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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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blutbespritzten Söldner streiten, der auftrat wie ein Kommandant und die großartige blutige kiriathische Klinge in der Hand hielt. Für einen solchen Scheiß erhielten sie nicht halb genug Sold …
    Er sah die beiden Bewaffneten, die er losgeschickt hatte, heraustreten und nickte ihnen zu. Sie zuckten vor seinem Blick zurück und schlichen davon.
    Hinter ihm kroch die Sonne über den Fluss, ergoss ihre Strahlen über die dunkle Masse der großen Tore und überzog den Himmel mit Streifen aus blassem Rosa und Grau. Die Luft begann, sich aufzuheizen. Er wartete den kurzen Auszug ab, dann ließ er den Tempel hinter sich, wanderte zum Ufer hinab und zündete dort die kiriathische Fackel an.
    Verwunderlicher Weise funktionierte sie beim ersten Mal.
    Die Flasche in seiner Hand ruckte heftig und stieß brüllend ein weißes Feuer aus, das sich langsam dunkler färbte und tanzende Flecken vor seinen Augen zurückließ. Rauch stieg in einem perfekten Halbkreis von der Flamme hoch durch die wärmer werdende Luft, riss dann ab und hing da und trieb östlich auf dem Wind davon. Über Ringils Kopf stand ein chemisch grünes Licht im Himmel, das den Morgen unheimlich befleckte.
Im Fluss, weiter unten, sprang etwas Großes aus dem Wasser und versank wieder.
     
    Archeth fand ihn am Flussufer sitzend und über das Wasser hinausstarrend, als überlegte er, wie er hinüberkäme. Den Rabenfreund hatte er quer auf seinem Schoß. Pashla Menkaraks Kopf lag eingebettet im Sand neben ihm. Die toten Augen blickten leer auf dasselbe ferne Ufer.
    Unter den zollhohen Wellen, die das Wasser ans Ufer warf, ragte Ringils Drachenzahndolch aus dem sandigen Schlamm hervor, bis zum Heft darin vergraben.
    Sie blieb ein paar Meter hinter ihm stehen und unterdrückte den Schmerz der Erleichterung in ihrer Kehle. Sie schluckte. Legte die Hände auf die Hüften.
    »Gil? Würde es dir was ausmachen, mir zu sagen, was Schutzbefohlene des Palastes zu bedeuten hat, verdammt?«
    Er schaute auf. »Da bist du ja.«
    »Ja, du weißt ja, wie das ist. Zu dieser Zeit des Morgens bist du mit einem Pferd keinen Schritt schneller. Bin so schnell hergekommen wie möglich.« Sie sah Menkaraks Kopf an und stieß mit einer Stiefelspitze dagegen, sodass er im Schlamm aufs Gesicht fiel. »Wir schaffen den besser weg, bevor ihn jemand zu sehen bekommt.«
    »Sie haben ihn bereits gesehen, Archidi.« Er legte den Rabenfreund beiseite und stand mühsam auf. Grinste sie an – sie unterdrückte ein Zusammenzucken. »Niemand wird mir Schwierigkeiten machen.«
    Sie nickte zu dem Drachenzahndolch hinab. »Was tut der hier?«
    »Oh.« Er zuckte die Achseln. »Lange Geschichte. Ist dort angespült worden, glaube ich.«

    »Angespült?« Sie starrte die sauber in den Sand gesteckte Klinge an, deren Griff aus den Wellen herausragte, dann wieder sein blutbeschmiertes Gesicht und die erschöpften Augen, die sie daraus ansahen. »Gil, alles in Ordnung mit dir? Du bist unverletzt?«
    Erneut schenkte er ihr dieses Grinsen. »Ein paar Kratzer. Nichts, das nicht nach einem Bad und etwas Schlaf verheilen würde. Du hast den Drachentöter schon raus?«
    »Ja. Das ist ’ne längere Geschichte.«
    Hinter ihnen polterte etwas. Den ganzen Fluss entlang stiegen Vögel in die Luft. Ringil und Archeth schauten sich gleichzeitig um und sahen einen Abschnitt der Frontfassade des Tempels nach innen zusammenfallen. Eine Staubwolke wölbte sich brodelnd nach außen. Aufgeregtes Geschrei. Uniformen rannten umher, hielten Leute zurück.
    »Hab das den ganzen Morgen gemacht«, sagte Ringil zusammenhangslos. Er beugte sich herab und hob das Drachenmesser auf, wischte es sorgfältig an seinen blutigen und schlammbedeckten Hosen ab. Er hielt es ans Licht, als wollte er sich eines Aspekts der Schnitzerei vergewissern.
    »Ein gutes Messer«, sagte er. »Möchte ich nicht gern verlieren.«
    Noyal Rakan eilte das Ufer hinab auf sie zu. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber sie verblasste etwas beim Anblick von Gils Gesicht.
    »Mylord Ringil.« Er blieb knapp vor ihm stehen. »Seid Ihr … heil?«
    Gil nickte und verstaute das Messer. »Heil genug.«
    »Das ist gut.« Der Kommandant vom Ewigen Thron sah zu Archeth hinüber. »Wir müssen ihn sofort zum Palast bringen. Der, äh, Imperator fordert Eure sofortige Anwesenheit.«

    »Wirklich?«
    »Wirklich«, erwiderte Archeth trocken.
    Ein weiterer Teil des Tempels fiel hinter ihnen zusammen. Ringil betrachtete es einen Augenblick lang, dann sah er

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