Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)
Gott um Hilfe gebeten hatte, auch wenn dies nicht ernst gemeint war.
„Ich und meine Frau. Leider haben wir es all die Jahre nicht geschafft, unser Versprechen einzulösen.“
„Wo ist denn Ihre Frau?“, fragte Nick.
„Sie ist gestorben.“
„Verzeihen Sie, das tut mir leid“, antwortete Nick.
„Es muss Ihnen nicht leid tun. Dort, wo sie jetzt ist, hat sie ihren Frieden. Und ich werde ihr bald folgen. Nach meinem Versprechen. Und Sie können sich auch freuen.“
„Wie bitte?“, fragte Nick, der ein wenig verdutzt war.
„Sie haben den Start hinter sich gebracht. So schlimm war das doch nicht, oder?“
Nick bemerkte nun auch, dass er den Start erfolgreich gemeistert hatte.
„Danke, dass Sie mich abgelenkt haben“, sagte Nick erleichtert, ließ sich in den Sessel fallen und drückte den Knopf für die Bedienung.
„Danken Sie nicht mir“, sagte der alte Mann und zeigte auf die Bibel.
Nick schlug die Bibel auf.
Die Stewardess kam.
„Was darf ich Ihnen bringen?“
„Einen Cognac. Möchten Sie auch etwas trinken?“, fragte Nick den alten Mann.
„Ein Glas Wasser, bitte.“
Die Stewardess verschwand.
„Lesen Sie. Sie haben genug Zeit. Verzeihen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe. John Mitchell.“
„Nick Adams. Hocherfreut.“
„Ganz meinerseits.“
Während Nick seinen Cognac trank, versuchte er in der Bibel zu lesen. Nach nur zehn Seiten merkte er , wie schwer es ihm fiel. Die Bibel war nun mal nicht in der Sprache verfasst, die ihn zum Weiterlesen anregte. Davon abgesehen, war er eh nicht der leidenschaftliche Leser, sondern sah viel lieber fern, was ihm selbst mitunter Unbehagen bereitete. War er etwa schon zur Geisel der Medien geworden?
Er blickte nach rechts zu John. Dieser schien eingenickt zu sein. Gut, dachte er und legte die Bibel weg.
Er schloss seine Augen und versuchte ebenfalls ein wenig zu schlafen.
Doch seine Flugangst ließ keinen Schlummer zu. So zitterte er möglichst unauffällig vor sich hin und hoffte, John möge aufwachen und sich mit ihm unterhalten.
Kapitel 5
Er wusste nicht wie, aber er hatte die erste Etappe seines Fluges überstanden. Er atmete erleichtert aus, als das Flugzeug den Frankfurter Flughafen erreicht hatte und er festen Boden unter den Füßen spürte.
„Schade, dass Sie nicht den gleichen Anschlussflug haben“, sagte Nick , als sich die beiden Männer in der Lobby verabschiedeten.
„Ja, das finde ich auch. Aber so Gott will , werden wir uns im Gelobten Land wieder sehen.“
„Es wäre zu wünschen. Melden Sie sich. Hier ist meine Handynummer.“
„Das werde ich, wenn die Zeit es zulässt“, sagte der alte Mann und blickte zu Boden.
Wie ein Schulkind, welches bei einer Lüge ertappt wird, dachte Nick.
„Ich wünsche Ihnen alles Gute“, sagte Nick und verabschiedete sich von John.
Während des Fluges hatte Nick sehr viel über ihn erfahren: In seinen Sätzen drehte sich alles um seine Frau, die schwerkrank und nach Jahren der Qual gestorben war. Nick konnte fühlen, wie sehr John seine Frau vermisste. Er befürchtete, dass John Israel nicht mehr verlassen würde. Was für ein Mann, dachte Nick und betrat ein Café. John war so ganz anders als er …
Kapitel 6
Der Glaube war seine Antwort auf all die Fragen der letzten Jahre gewesen. Der Glaube war auch seine Zuflucht geworden, obwohl er das niemals erwartet hätte: er, Hasan, der Sohn palästinensischer Eltern. Hasan, der an den heiligen Jihad glaubte, weil keiner an ihn glaubte.
In frühester Jugend wurde er einberufen in eine der vielen palästinensischen Freiheitsorganisationen , dessen Anhänger in der westlichen Welt Terroristen genannt wurden.
Was wussten die schon über das Leben im Gazastreifen? Welche Perspektive gab es dort für Jugendliche wie ihn?
Wie konnten sich die im Westen wundern, dass die Rekrutierung neuer Todesschergen für die Hamas, Hisbollah und PLO ein einfaches Geschäft im Gazastreifen war? So hart es klang, aber es war schwerer, einen Jungen für den Beruf des Schneiders zu gewinnen, als ihn für eine dieser Organisationen zu rekrutieren.
Ein in die Ecke gedrängtes Tier lässt ab von jeder Vernunft. Dies schien die westliche Welt, allen voran die USA, nicht begreifen zu wollen.
Für Hasan bedeutete die Rekrutierung einen Job und somit auch ein Einkommen zu haben und vor allem die Achtung seiner Familie und Nachbarn. Der Verdienst war beträchtlich. Das Geld half seinen Eltern bei der Ernährung ihrer acht Kinder, von denen
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