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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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1.
    I ch hatte schon das Telefon in der Hand, um die ganze Sache abzusagen: die reservierten Hotelzimmer, die Blumen, den aufgeblasenen Fotografen, die alberne bombastische Torte.
    Als ich mein rosafarbenes Notizbuch aufschlug, das einen akribischen Schlachtplan für den großen Tag enthielt, segelte ein Bündel bonbonfarbener Visitenkarten und ausgeschnittener Zeitschriftenartikel zu Boden, aber mir war die Unordnung ausnahmsweise egal.
    Ich war blind vor Wut, von einem glühenden Urinstinkt getrieben, etwas zu zerschlagen, in Stücke zu reißen, zu zerstören. Mein Zorn stand in krassem Gegensatz zu den femininen Blumenarrangements und Luxusartikeln aus meinem Notizbuch. Langsam, aber sicher verdichtete sich mein Ärger, braute sich zusammen wie ein Wirbelsturm, der unaufhaltsam durch den bisher so geordneten Verlauf unseres gemeinsamen Lebens fegen würde, der die Trümmer unserer Beziehung in die Höhe reißen und vor sich hertreiben würde. Wenn ich schnell und unbeherrscht genug reagierte, traf ich Daniel vielleicht unvorbereitet und überraschte ihn auf freiem Feld, bevor er in Deckung gehen konnte.
    Ich bin der Tornado unter den Verlobten, der Hurrikan unter den Bräuten – fürchtet euch vor meinem Zorn!
    In der letzten halben Stunde dieses Vormittags hatten wir so gebrüllt, dass ich jederzeit eine Einmischung besorgter Nachbarn fürchtete, gefolgt von einem auf den Boden geschleuderten Verlobungsring (ich), einem in die Ecke gepfefferten Notizbuch (ich) und einer nicht unerheblichen Menge an Kraftausdrücken (überraschenderweise ebenfalls ich). Ich konnte zunächst überhaupt nicht weinen. Während Daniel sich ins Badezimmer zurückzog, um tief durchzuatmen, holte ich das Notizbuch wieder hinter dem Sofa hervor, wo es gelandet war, nachdem Daniel es beinahe an den Kopf bekommen hatte, und wählte die ersten fünf Ziffern der Telefonnummer von Blooming Marvellous, dem Blumenladen, den wir mit unserer Hochzeitsdekoration beauftragt hatten. Ich war fest entschlossen, Stanley, dem schwulen Floristen, mitzuteilen, dass wir nun doch weder die von ihm vorgeschlagenen Schwertlilien mit versilberten Stielen und Blütenblättern noch die absolut trendigen Blumendiademe für die Braujungfern brauchen würden. Vielen Dank für Ihre Mühe, ich bin sicher, Sie verstehen das!
    Aber dann fingen der Finger, mit dem ich die Nummer wählte, und mein Kinn gleichzeitig an zu zittern, und das Zimmer verschwamm vor meinen Augen. Ich begann so heftig zu weinen, dass ich ohnehin vor lauter Schniefen und Schluchzen kein vernünftiges Wort herausgebracht hätte, sobald ich Stanleys hochnäsige Stimme am anderen Ende der Leitung vernommen hätte. Mich – ausgerechnet mich – hatte eine simple Aneinanderreihung von Wörtern sprachlos gemacht, eine einfache, direkte Frage: »Was wünschen Sie sich zur Hochzeit?« Geäußert von dieser Frau, vor dreißig Minuten.
    Tränen schossen mir in die Augen, und meine Stimme ertrank.
    Ich ließ die Hand mit dem Telefon auf den Tisch sinken und stand eine gefühlte Ewigkeit lang reglos da, während ich davonfloss wie die Niagarafälle bei Hochwasser oder ein Gletscher zur Schneeschmelze. Dann hob ich die Hand und knallte das Telefon mit einer Heftigkeit auf die Station, dass mein Arm vibrierte und ein Ruck durch meinen ganzen Körper ging. Das fühlte sich schon besser an. Mein Zorn kehrte zurück, ein neuer Wirbelsturm braute sich zusammen.
    Ich wiederholte das Ganze aus immer größerer Höhe, bis das Telefon mit einem befriedigenden Knall zerbarst. Wie so oft folgte auf Gemetzel tiefe Stille. Das Wohnzimmer schien die Luft anzuhalten. Ich schniefte und atmete schwer und tat dann etwas, was ich noch nie zuvor getan hatte. Ich hörte auf zu denken, putzte mir die Nase an meiner Strickjacke ab, schnappte mir den Autoschlüssel und meinen bereitstehenden Koffer und verließ das Haus.
    Noch heute staune ich darüber, wie schnell und heftig das alles über die Bühne ging. Als ich wieder zu mir kam, saß ich im Auto und fuhr die Straße entlang, weg von Dan, weg von unserem Haus. Bis zu diesem Tag waren Wutanfälle und hysterische Ausbrüche eher untypisch für mich gewesen. Normalerweise erhob ich noch nicht einmal die Stimme. Und Flüche kamen noch viel seltener vor. Du verdammtes Arschloch von einem Lügner! Ich war immer stolz auf meine umgängliche Art gewesen, auf meine Beherrschung, meine Vernunft, meine stilvolle Eloquenz. An diesem Vormittag überraschte ich mich selbst am meisten.
    Ich

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