Das Jahr der Kriesen
Er kramte intensiv in seiner übervollen Aktentasche herum.
Ein Geheimdienstmann erschien wie aus dem Nichts und nahm Mini die Aktentasche ab.
Knurrend sagte Mini: »Ihr Burschen habt sie unten, auf dem vorderen Bürgersteig, durchsucht und dann hier oben vor kaum einer Minute. Um Gottes willen.«
»Wir können’s uns nicht leisten, Risiken einzugehen.«
Tito Cravelli, Phil Danville, Dorothy Gill, der Pekkie Bill Smith, der seine blaue Tuchmütze sowie sein Linguistik-Gerät trug, und schließlich die drei Geheimdienstleute marschierten geräuschvoll aus dem Raum. »Wir sind unterwegs zu Sal und Pat«, erklärte Tito Jim Briskin. »Kommst du mit oder nicht?«
»Vorläufig nicht«, sagte Jim Briskin und wußte, daß es lange dauern würde, bis er es schaffte, auf diese oder irgendeine andere Party zu kommen.
»Lassen Sie mich die Vorteile des Uranus beschreiben«, sagte Mini enthusiastisch, und begann, Jim so rasch wie möglich ein überwältigendes Spektrum von Dokumenten aus seiner Aktentasche zu reichen.
Es würden vier schwierige Jahre werden. Das konnte er sehen. Vier? Eher acht.
Wie sich erweisen sollte, war dies eine durchaus zutreffende Prognose.
Nachwort
Beim Redigieren dieses Manuskripts erreichte mich die traurige Nachricht, daß Philip Kendred Dick, der Autor des vorliegenden Romans, überraschend am 2. März 1982 verstarb. Der Tod trat nach mehreren Schlaganfällen und anschließendem vierzehntägigem Koma ein. Mit Dick hat die SF-Welt unzweifelhaft einen ihrer bedeutendsten Autoren verloren. Persönliche Tragik dabei: Dick, der jahrzehntelang nie vom Erfolg verwöhnt wurde, avancierte in den letzten Jahren immer mehr zu einem Kultautor der jüngeren Generation, seine Bücher begannen sich besser als je zuvor zu verkaufen, und mit der Kinoverfilmung von Do Androids Dream of Electric Sheep? (Träumen Roboter von elektrischen Schafen?) wäre Dick nun wahrscheinlich auch der verdiente finanzielle Erfolg zuteil geworden, der etlichen seiner Kollegen mit Bestsellererfolgen längst zugelaufen war.
Philip K. Dick wurde 1928 in Chicago geboren und schrieb seit 1952 Science Fiction. Obwohl Dick zweifellos als Autor eine Entwicklung durchlaufen ist, kann man schon seinen frühen Texten eine Essenz entnehmen, die auch seinen späteren Stoffen noch immer eigen war.
Häufig stellt sich der Eindruck ein, daß die Werke auf die eine oder andere Art zusammenhängen. Das liegt zum Teil an gewissen Versatzstücken, die Dick immer wieder einbrachte, zum Teil an seiner im Kern über Jahrzehnte hinweg erhalten gebliebenen Weltsicht : Ausweglos verstrickte Charaktere kämpfen um ihre eigene Identität, um das Erkennen der wirklichen Struktur ihrer Umwelt.
»Der Mensch auf der Suche nach Wahrheit und Realität, in einem widrigen, nicht kontrollierbaren Universum voller Tücken und Gefahren. Es sind keine strahlenden Helden, die in Dicks Romanen agieren, sondern unscheinbare Leute, Verkäufer oder Vertreter, gegen die sich die ganze Welt verschworen hat.« (Lexikon der Science Fiction-Literatur) In besonderem Maße gilt dies für Dicks Romane, aber ähnliche Strukturen lassen sich auch in den Kurzgeschichten nachweisen. Und überraschend ist immer wieder, welch gleichbleibend hohe Qualität hier über Jahrzehnte hinweg zum Ausdruck kommt. Selbst die schwächeren Stories strahlen immer noch ein gutes Maß Imagination aus und faszinieren durch bizarre Einfälle.
Philip K. Dick war ein belesener Autor, der in Berkeley studierte und dort Schriftsteller wie Kafka, Proust, Joyce, Flaubert und andere las. Er kannte und schätzte Werke von Baudelaire und Rilke genauso wie solche von Thomas Mann, Steinbeck oder Hemingway. Was Science Fiction angeht, so waren ihm Sturgeons More Than Human, Millers A Canticle for Leibowitz (Lobgesang auf Leibowitz), van Vogts The World of Null-A (Welt der Null-A), Vonneguts Player Piana (Das höllische System), Asimovs Foundation- Romane , Bradburys Martian Chronicles (Die Mars-Chroniken) und Clarkes Childhood’s End (Die letzte Generation) besonders lieb – zumeist ältere Titel, die ihn damals stark beeindruckten.
In einem Interview, das von Werner Fuchs und Uwe Anton geführt wurde, äußerte sich Philip K. Dick wie folgt zu seinen eigenen Intentionen beim Schreiben von Science Fiction:
»Zwei Dinge in meinen Romanen interessieren mich. Einerseits die philosophische, soziologische, theologische oder politische Grundlage, zum anderen die Charaktere. Die Charaktere sehen sich
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