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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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gemacht hatte; was also lag näher, als daß dieser Mann ein Glücksspieler war?
    Nun kam der Neuyorker zu Besuch zu Schwester und Schwager, log ihnen etwas vor von Wolkenkratzern und Demokratie, rauchte die gute Stube voll mit Uppman-Zigarren, bot aber keine an und war überhaupt ohne alle Geschenke oder wenigstens Mitbringsel gekommen, spann ein Garn von seinem Siegeszug durch die Staaten und knüpfte hinter jedem Abschnitt einen markierenden Knoten darein, den Spruch nämlich: »Und daß ihr es wißt: Ich bin ein Selfmademan!«
    Diese Tortur hat acht Tage gedauert, dann hat mein Großvater den Selfmademan aus dem Haus gejagt, und nachgerufenhat er ihm das fürchterlichste Wort, was ihm greifbar war: »Du, du Selfmademann!«
    Und später, als ich hinausging von Ratzeburg nach Berlin, da hatte mein Großvater für mich nur einen Rat und sprach ihn aus wie eine Herzensbitte und eine feurige Drohung: »Und denn, min Jung, werd du mir bloß nicht auch so einen Selfmademann!«
    In diesem Licht ist ersichtlich, daß des REBEA-Begründers Aufforderung, ihn als ein Exempel zu nehmen, bei mir vor offene Ohren kam; ich tat den Hinweis dieses Großvaters zu dem meines Großvaters hinzu, addierte sie und zog aus der Summe den Schluß, der nicht das Zitat ist, für den man ihn halten mag: Es geht auch so, doch anders geht es auch.
    Manchmal, so erfuhr ich noch oft, ist die Erinnerung daran nicht völlig ohne Nutzen.
     
    Als die Gräfin Lehndorff bei uns das tat, was sie den Tee nehmen nannte, da sagte sie zu mir: »Schauen Sie, Herr Groth, Sie sind aus dem westlichen Raum in den östlichen gekommen, und ich kam aus dem östlichen in den westlichen Raum. Ihr Vater hat, wenn ich so gut unterrichtet bin, wie mein Job es verlangt, im Dritten Reich Schweres erlitten; ein naher Verwandter von mir, Olrik von Dolenhoff, den Sie kennen, da auch Ihr Job solche Kenntnis von Ihnen verlangt, hat ebenfalls den Unrechtsstaat am eigenen Leibe erfahren. Sie kommen aus einfachsten Verhältnissen; ich komme im Grunde auch aus einfachsten Verhältnissen. Es ging in unserem Hause weniger feudal als frugal zu, und die Strümpfe, die wir als Kinder trugen, waren vom gleichen rauhen Knäuel, von dem auch die Strümpfe der Kätnermädchen kamen. Sie haben lernen müssen, zäh und für sich, und auch mir war niemand mit einem Nürnberger Trichter behilflich. Sie sind ein Pressemann mit Leib und Seele, und auch ich bin diesem Handwerk ganz verhaftet. Sie haben Ihre Schwierigkeiten mit Ihren Leuten, ich die meinen mit meinen. Ihr Herausgeber ist ein anderer als mein Herausgeber, aber wir haben beide einen; wir sindbeide nur Diener. Ich räume ein, Sie und ich haben gewiß einige Divergenzen, wenn es um die Frage geht, was denn die Wahrheit sei, doch daß es uns beiden um die Wahrheit gehe, wird uns beiden niemand bestreiten dürfen. Wir lieben es beide, nüchtern zu sein, und nüchtern also: Hier ist Gemeinsamkeit. Sie kamen aus dem westlichen in den östlichen Raum; ich bin aus dem östlichen in den westlichen gekommen; die Gleichung hebt sich auf, denn die Erde ist rund; die Richtung ist nichts, die Bewegung ist alles. Schauen Sie, Groth, und sagen Sie mir, wo bleibt, auf die Dauer gesehen, meine ich, wo bleibt auf die Dauer der Unterschied?«
    Soweit die Gräfin, und nun ich: Ich kann es nicht leugnen: Die Theorie der Gräfin hatte ihre eigene Schönheit, und ich kann auch nicht bestreiten, daß einige der Zeilen aus ihrem Skript nicht ohne Wohlklang waren. Ich könnte auch sagen, sollte es tun: Sie haben mir geschmeichelt. Wahrscheinlich ist es mir ein wenig wie Wassilij Wassiljewitsch Spiridonow gegangen: Aug in Auge er mit Moltke nun, dem legendären Genie.
    Töricht, nicht wahrhaben zu wollen, daß es dem mächtig Getretenen für einen Übergangsmoment wohl tut, den so schrecklich lang mächtigen Treter sagen zu hören: Wir sind nun einander gleich. Denn der sagte dies nie, wäre er nicht, in dieser Stunde wenigstens, besiegt. Doch war da die Erinnerung an einen einstmals festen Griff um meine Gurgel, die mich den gräflichen Arm mit freundlichem Dank von meinem Halse nehmen ließ, und ich erwähnte mit sanftem Hohn des Wandels der Zeiten, aber dann schien es mir, als sei ein Ton von höhnischer Sanftheit allenfalls geeignet für den Verkehr zwischen Gleichen, und so sah ich uns nicht, die Gräfin und mich, und ich sagte es ihr; ich sagte: »Wir wollen hier keinen Fehler machen, aber wir machten einen, vergäßen wir über dem, was uns durch Natur

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