Kalifornische Sinfonie
Inhaltsangabe
Als Garnet Cameron, die wohlbehütete Tochter aus einem New Yorker Bürgerhaus, im Jahre 1845 den Präriehändler Oliver Hale heiratet, um ihm nach Kalifornien zu folgen, wissen in New York nur wenige Menschen, wo diese mexikanische Randprovinz liegt, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Doch ziehen seit langem jahrein, jahraus große Handelstrecks durch Prärie und Wüsten und über steile Gebirgspässe dem Wilden Westen an der pazifischen Küste zu, wo Pioniere und Kaufleute, Abenteurer und Desperados ihr Glück suchen. Auch Oliver Hale und seine junge Frau folgen den Wagenzügen in die endlose Weite. Bedroht von umherstreifenden Indianerstämmen und hineingerissen in das große Abenteuer, zwischen Männern, die nicht Tod und Teufel fürchten, muß sich die unerfahrene Garnet bewähren. Im wilden Land angekommen, erwarten sie neue Bedrängnisse. Oliver, der geliebte Mann, erweist sich als Schwächling und bezahlt seine Schwäche mit dem Leben. In den folgenden Jahren sind Garnet und ihr kleiner Sohn der Willkür ihres Schwagers Charles ausgeliefert. Doch steht Garnet nicht allein: da ist die vitale Florinda, die Gefährtin des großen Trecks, der ehemalige Revuestar ohne Illusionen; da ist Texas, der gescheiterte Arzt; da ist Nikolai, der halbwilde Russe, der ein so guter Kamerad sein kann; und da ist vor allem John Ives, der harte und selbstsichere Sonderling, der von Liebe nichts wissen will. Sie alle stehen Garnet bei, als sie, eine Jahresreise von ihrer Heimat entfernt, in dem schmutzigen Barackendorf Los Angeles nach einer Existenz sucht. Erst als im Zuge der Auseinandersetzung zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten nordamerikanische Truppen Los Angeles besetzen, bekommt Garnet endlich wieder Kontakt mit ihrem Elternhaus. Captain Brown gewinnt Garnet lieb, und an seiner Seite könnte sie nach den ruhelosen Jahren Geborgenheit finden. Aber Garnet denkt an John Ives, und so erwarten sie neue und schwere Auseinandersetzungen mit ihrem Schwager, aber auch neue Beweise treuer Freundschaft, bis sie schließlich Ives in den Norden des nun zu den Vereinigten Staaten gehörenden Landes folgt. Denn dort hat man soeben Gold entdeckt…
Sonderausgabe für den Lingen Verlag, Köln
Alle Rechte der deutschen Ausgabe bei Franz Schneekluth Verlag, München
Titel des amerikanischen Originals: JUBILEE TRAIL
Aus dem Amerikanischen übertragen von Fritz Heike
Lizenzausgabe mit Genehmigung des Schneekluth Verlages
Gesamtherstellung: Lingen Verlag, Köln · RD
Schutzumschlag: Roberto Patelli
Dieses eBook ist umwelt-und leserfreundlich, da es weder
chlorhaltiges Papier noch einen Abgabepreis beinhaltet! ☺
Erstes Kapitel
Garnet Cameron verließ im Sommer 1844 Miß Waynes Institut für junge Damen mit dem Abschlußzeugnis. Miß Wayne unterhielt ihr exquisites Internat auf einem ausgedehnten Landgut im oberen Manhattan. Garnet hatte ihm vier Jahre lang angehört und wurde am Entlassungstage mit drei Medaillen ausgezeichnet; eine dekorative Anerkennung für ihre Leistungen in der Musik, im Reiten und in gesittetem Benehmen.
Garnet befand sich eben in der Mitte ihres neunzehnten Lebensjahres. Sie war eine interessante Erscheinung. Ihr glattes schwarzes Haar hatte einen wundervollen Glanz, dem das Sonnenlicht einen bläulichen Schimmer verlieh. Ihre grauen Augen wurden von langen, sehr dichten und ebenfalls blauschwarzen Wimpern umrahmt; ihre Wangen glühten ständig in einem intensiven Rot, so daß sie nicht selten in Verdacht geriet, der Natur mit Rouge nachgeholfen zu haben. Trotz der starken Farbkontraste, deren sie sich erfreute, konnte man die junge Dame keine ausgesprochene Schönheit nennen. Ihr Gesicht war im ganzen zu rauh gebildet, ihre Stirn war zu glatt, ihr Kinn zu stark und ihre Lippen zu voll. Das alles aber wurde ausgeglichen durch ihren festen, schlanken und biegsamen Körper und ihre außergewöhnlich schmale Taille. Die Kleidung, die sie gegenwärtig trug, war ganz dazu angetan, die Vorzüge ihrer vollendeten Figur auf das wirkungsvollste zur Geltung zu bringen. Ein schlichtes Tageskleid umhüllte das junge Mädchen vom Hals bis zu den zierlichen Füßen, aber das Schnürleibchen saß so fest am Körper, als sei es dort angewachsen; der schimmernde Rock betonte nachdrücklich die winzige Taille und war doch weit genug, um ein freies Ausschreiten zu ermöglichen. Garnet verstand sich vollendet
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