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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Heiraten möchte man noch zwei, drei Gründe mehr. Man könnte sagen, das hat es immer gegeben. Stimmt, und all den Jammer, den hat es auch immer gegeben. Früher hat es auch immer Kindbettfieber gegeben. – Das Gedicht da in Ihrer Zeitung, Herr Groth, das finde ich nicht so ulkig, aber wissen Sie, was ich ulkig finde: Wenn ich mir vorstelle, der Papst liest Ihre Zeitung und das dämliche Gedicht, und da nickt der Papst und freut sich. Herr Groth, der freut sich dann über Sie, denn der sagt ja auch, daß es anders als zum Kinderkriegen Sünde ist. Vielleicht kriegen Sie nun Privataudienz bei ihm und dürfen ihm den Ring küssen, das ist ja da so Mode. Aber im Ernst: Allein für die Leute, die gerne Kinder hätten, aber ihreGründe haben, daß sie bei dem, was jetzt kommt, denken müssen: Für was mußt du ausgerechnet jetzt kommen? – allein für die ist so eine Erfindung ein Segen. Und ich finde, alles ist ein Segen, was wieder ein bißchen Angst aus der Welt bringt oder auch die Heimlichtuerei und die Heuchelei, und wenn was hilft, daß Lust und Lustigkeit auf einmal gehen, zusammen, das ist doch nun wirklich ein Segen. – Ich habe keine Ahnung, Herr Groth, wie das in Ihrem Beruf zugeht; ich bin nur darauf gekommen, als ich dachte, dem Herrn Groth wirst du mal die Meinung sagen zu dem Blödsinn, den er da gedruckt hat; da ist mir eingefallen, daß es uns in einem Punkt vielleicht ähnlich geht: Wenn ich meine Arbeit nicht ganz genau mache, dann haben andere den Schaden, und manchmal ein Leben lang. Das gilt ja für die meisten, und für Ihre Arbeit wohl auch, bloß bei Ihnen kommt es gleich in Massen. Ich kann mir nicht helfen, aber mir würde es nicht gefallen, wenn ich denken müßte, ich bin schuld, daß heute tausend Leute genauso idiotisch gelacht haben wie ihre Opas vor hundert Jahren über die Pockenimpfung. Ich glaube, da würde ich mich aber mal vornehmen.«
    Soweit die Schwester Turo, und nun ich: So schwer es mir fiel, ich habe mich vorgenommen.
     
    Als ich einen Redakteur, der womöglich unser bester war, in den Kongo schicken mußte, da hatten wir in einem Punkt heftigen Streit, und da sagte er zu mir: »Sie sind der Chef; wenn Sie es anordnen, werde ich es tun, aber ich sage Ihnen, ich halte es für eine Übertreibung. Die Spritzen, bitte, die waren nicht zu umgehen. Aber nun habe ich die Nase voll. Die Impfungen zusammengenommen sind schlimmer als eine von den Krankheiten, gegen die sie gedacht sind. Weder Cholera noch Ziegenpeter können jetzt ran an mich, und wenn ich Malaria höre, kann ich nur lachen. Das heißt, ich kann nur vorsichtig lachen, denn ich habe von den verdammten Kanülen tausend Löcher im Leibe. Wenn die nun auch noch diese Tropenuntersuchung machen und zapfenmein Blut und beäugen es, da können sie doch kaum etwas anderes finden als all die vorbeugende Flüssigkeit, die sie in mich hineingepumpt haben. Außerdem ist das ohnehin nur eine Formsache, mehr wegen der Versicherung. Zum Röntgen war ich erst neulich, mein Herz ist taufrisch, mein Kreislauf kreist zu meiner größten Zufriedenheit; ich gehe da nicht hin. Ich sage es Ihnen also, wie es ist, Kollege Groth: Ich halte es für die äußerste Übertreibung, und von mir aus gehe ich nicht da hin. Selbstverständlich gehe ich da hin, wenn Sie es anordnen; Sie sind der Chef, ich kenne meine Pflichten …«
    Soweit der Redakteur, und nun ich: Ich mochte den, der war tüchtig und mutig, konnte reden und hinsehen und schreiben, auf den war Verlaß, und vor dem den Chef herauszukehren hätte mir wenig gefallen, und so bestand ich denn nicht auf der Untersuchung und sagte zu ihm, als er mir lange genug die Ohren vollgeblasen hatte: »Dann machen Sie doch, was Sie wollen!«
    Nun, er hatte beim Lobpreis seiner Organe den Magen nicht erwähnt und hatte auch seine Gründe gehabt; ich erfuhr es dann: Es klappte nicht so recht mit der Säureproduktion, es war kein großer Schaden, ein kleiner nur, und zu Hause richtete er sich damit ein. Aber er wollte in den Kongo und wollte nicht riskieren, daß ihm ein Doktor zuerst einen widerlichen Schlauch zu schlucken gäbe, nur um ihm dann zu sagen: »Nein, Herr, Sie bleiben mal besser hier!« Und ich kehrte den Chef nicht heraus und sagte: »Dann machen Sie doch, was Sie wollen!«
    Der Kongo war nichts für ihn, das Essen nicht und die Entfernung zum nächsten Krankenhaus auch nicht: Zuerst war es nur Durchfall, dann sah es wie Gelbsucht aus, dann wurde es ein dauernder Leberschaden, und am

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