Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kapital (Gesamtausgabe)

Das Kapital (Gesamtausgabe)

Titel: Das Kapital (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx , Friedrich Engels
Vom Netzwerk:
ein äußerlich Ding, das Privateigentum eines jeden werden kann. Die gesellschaftliche Macht wird so zur Privatmacht der Privatperson. Die antike Gesellschaft denunziert es daher als die Scheidemünze ihrer ökonomischen und sittlichen Ordnung.[92] Die moderne Gesellschaft, die schon in ihren Kinderjahren den Plutus an den Haaren
    [90] heinrich III., allerchristlichster König von Frankreich, raubt Klöstern usw. ihre Reliquien, um sie zu versilbern. Man weiß, welche Rolle der Raub der delphischen Tempelschätze durch die Phokäer in der griechischen spielt. Dem Gott der Waren dienten bei den Alten bekanntlich die Tempel zum Wohnsitz. Sie waren "heilige Banken". Den Phöniziern, einem Handelsvolke par excellence, galt Geld als die entäußerte Gestalt aller Dinge. Es war daher in der Ordnung, daß die Jungfrauen, die sich an den Festen der Liebesgöttin den Fremden hingaben, das zum Lohn empfangene Geldstück der Göttin opferten.
    [91]"Gold! kostbar, flimmernd, rotes Gold!
    Soviel hievon, macht schwarz weiß, häßlich schön;
    Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel.
    ... Ihr Götter! warum dies? warum dies, Götter;
    Ha! dies lockt Euch den Priester vom Altar;
    Reißt Halbgenes'nen weg das Schlummerkissen;
    76
    DAS KAPITAL
    Ja dieser rote Sklave löst und bindet
    Geweihte Bande; segnet den Verfluchten;
    Er macht den Aussatz lieblich; ehrt den Dieb,
    Und gibt ihm Rang, gebeugtes knie und Einfluß
    Im Rat der Senatoren; dieser führt
    Der überjähr'gen Witwe Freier zu;
    ... Verdammt Metall,
    Gemeine Hure zu der Menschen."
    (Shakespeare,"Timon of Athens".)
    [92] "Denn kein so schmählich Übel, wie des Geldes Wert,
    Erwuchs den Menschen: dies vermag die Städte selbst
    Zu brechen, dies treibt Männer aus von Hof und Herd;
    Dies unterweiset und verkehrt den edlen Sinn
    Rechtschaff'ner Männer, nachzugeh'n ruchloser Tat,
    Zeigt an die Wege böser List den Sterblichen,
    Und bildet sie zu jedem gottverhaßten Werl."
    (Sophokles,"Antigone".)
    [1*] geheiligte Dinge, außerhalb des Handels der Menschen
    {147}
    aus den Eingeweiden der Erde herauszieht[93], begrüßt im Goldgral die glänzende Inkarnation ihres eigensten Lebensprinzips.
    Die Ware als Gebrauchswert befriedigt ein besondres Bedürfnis und bildet ein besondres Element des stoffl ichen Reichtums. Aber der Wert der Ware mißt den Grad ihrer Attraktionsfraft auf alle Elemente des stoffl ichen Reichtums, daher den gesellschaftlichen Reichtum ihres Besitzers. Dem barbarisch einfachen Warenbesitzer, selbst einem westeuropäischen Bauer, ist der Wert unzertrennlich von der Wertform, Vermehrung des Gold- und Silberschatzes daher Wertvermehrung. Allerdings wechselt der Wert des Geldes, sei es infolge seines eignen Wertwechsels, sei es des Wertwechsels der Waren. Dies verhindert aber einerseits nicht, daß 200 Unzen Gold nach wie vor mehr Wert enthalten als 100, 300 mehr als 200 usw., noch andrerseits, daß die matallne Naturalform dieses Dings die allgemeine Äquivalentform aller Waren bleibt, die unmittelbar gesellschaftliche Inkarnation aller menschlichen Arbeit. Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur maßlos. Qualitativ oder seiner Form nach ist das Geld schrankenlos, d.h. allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums, weil in jede Ware unmittelbar umsetzbar. Aber zugleich ist jede wirkliche Geldsumme quantitativ beschränkt, daher auch nur Kaufmittel von beschränkter Wirkung. Dieser Widerspruch zwischen der quantita-vien Schranke und der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schtzbildner stets zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumulation. Es geht ihm wie dem Welteroberer, der mit jedem neuen Land nur eine neue Grenze erobert.
    Um das Gold als Geld festzuhalten und daher als Element der Schatzbildung, muß es verhindert werden zu zirkulieren oder als Kaufmittel sich in Genußmittel aufzulösen. Der Schatzbildner opfert daher dem Goldfe-tisch seine Fleischeslust. Er macht Ernst mit dem Evangelium der Entsagung. Andrerseits kann er der Zirku-77
    DAS KAPITAL
    lation nur in Geld entziehn, war er ihr in Ware gibt. Je mehr er produziert, desto mehr kann er verkaufen.
    Arbeitsamkeit, Sparsamkeit und Geiz bilden daher seine Kardinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politischen Ökonomie.[94]
    Neben der unmittelbaren Form des Schatzes läuft seine ästhetische Form, der Besitz von Gold- und Silber-waren. Er wächst mit dem Reichtum
    [93] "Der Geiz hofft Pluton selbst aus dem Innern der Erde zu

Weitere Kostenlose Bücher