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Das Janusprojekt

Das Janusprojekt

Titel: Das Janusprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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kam.»
    «Ach? Wieso?»
    «Zum einen waren sie längst nicht so dicht gesät wie heute. Und zum anderen hatte es mehr Gewicht. Damals habe ich echte Befriedigung daraus gezogen, die Gesellschaft zu schützen. Heute wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte.»
    «Klingt, als missfiele Ihnen, was die Partei für Deutschland tut», sagte er.
    «Aber nicht doch», sagte ich, jetzt vorsichtiger. «Mir missfällt nichts, was für Deutschland getan wird.» Ich zündete mir eine Zigarette an und überließ es ihm, meine Äußerung zu interpretieren. In der Zwischenzeit unterhielt ich mich damit, mir auszumalen, wie meine Faust auf das spitze Kinn dieses Jünglings krachte. «Haben Sie auch einen Namen, oder dürfen den nur Ihre Freunde wissen? Das sind die Leute, die Ihnen zum Geburtstag eine Glückwunschkarte schicken, Sie erinnern sich? Vorausgesetzt, Sie wissen noch, wann der ist …»
    «Vielleicht können Sie ja mein Freund werden», sagte er lächelnd. Dieses Lächeln gefiel mir gar nicht. Es besagte, dass er sicher war, etwas gegen mich in der Hand zu haben. Da war so ein Blitzen in seinen Augen. «Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen. Dazu sind Freunde doch da, oder? Vielleicht tue ich Ihnen ja einen Gefallen, Gunther, und Sie sind mir so verdammt dankbar, dass Sie mir eine von diesen Glückwunschkarten schicken.» Er nickte. «Ja, das würde mir gefallen. Wäre richtig nett. Mit ein paar freundlichen Worten.»
    Seufzend blies ich Rauch in seine Richtung. Langsam wurde ich seine Harter-Hund-Nummer leid. «Ich glaube nicht, dass Sie Sinn für meine Art von Humor haben», sagte ich. «Aber ich lasse mir gern das Gegenteil beweisen. Wäre mal eine nette Abwechslung, sich in der Gestapo getäuscht zu haben.»
    «Ich bin Inspektor Gerhard Flesch», sagte er.
    «Freut mich, Flesch.»
    «Ich leite die Judenabteilung der Sipo», setzte er hinzu.
    «Wissen Sie was? Ich überlege mir, hier auch so was aufzumachen», sagte ich. «Plötzlich scheint ja jeder eine Judenabteilung zu haben. Muss gut fürs Geschäft sein. Der SD, das Außenministerium und jetzt auch die Gestapo.»
    «Die Operationsbereiche des SD und der Gestapo sind durch eine Weisung des Reichsführers-SS klar voneinander abgegrenzt», sagte Flesch. «Theoretisch ist es Aufgabe des SD, die Juden zu überwachen und uns dann Bericht zu erstatten. In der Praxis sieht sich die Gestapo allerdings in einem Machtkampf mit dem SD, und kein Bereich ist so heftig umstritten wie die jüdischen Angelegenheiten.»
    «Klingt ja alles hochinteressant, Flesch. Aber ich wüsste nicht, was ich da tun könnte. Ich bin ja noch nicht mal Jude.»
    «Nein?» Flesch lächelte. «Dann will ich es Ihnen erklären. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Franz Six und seine Leute sich von den Juden bezahlen lassen. Dass sie Bestechungsgelder annehmen, um Juden die Auswanderung zu erleichtern. Was wir noch nicht haben, sind Beweise. Und da kommen Sie ins Spiel, Gunther. Sie werden sie uns beschaffen.»
    «Sie überschätzen meine Fähigkeiten, Flesch. Ich bin nicht sehr gut darin, in der Scheiße zu wühlen.»
    «Diese SD-Erkundungsmission in Palästina. Warum genau fahren Sie dorthin?»
    «Ich brauche Urlaub, Flesch. Ich muss mal hier weg und ein paar Orangen essen. Anscheinend sind Sonne und Orangen sehr gut für die Haut.» Ich zuckte die Achseln. «Und außerdem erwäge ich, zum Judentum zu konvertieren. Man hat mir gesagt, in Jaffa machen sie ziemlich gute Beschneidungen, wenn man vor der Mittagszeit drankommt.» Ich schüttelte den Kopf. «Hören Sie, Flesch. Das ist eine geheimdienstliche Angelegenheit. Sie wissen, dass ich mit niemandem außerhalb des Referats darüber reden kann. Wenn Ihnen das nicht passt, wenden Sie sich an Heydrich. Der macht die Spielregeln, nicht ich.»
    «Die beiden Männer, mit denen Sie reisen werden», sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. «Wir möchten, dass Sie sie im Auge behalten. Um sicherzugehen, dass sie ihre Vertrauensstellung nicht missbrauchen. Ich bin sogar befugt, Ihnen dafür eine Aufwandsentschädigung anzubieten. Tausend Reichsmark.»
    «Das ist sehr nobel von Ihnen, Flesch», sagte ich. «Tausend Mark sind ein ganz hübsches Stückchen Zuckerbrot. Aber natürlich wären Sie nicht die Gestapo, wenn Sie nicht auch einen kleinen Vorgeschmack auf die Peitsche anzubieten hätten, die mir droht, falls ich doch nicht so ein Süßschnabel sein sollte.»
    Flesch lächelte wieder sein schmales Lächeln. «Es wäre doch unangenehm, wenn

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