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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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und Geschichte gemeinsam ist, ein, zwei Dinge, die uns trennen. Unsere Gemeinsamkeit ist die von Hermann A. und Hermann A. Sie heißen nicht nur beide Hermann und heißen nicht nur beide Hermann A., sie sindauch beide zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt gewesen, was sie wohl beide, wenn sie sich sehr zusammennehmen, Unrecht nennen, und – jetzt kommt das schönste Gleichheitszeichen zwischen ihnen – sie haben beide in einunddemselben Haus, Berlin W 8, Mauerstraße 39, und gar in einunddemselben Zimmer, Nordflügel, 1. Stock, als Unternehmenschef gesessen, der eine Hermann für die Deutsche Bank und der andere Hermann für das ›Neue Deutschland‹; zwei deutsche Hermanns und einander ungefähr so gleich, wie Sie, Frau Doktor, Sie und ich.
    Nein, bitte nicht, entrüsten Sie sich nicht vorschnell, bitte; ich verwechsele Sie nicht mit dem einen A. und mich auch nicht mit dem anderen; ich habe das Spiel auch nicht aufgebracht, ich möchte es nur zu Ende bringen; da schlage ich vor, wir lassen, zur Prüfung der schönen Gemeinsamkeit, von der Vergangenheit und prüfen uns an der Gegenwart. Es ist ein Spiel, Gräfin, und in diesem Spiel begeben wir uns alle, Sie und der eine Herr A., der andere Hermann A. und ich, in das Nordflügelzimmer im ersten Stock der Mauerstraße 39, 108 Berlin, und sehen alle aus den Fenstern dort, sehen über der Straße in östlicher Richtung das Ministerium des Innern der Deutschen Demokratischen Republik, sehen nach Norden hin die Rückfront der sowjetischen Botschaft und ein Teilstück des Ministeriums für Volksbildung, sehen nordwestlich das Brandenburger Tor und sehen im Westen schließlich eine Grenzbefestigung, die manche auch die Mauer nennen.
    Dies gesehen, setzen wir uns nieder, die Deutschen Lehndorff und A., A. und Groth, und dann schreiben wir auf, was uns einfällt nach solchem Rundblick, schreiben, was uns erinnert hat und woran, was uns gefallen hat und warum, was uns nicht gefallen hat und, auch hier, warum, was wir bewahren möchten und wozu, und wir schreiben, was wir, könnten wir, änderten und zu welchem Ende.
    Ich will Sie nicht behelligen und das Spiel bis dort treiben, wo die vier deutschen Aufsätze verlesen werden; ich bin nurgewiß, wir bekämen nicht nur vier verschiedene Arbeiten, sondern auch vier, aus denen sich zwei Paare machen ließen, und ich vermute nur, die Ihre und die meine, die gäben kein Paar.
    Wir geben kein Paar, Gräfin, wenn wir aus jenem Fenster sehen auf ein Stück Welt, und wir geben kein Paar, von welchem Punkte auch wir die ganze Welt betrachten, und da ist ein Unterschied von lange her und ist auch von langer Dauer.«
    Ich muß jetzt sagen, das Spiel mit dem Fenster war vielleicht etwas bemüht und hergeholt, und doch ist es öfter noch nützlich gewesen. Ich habe mir angewöhnt, ungebetene oder unerprobte Freunde – im stillen seither und für mich, versteht sich – vor die Perspektive in der Mauerstraße zu bitten, und wenn die Rede von Standpunkt ist, dann sehe ich mich dort; mein Blick gewinnt dann stets an Schärfe.
    Das dank ich der Gräfin; ich danke ihr.
     
    Als mein erster Meister, der Ratzeburger, aus Gründen, die er mir nicht offenbarte, für eine Woche auf Reisen mußte, da sagte er zu mir: »Junge, dir steht sowieso ein Urlaub zu; den nimmst du eben jetzt; brauchst also morgen und bis zum nächsten Montag nicht zu kommen.«
    Soweit mein erster Meister, und nun ich: Junge, war das eine Freude aus dem Blauen heraus! War das ein herrlicher Tag und war mein Meister ein herrlicher Mann! Ein anderer als er hätte seinen Koffer genommen und hätte mich, mit Anweisungen versehen, in der Werkstatt zurückgelassen. Aber nicht er; er hatte Herz, und ich wollte ihm das nicht vergessen.
    Ich verreiste auch; ich klemmte meinen Rucksack aufs Fahrrad: Ade, Ratzeburg; grüß dich, Mölln; hallo, Schwarzenbek; guten Tag, Hamburg! Es gab dort einige weitläufige Tanten und einen echten Onkel, meiner Mutter ältesten Bruder, doch vor allem gab es dort Hamburg, und meine Besuche fielen flüchtig aus. Bei einer Tante, die keine richtige war, durfte ich wohnen; den Rest der Verwandtschaft versah ich mit Grüßen, ließ mich mit Butterbroten versehen undwar schon wieder fort, kaum daß ich mein unvorhergesehenes Erscheinen begründet und das Lob meines guten Meisters gesungen hatte.
    Mein großzügiger Ausbilder erntete immer den Beifall meiner Anverwandten; nur einmal nicht. Das war bei meinem richtigen Onkel. Der war so. Meine Mutter sagte

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