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Das Janusprojekt

Das Janusprojekt

Titel: Das Janusprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Begelmann, dass Sie dieser Abteilung und den Leuten, die für sie arbeiten, nicht trauen.»
    Der arme Begelmann machte ein entsetztes Gesicht. «Nein, nein, nein, nein, nein», sagte er. «Das will ich ganz und gar nicht.»
    Aber inzwischen amüsierte ich mich zu gut, um diesen Knochen loszulassen. «Und ich kann es Ihnen nicht verdenken. Ausgeraubt zu werden, ist eine Sache. Aber eine ganz andere ist es, wenn der Bandit auch noch verlangt, dass man ihm die Beute zum Fluchtwagen bringt.»
    Six biss sich auf die Lippe. Ich sah ihm an, dass er wünschte, es wäre meine Halsschlagader. Er schwieg lediglich, weil ich noch nicht abgelehnt hatte. Vermutlich erriet er, dass ich es nicht tun würde. Tausend Pfund sind tausend Pfund.
    «Bitte, Herr Gunther.»
    Six schien ganz froh, das Betteln Begelmann überlassen zu können.
    «Meine gesamte Familie wäre Ihnen für Ihre Hilfe äußerst dankbar.»
    «Tausend Pfund», sagte ich. «Diesen Teil kenne ich schon.»
    «Ist an der Entlohnung irgendetwas auszusetzen?» Begelmann sah Six an, wartete auf eine Hilfestellung, bekam aber keine. Six war SD-Mann, kein Pferdehändler.
    «Ganz und gar nicht, Herr Begelmann», sagte ich. «Die ist sehr großzügig. Nein, das Problem bin wohl eher ich. Ich kriege immer einen Juckreiz, wenn mir eine bestimmte Sorte Hund zu dicht auf die Pelle rückt.»
    Aber Six ließ alle Beleidigungen an sich abprallen. «Sie sind doch hoffentlich nicht unhöflich zu einem Vertreter der deutschen Staatsmacht, Herr Gunther», sagte er tadelnd. «Man könnte ja meinen, Sie wären gegen den Nationalsozialismus, so wie Sie reden. Keine besonders gesunde Einstellung heutzutage.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Sie missverstehen mich», sagte ich. «Ich hatte letztes Jahr einen Kunden. Einen gewissen Hermann Six. Der Industrielle, Sie wissen ja? Er hat sich mir gegenüber alles andere als anständig verhalten. Ich hoffe, Sie sind nicht mit ihm verwandt.»
    «Leider nein», sagte er. «Ich stamme aus einer armen Mannheimer Familie.»
    Ich sah Begelmann an. Er tat mir leid. Ich hätte ablehnen sollen, doch ich ließ mich auf den Deal ein. «In Ordnung, ich mache es. Aber Sie beide sollten in dieser ganzen Sache die Karten lieber offen auf den Tisch legen. Ich bin nicht der Typ, der verzeiht und vergisst. Und ich habe noch nie die andere Wange hingehalten.»
     
    Schon bald bereute ich, mich auf den Schacher von Six und Begelmann eingelassen zu haben. Am nächsten Tag saß ich allein in meinem Büro. Draußen regnete es. Mein Partner, Bruno Stahlecker, war angeblich in einer Ermittlungssache unterwegs, was vermutlich hieß, dass er an einem Kneipentresen irgendwo im Wedding herumlungerte. Es klopfte an der Tür, und ein Mann trat ein. Er trug einen Ledermantel und einen breitkrempigen Hut. Es musste wohl an meinem überdurchschnittlichen Spürsinn liegen, dass ich, noch ehe er seine Marke zückte, wusste, dass er von der Gestapo kam. Er war Mitte zwanzig, mit dünnem Haar, einem kleinen, schiefen Mund und einem spitzen, zart wirkenden Kinn, das darauf schließen ließ, dass er es eher gewohnt war, Schläge auszuteilen, als welche einzustecken. Wortlos warf er seinen Hut auf meine Schreibunterlage, knöpfte seinen Mantel auf, was einen adretten, marineblauen Anzug enthüllte, setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Schreibtischseite, nahm seine Zigaretten heraus und zündete sich eine an – die ganze Zeit sah er mich dabei an wie ein Seeadler einen Fisch.
    «Hübscher Hut», sagte ich schließlich. «Wo haben Sie den geklaut?» Ich nahm den Hut von meiner Schreibunterlage und warf ihn ihm auf den Schoß. «Oder wollten Sie mich nur wissen lassen, dass es draußen regnet?»
    «Am Alex haben sie mir gesagt, dass Sie ein harter Bursche sind», sagte er und aschte auf meinen Teppich.
    «Am Alex war ich ein harter Bursche», sagte ich. Gemeint war das Polizeipräsidium am Berliner Alexanderplatz. «Sie haben mir so ein kleines Blechding gegeben. Mit der Biermarke der Kripo in der Tasche kann jeder den harten Burschen mimen.» Ich zuckte die Achseln. «Aber wenn die das sagen, muss es wohl stimmen. Richtige Polizisten wie die am Alex lügen nicht.»
    Das Mündchen dehnte sich zu einem dünnen Lächeln. Er lutschte an seiner Zigarette, als wäre sie ein Faden, den er durch ein Nadelöhr stecken wollte. «Sie sind also der Polyp, der den Mörder Gormann erwischt hat.»
    «Das ist lange her», sagte ich. «Mörder zu fangen, war wesentlich leichter, bevor Hitler an die Macht

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