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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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nüchtern und steril. Seine teuren Designermöbel waren handgefertigt, die modernen Bilder sprachen sie nicht an, auch wenn sie, wie Viktor meinte, eine ausgezeichnete Geldanlage seien. Im Schlafzimmer stand eine Skulptur, die sie ausgesprochen albern fand, ein Mädchen auf der Flucht. Sie musste immer lächeln, wenn sie sie sah, worüber Viktor sich ärgerte.
    Der Fernseher war in einem Wandschrank im Wohnzimmer versteckt. In einer alten, etwas zu wuchtigen Vitrine standen teure Gläser und ein Porzellan, das er von einer Tante bekommen hatte und in Ehren hielt, obwohl es nichts Besonderes war. Die metallische Küche blinkte und strahlte Kälte aus. Die ganze Wohnung war ungemütlich und lud nicht zum Verweilen ein. Sie war jedes Mal wieder froh, wenn sie ihre eigene Wohnung betrat.
    Eigentlich hätte sie sich gerne einen Film angesehen, aber Viktor begann zu reden. Und sie wusste schon, was kam. Er wollte, dass sie bei ihm einzog. Und heiraten wollte er auch.
    Das Thema war ihr unangenehm, weil sie sich allmählich unter Druck gesetzt fühlte. Nie konnten sie beisammen sein, ohne dass er darauf zu sprechen kam. Auf die Heirat, die Kinder und das Haus, das er bauen wollte.
    »Claire«, er streichelte ihre Hand. »Ich liebe dich, daran ändert sich nichts mehr. Ich will mit dir zusammen sein und eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Ich habe so viele Pläne.«
    Genau das war es. Sie wollte noch nicht alles planen. Viktor sprach weiter, aber sie blickte aus dem Fenster. Es dämmerte schon, bald würde es dunkel sein. Sie mochte die kalten Jahreszeiten und setzte sich gerne mit einem Buch hin, um die Welt um sich herum für einige Zeit zu vergessen. Aber Lesen ging nicht in Viktors Gegenwart. Er suchte immer wieder das Gespräch. Als sei er eifersüchtig auf das Buch, das sie gerade las.
    Sie sah kurz einen dunklen Schatten an der Tür auftauchen, und ein paar grünliche Augen, die zu schmalen Schlitzen verengt waren. Viktors Kater Ascot, den sie nicht mochte. Das Tier verschwand sofort wieder, wie um ihr zu bedeuten, dass sie zu belanglos war, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Oder du hörst ganz auf.«
    Sie konzentrierte sich wieder auf ihn.
    »Was hältst du davon? Hast du eigentlich deine Bewerbung zurückgezogen?«, fragte er.
    Sie fröstelte plötzlich, zog die Beine vor ihren Oberkörper und schlang die Arme darum.
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Du hast keine Chance, sieh das doch endlich ein.«
    Viktors Worte waren etwas heftiger geworden und sie sehnte sich plötzlich nach ihrer kleinen, gemütlichen Wohnung.
    »Ich verdiene genug für uns beide. Du brauchst nicht zu arbeiten und dich herumkommandieren zu lassen.«
    Wieder ließ sie ihren Gedanken freien Lauf. Sie war nicht unbedingt auf eine große Karriere aus. Aber nur Hausfrau und Mutter zu sein, würde ihr auch nicht reichen. Der Gedanke, den ganzen Tag ans Haus gefesselt zu sein, mit der Nachbarin den neusten Tratsch auszutauschen und abends auf Viktor zu warten, war öde. Sie würde lieber in ferne Länder reisen und internationale Hotels aufsuchen. Vielleicht als Beraterin oder so etwas. Dick Rogers sagte kurz vor seinem Tod, die Firma wolle nach Übersee expandieren. Das hätte sie interessiert.
    »Und ich will bauen, im eigenen Haus leben. Ich habe übrigens schon einen Grundriss entworfen.«
    Er stand auf und kam mit zusammengerollten Papieren wieder. Als er die Pläne vor ihr ausbreitete, sah sie den Stempel eines Architekturbüros in der rechten unteren Ecke. Demnach war er mit seiner Planung schon ziemlich weit. Er zeigte ihr die Anordnung der Räume und sprach davon, mit einer Solaranlage das Wasser erwärmen zu wollen. Sie musterte die Pläne, tippte dann auf eine Stelle im Schlafzimmer und sagte: »Hier hätte ich gerne eine Mauer für ein zusätzliches kleines Zimmer zum Ankleiden oder als begehbarer Kleiderschrank. Und die Küche soll zum Wohnzimmer hin offen sein, damit ich mich mit den Gästen unterhalten kann, während ich koche.«
    Er schüttelte sofort den Kopf.
    »Nein, die muss geschlossen sein, weil ich im Wohnzimmer einen offenen Kamin habe. Die Bauvorschriften lassen eine Abzugshaube und einen offenen Kamin nicht im gleichen Raum zu. Und das kleine Zimmer ist unsinnig, lieber habe ich etwas mehr Platz im Schlafzimmer. Und hier …«
    Sie überlegte, wie ihr Traumhaus eigentlich aussehen musste. Sie wollte kein neues Haus, sondern ein schon etwas älteres. Ein Haus mit einer Geschichte, das Leuten gehört hatte, deren Schicksal

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