Das Horror-Restaurant
sehen bekam, war derart ungeheuerlich, daß es ihm den Atem verschlug. Das übertraf seine kühnsten Erwartungen. Wenn das an die Öffentlichkeit drang, gab es nicht nur einen Skandal, da würde Fondon in einen regelrechten Schock versinken.
Aber der Tod war schon nahe. Er hing am Schlauchboot. Manchmal tauchte etwas von ihm auf. Da streckten sich bleiche Klauen aus dem Wasser, Haare schwemmten hoch und sahen aus wie eine Perücke, die weggetrieben werden sollte.
Der 36er Film war durch. Das waren die heißesten und grausamsten Fotos, die er je gemacht hatte.
Er selbst glich einer Leiche, so bleich war er geworden. Mit zitternden Händen griff er zum Sprechgerät und nahm Kontakt zu Bill Conolly auf. Der meldete sich nicht sofort. Casey Edson wurde nervös. »Verdammt, Bill, ausgerechnet jetzt.«
»Ja, Casey…«
»Endlich, Bill, endlich«, sprudelte er hervor.
»Was ist denn?«
»Die Hölle, Bill. Das ist Anarchie, das ist furchtbar. Ich kann es nicht fassen.«
»Rede schon.«
»Also, ich habe…« Den Rest verschluckte er, weil das Boot so ungewöhnlich schaukelte. Es war mit dem Heck nach unten gedrückt worden, als wäre es belastet worden.
Edson drehte sich um.
Er sah die Gestalt, schüttelte den Kopf. Sein Gesicht verzerrte sich in panischer Angst.
»Neiinnnn!« Es war ein Wort, ein Schrei, der ihm nichts mehr half. Etwas flog auf ihn zu. Lang, blitzend und auch tödlich.
Eine Harpune durchbohrte sein Herz.
Er kippte zur Seite. Bevor er über die Bordwand fallen konnte, fing der andere ihn auf. Seine Hände erinnerten an gewaltige Klumpen, als er den Toten packte und herumschleuderte, damit er vor ihm lag. Mit einem Ruck riß er ihm die Harpune aus der Brust.
Danach drang aus der Öffnung seines Gesichts ein Schmatzen und schlürfen.
Das Rauschen der Wellen übertönte die Laute. Einen normalen Menschen hätten sie kaum nervös gemacht, aber der Killer war auch kein Mensch. Er hatte mit der Leiche noch etwas vor… Aus dem eingeschalteten Gerät aber drang quäkend die Stimme des entfernt sitzenden Bill Conolly. »Verdammt, Ed, melde dich, so melde dich doch, zum Teufel!«
Doch Casey Edson würde sich nie mehr melden…
***
»Scheiße, verdammt!« Bill Conolly schlug mit der flachen Hand auf das Gerät, aber auch damit konnte er nichts erreichen. Es blieb relativ stumm. Das heißt, Bill hörte Edsons Stimme nicht mehr, dafür die Hintergrundgeräusche. Das Rauschen der Strömung, manchmal ein Klatschen, das Ähnlichkeit mit einem Schlürfen und Schmatzen besaß, als wäre jemand dabei, etwas in sich hineinzustopfen. Wurde das nur vom Wasser produziert?
Daran wollte Bill nicht glauben. Zu frisch war noch die Erinnerung an Edsons Schrei. Ein furchtbarer Laut, der das Gerät fast gesprengt hätte. Es war Bill Conolly nicht möglich, dem Fotografen schnell zu Hilfe zu eilen. Die räumliche Trennung zwischen ihnen war einfach zu groß. Sein Wagen stand schräg vor dem Lokal, das auf den Wellen der Themse dümpelte und durch einen breiten, gut abgesicherten Steg mit dem Land verbunden war.
Das Fahrzeug parkte nahe einer Baumgruppe. Bill konnte durch die Zwischenräume schauen, den Steg und auch den Eingang des Lokals unter Kontrolle halten.
Dort lief nichts. Das Grauen mußte sich auf dem Wasser abgespielt haben. Der Reporter versuchte es noch einmal. Wieder vergebens. Casey Edson gab keinen Laut von sich.
Die Farbe war aus Bills Gesicht verschwunden. Er schluckte einige Male hart hintereinander. Er empfand es als natürlich, daß eine Gänsehaut auf seinem Rücken lag. Auf der Stirn hallen sich die Schweißtropfen versammelt. Daß mit Casey etwas passiert war, lag auf der Hand. Der Schrei hatte sich so verflucht endgültig angehört. Bill ging davon aus, daß Ed, wie er den Mann nannte, nicht mehr lebte.
Getötet in seinem Boot. Wer oder was lauerte dort? Er hatte versucht, für einen Vorgang Beweise zu bekommen, der so gut wie unglaublich klang. Worum es im einzelnen gegangen war, wußte der Reporter auch nicht, da hatte sich Casey Edson leider ausgeschwiegen, doch es hing mit dem neuen Restaurant zusammen, das von Casey den Namen Horror-Restaurant bekommen hatte. Bill hielt es nicht mehr länger in seinem Porsche. Er schälte sich aus dem Fahrzeug, duckte sich, weil Gäste über den Steg schritten, die das Restaurant verlassen hatten. Zwei Pärchen gingen dicht hintereinander. Sie waren guter Laune, lachten und redeten durcheinander. Nach Verlassen des Stegs bogen sie nach links ab, um den
Weitere Kostenlose Bücher