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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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starrte weiter vor sich hin. Dann flüsterte er: »Gott, habe ich die Veränderungen satt! Allein der Gedanke, noch eine neue Welt ertragen zu müssen, macht mir Angst. Macht mir Angst.«
    »Sir«, sagte Miles liebevoll.
    Der alte Mann blickte ihn an. »Das ist nicht deine Schuld, mein Junge, nicht deine Schuld. Du gerietest in die Räder der Veränderung und des Zufalls, so wie wir alle. Es war reiner Zufall, dass der Meuchelmörder gerade dies Gift wählte, um deinen Vater zu töten. Er hat nicht mal auf deine Mutter gezielt. Trotzdem hast du dich wacker gehalten. Wir – wir haben einfach zu viel von dir erwartet. Das ist alles. Lass dir nie von jemandem vorhalten, du hättest dich nicht wacker gehalten.«
    »Danke, Sir.«
    Das Schweigen zog sich unerträglich lang hin. Es wurde warm im Zimmer. Miles tat der Kopf weh, weil er so lange nicht geschlafen hatte. Hunger und Medikamente bewirkten, dass ihm übel wurde. Mühsam rappelte er sich auf. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, Großvater …«
    Der alte Mann winkte ab. »Ja, du hast bestimmt viel zu tun …« Wieder machte er eine Pause und musterte Miles fragend. »Was wirst du jetzt tun? Es kommt mir sehr seltsam vor. Wir waren immer Vors, immer Krieger, sogar, als der Krieg sich wie alles andere veränderte.«
    In seinem Sessel wirkte er so geschrumpft. Miles riss sich zusammen, um zuversichtlich zu erscheinen, »Na, du weißt schon, es gibt immer noch die andere Möglichkeit für einen Aristokraten. Wenn ich kein Frontschwein sein kann, bleibt immer noch der Stadtkomiker. Ich habe vor, ein berühmter Epikuräer und Frauenheld zu werden. Das macht auch viel mehr Spaß als Soldat zu spielen.«
    Sein Großvater ging auf den Scherz ein. »Ja, diese Typen habe ich immer beneidet – nun geh schon, mein Junge …« Er lächelte, aber Miles spürte, dass dies Lächeln ebenso gezwungen war wie seins. Es war eine Lüge, denn ›Drohne‹ war im Wortschatz des Alten ein Schimpfwort. Dann verließ Miles mit Bothari das Zimmer.
     
    Miles saß zusammengesunken in einem alten Sessel in einem kleinen Zimmer auf der Straßenseite der alten Villa. Er hatte die Beine hochgelegt und die Augen geschlossen. Dieser Raum wurde selten benutzt und bot daher eine gute Möglichkeit, sich zu verkriechen und in Ruhe zu grübeln. Noch nie war er in einer so trostlosen Sackgasse angekommen. Alles in ihm war abgestorben. Er spürte nicht einmal Schmerzen. Wie viel Leidenschaft hatte er aufgewendet – und für nichts und wieder nichts! Ein Leben der Leere erstreckte sich endlos in die Zukunft – nur wegen eines Sekundenbruchteils dämlicher, wütender Angst …
    Hinter ihm räusperte sich jemand und sagte schüchtern: »Hallo, Miles.« Er machte die Augen auf und fühlte sich plötzlich ein bisschen weniger wie ein verwundetes Tier, das sich im Bau verkrochen hat.
    »Elena! Ich nehme an, du bist gestern Abend mit Mutter aus Vorkosigan Surleau zurückgekommen. Komm rein!«
    Elena hockte sich dicht neben ihn auf die Armlehne eines anderen Sessels. »Ja, sie weiß, wie sehr ich mich freue, wenn ich in die Hauptstadt darf. Manchmal habe ich direkt das Gefühl, als sei sie meine Mutter.«
    »Sag ihr das. Darüber freut sie sich bestimmt.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte sie scheu.
    »Absolut!« Er riss sich zusammen, um ganz wach zu werden. Vielleicht war die Zukunft doch nicht völlig leer.
    Elena kaute auf der Unterlippe. Ihre großen dunklen Augen verschlangen ihn fast. »Du siehst total kaputt aus.«
    Miles wollte sich nicht an Elenas Schulter ausheulen. Er verbarg seine Verzweiflung unter dem Mantel der Selbstironie. Grinsend lehnte er sich zurück. »Da hast du buchstäblich recht. Aber ich komme darüber hinweg. Du … äh … du hast bestimmt schon alles gehört, nehme ich an?«
    »Ja. Ist alles – naja – so einigermaßen mit meinem Lord glatt gegangen?«
    »Sicher! Schließlich bin ich der einzige Enkel, den er hat. Damit habe ich eine hervorragende Position – ich kann mir praktisch alles leisten.«
    »Hat er dich gebeten, deinen Namen zu ändern?«
    »Was?« Miles blickte sie verständnislos an.
    »Zum üblichen Vatersnamen. Er hat davon gesprochen, als du … oh.« Sie brach ab. Aber Miles hatte die Tragweite ihrer Halbenthüllung verstanden.
    »Aha! Wenn ich endlich Offizier sein würde, wollte er doch noch nachgeben und mir meinen ererbten Namen gönnen. Reizend von ihm – siebzehn Jahre nach der Tatsache meiner Geburt.« Er unterdrückte die aufkommende Wut

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