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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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herab an. Miles Augenhöhe ermöglichte ihm den direkten Ausblick auf den großartig entwickelten Bizeps des Burschen. Der Sergeant gab denen, die nicht sofort am Hindernislauf teilnahmen, die Erlaubnis wegzutreten. Miles und sein Kamerad setzten sich auf den Boden.
    »Ich beobachte dich schon die ganze Woche«, sagte Kostolitz. »Was ist denn das für ein Ding an deinem Bein?«
    Miles unterdrückte seinen Ärger locker, schließlich hatte er darinÜbung. Bei Gott – er fiel in jeder Menge sofort auf, aber besonders hier. Wenigstens schlug Kostolitz nicht gleich einen Hexenabwehrzauber in die Luft, wie dies alte Bauernweib unten in Vorkosigan Surleau. In manchen abgelegenen und unterentwickelten Gegenden auf Barrayar, wie tief in den Dendarii-Bergen im Distrikt der Vorkosigans, war es noch üblich, dass Säuglinge umgebracht wurden, die mit einer Behinderung zur Welt kamen, auch wenn es nur eine Hasenscharte war. Zwar bemühten sich von Zeit zu Zeit die aufgeklärteren Regierungszentren diese Unsitte auszurotten, doch mit wenig Erfolg. Miles schaute hinab zu den glänzenden Metallstäben, die an seinem linken Bein vom Knie bis zum Knöchel auf beiden Seiten angebracht waren. Bis heute hatte er sie unter den Hosenbeinen verbergen können.
    »Eine Schiene«, sagte er höflich, aber ablehnend.
    Kostolitz starrte das Ding weiter an. »Und wozu?«
    »Meine Knochen sind da ziemlich brüchig. Ich muss das Ding tragen, damit sie nicht brechen. Aber nicht für immer, nur bis die Chirurgen sicher sind, dass ich nicht mehr wachse. Dann werden die Knochen durch synthetische ersetzt.«
    »Komisch«, meinte Kostolitz. »Ist das ’ne Krankheit oder so?« Unter dem Vorwand sein Gewicht zu verlagern, rückte er von Miles ein Stückchen ab.
    Unrein! Unrein! dachte Miles wütend. Soll ich mit einem Glöckchen bimmeln? Ich sollte ihnen sagen, dass es ansteckend ist – dass ich voriges Jahr noch zwei Meter groß war … Er schluckte diesen verführerischen Gedanken hinunter. »Meine Mutter kam mit Giftgas in Berührung, als sie mit mir schwanger war. Sie hat alles ganz gut überstanden, aber dabei ist mein Knochenwuchs kaputt gegangen.«
    »Ach was! Haben sie dich denn nicht medizinisch behandelt?«
    »Aber klar doch! Die Inquisition war ein Dreck dagegen. Deshalb kann ich jetzt ja auch gehen und muss nicht in einem Eimer herumgeschleppt werden.«
    Kostolitz schaute leicht angewidert, versuchte aber nicht mehr von Miles abzurücken. »Wie hast du aber die ärztlichen Untersuchungen geschafft? Ich dachte es gäbe eine Vorschrift über die Mindestgröße.«
    »Das wurde zurückgestellt, bis die Testergebnisse vorliegen.«
    »Aha.« Das musste Kostolitz erst mal verdauen.
    Miles wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem bevorstehenden Test zu. Beim Robben unter Laserbeschuss müsste er Zeit gutmachen. Gut, denn die brauchte er beim Fünf-Kilometer-Lauf. Die fehlende Körpergröße und das ständige Hinken, weil das linke Bein nach unzähligen Brüchen vier Zentimeter kürzer war als das rechte, würden ihn Zeit kosten. Aber das war nicht zu ändern. Morgen sah es besser aus. Morgen kam die Ausdauerphase. Zweifellos würde ihn der Haufen langbeiniger, schlaksiger Kerle um ihn herum im Sprint schlagen. Bei den ersten fünfundzwanzigKilometern war er mit Sicherheit Schlusslicht, wahrscheinlich auch noch bei der zweiten Etappe; aber nach fünfundsiebzig Kilometern, wenn die Schmerzen den Höhepunkt erreichten, würden die meisten kapitulieren. In Schmerzen bin ich Experte, Kostolitz , sagte er in Gedanken zu seinem Rivalen. Morgen, nach Kilometer einhundert, werde ich dich bitten, deine dämlichen Fragen zu wiederholen – falls du dann noch genug Luft dazu hast …
    Verdammt noch mal! Konzentriere dich auf den Test, nicht auf diesen Idioten! Fünf Meter nach unten – vielleicht wäre es besser, herumzugehen und null Punkte bei diesem Hindernis zu kassieren. Aber sein Gesamtergebnis würde ziemlich mickrig ausfallen. Da wollte er auf keinen Fall einen Punkt unnötig verschenken und schon gar nicht gleich am Anfang. Er brauchte jeden einzelnen unbedingt. Die Mauer auslassen würde die knappe Sicherheitsspanne noch mehr verkleinern.
    »Du glaubst also tatsächlich, dass du den körperlichen Test bestehst?«, fragte Kostolitz und blickte umher. »Ich meine, dass du über fünfzig Prozent kommst?«
    »Nein.«
    Jetzt schaute Kostolitz verblüfft drein. »Aber was, zum Teufel, willst du dann hier?«
    »Ich muss ihn nicht bestehen, nur ein

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