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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sah.«
    »Ich werde das nachsehen«, sagte das Mädchen im Lattimore, da sie Myra zugehört hatte. Sie wandte sich ihren Akten zu.
    »Was ich herausfinden will«, sagte Tito zu ihr, »ist das genaue Datum, an dem das Organ von der BfLO der UN im Empfang genommen worden ist. Wenn Sie mir dieses Datum bitte geben könnten.« Er wartete, daran gewohnt, daß er geduldig sein mußte. Seine Branche erforderte diese Tugend unbedingt, vor allen anderen, Intelligenz eingeschlossen.
    Das Mädchen sagte gleich darauf: »Ein Colonel Weiswasser erhielt am zwölften August dieses Jahres eine Organtransplantation. Langerhanssche Inseln, von der BfLO am Vortag eingegangen – am elften August. Dr. Lurton Sands hat die Operation durchgeführt und natürlich auch das Organ beglaubigt.«
    »Danke, Miss«, sagte Tito und unterbrach die Verbindung. »Das BfLO-Büro hat geschlossen«, sagte Myra, als er erneut zu wählen begann. »Sie werden bis morgen warten müssen.«
    »Ich kenne da jemanden«, erwiderte Tito und wählte weiter.
    Schließlich hatte er Gus Anderton, seinen Kontaktmann bei der Bank für Lebenswichtige Organe der UN auf dem Schirm. »Gus, hier ist Tito. Überprüfe den elften August dieses Jahres für mich. Langerhanssche Inseln – okay? Sieh nach, ob der Orgtrans-Chirurg, auf den wir schon zuvor Bezug genommen haben, an diesem Datum welche abgenommen hat.«
    Sein Kontaktmann war mit der Information beinahe sofort wieder da. »Richtig, Tito – alles klar. Elfter August, Langerhanssche Inseln. Per Jet-Hopper nach Lattimore in San Francisco überführt.«
    Tito Cravelli unterbrach den Anschluß erbost.
    Nach einer Pause rief Myra Sands, die noch immer unruhig in seinem Büro umherging, aus: »Aber ich weiß, daß er Organe illegal erhalten hat. Er hat nie jemanden zurückgewiesen, und Sie wissen, daß es in der Bankreserve niemals so viele Organe gegeben hat – er mußte sie woanders herbekommen. Und bekommt sie immer noch – das weiß ich.«
    »Dies zu wissen und dies zu beweisen sind zweierlei …«
    Myra drehte sich zu ihm um und fauchte: »Und abgesehen von der UN-Bank gibt es nur noch eine andere Stelle, wohin er gehen würde oder könnte.«
    »Einverstanden«, sagte Tito und nickte. »Aber wie bereits Ihr Anwalt sagte – Sie sollten bessere Beweise haben, bevor Sie Anklage erheben. Sonst wird er Sie wegen übler Nachrede, Verleumdung, Charakterschmähung, die ganze Latte, verklagen. Er wäre dazu gezwungen. Sie würden ihm keine Wahl lassen.«
    »Ihnen gefällt das Ganze nicht«, sagte Myra.
    Tito zuckte mit den Schultern. »Es muß mir nicht gefallen. Das spielt keine Rolle.«
    »Aber Sie denken, ich beschreite gefährlichen Boden.«
    »Ich weiß, daß Sie das tun. Selbst wenn es stimmt, daß …«
    »Sagen Sie nicht ›selbst wenn‹. Er ist ein Fanatiker, und Sie wissen das. Er identifiziert sich so vollkommen mit seinem öffentlichen Image als Lebensretter, daß er einfach einen psychologischen Bruch mit der Realität gemacht hat. Wahrscheinlich hat er klein angefangen, mit dem, wovon er sich gesagt hat, es sei eine einzigartige Situation, eine Ausnahme. Er mußte ein spezielles Organ haben, und er hat es genommen. Und das nächste Mal …« Sie zuckte mit den Schultern. »War es leichter. Und so weiter.«
    »Ich verstehe«, sagte Tito.
    »Ich glaube, mir ist jetzt klar, was wir werden tun müssen«, sagte Myra. »Was Sie werden tun müssen. Machen Sie sich an die Arbeit. Finden Sie über Ihren Kontaktmann bei den UN heraus, exakt welches Organ der Bank im Augenblick fehlt. Dann stellen Sie absichtlich eine weitere Notfallsituation auf die Beine. Veranlassen Sie, daß sich jemand in einem x-beliebigen Krankenhaus wegen eben dieses Transplantates an Lurton wendet. Mir ist klar, daß das eine verdammte Menge Geld kosten wird, aber ich bin bereit, die Kosten zu übernehmen. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe«, sagte Tito. Mit anderen Worten: Lurton Sands eine Falle stellen. Die Entschlossenheit des Mannes ausnutzen, das Leben eines sterbenden Menschen zu retten … seine humanitäre Einstellung zum Instrument seiner Vernichtung machen. Was für eine Art, sich den Lebensunterhalt zu verdienen, dachte sich Tito. Noch einen Tag, noch einen Dollar … das ist es kaum. Nicht, wenn man in so etwas verwickelt wird.
    »Ich weiß, daß Sie das arrangieren können«, sagte Myra leidenschaftlich zu ihm. »Sie sind gut, Sie sind erfahren. Oder nicht?«
    »Ja, Mrs. Sands«, antwortete Tito. »Ich bin erfahren. Ja,

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