komischer Name«, meinte Suko und sprach mir dabei aus der Seele.
»Mich wundert nur«, sagte Bill, »daß ihr noch nichts davon gehört habt.«
»Wie sollten wir? Ist denn etwas passiert?«
»Man sagt, daß einige Gäste hinein-aber nicht mehr herausgekommen sind. Auch nicht als Leiche. Sie waren einfach verschwunden!«
»Das soll uns nicht zu Ohren gekommen sein?« hakte ich nach.
»Wenn sie niemand vermißt hat…«
Ich wiegte den Kopf. »Das ist mir alles etwas sehr undurchsichtig.«
»Das war es Ed auch. Deshalb wollte er ja die entsprechenden Beweise sammeln.«
»Sehr schwammig«, meinte Suko.
»Stimmt«, gab Bill zu. »Deshalb möchte ich euch auch zu einem Besuch und einem Essen in das Horror-Restaurant einladen. Ich habe mir erlaubt, einen Tisch zu bestellen.«
»Für uns drei?« fragte ich.
»Nein, nur für zwei Personen. Suko könnte das Lokal von außen unter Kontrolle halten. Dann besäßen wir eine gewisse Sicherheit. Ich bin davon überzeugt, daß dort Dinge geschehen, die uns die Haare zu Berge stehen lassen.«
Ich kam nicht von den verschwundenen Gästen los. Meiner Ansicht nach mußten sie wieder aufgetaucht sein. Ich glaubte mich auch daran zu erinnern, daß man in den letzten Wochen unbekannte Tote aus dem Fluß gezogen hatte.
Darüber sprach ich mit Bill und Suko.
»Uns ging das nichts an«, sagte der Inspektor. »Kümmere dich am besten um die Liste der Leichen. Bestimmt
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