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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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machte seinen Job, wie es all die anderen Leute dort draußen auch taten: Ordentlich, mit regelmäßigen Pausen und absehbarem Feierabend. Er glaubte nicht daran, dass er die Welt verbessern könnte, wenn er nur ein bisschen zügiger arbeiten würde – also ließ er es gleich bleiben. Es rannten so viele Bekloppte herum, da konnte er als einfacher Beamter auch nichts dran ändern. Die Akte Suhrhoff war daher für Fritz nichts Weltbewegendes. Eine weitere verrückte Familie mit seltsamen Vorlieben, nicht mehr und nicht weniger. Die Leute in der Veilchengasse bildeten das klassische Exempel der spießigen Gesellschaft, fand Fritz und machte sich zu jedem befragten Bewohner seine Notizen.
    Nun kam Fredi Kummer an die Reihe. Fritz konnte sich schlecht vorstellen, dass ausgerechnet dieses Muttersöhnchen die Tür von Lisa Suhrhoff aufgebrochen haben sollte, um sich dann neben ihr Bett zu stellen. Aber er ging dem telefonischen Hinweis von Hanna Zielke nach, weil es eben sein Job war.
    Als er sich von seinem Kollegen im Peterwagen zum Haus des Befragten bringen ließ, bemerkte der Kommissar, wie die Gardinen in der Veilchengasse zur Seite geschoben wurden. Schon wieder die Bullerei in unserer Straße, schienen die neugierigen Blicke zu sagen. Bestimmt wollte die Polizei zu Suhrhoffs! Doch Fritz stieg vor dem Haus von Annemarie und Fredi Kummer aus. Ruhigen Schrittes nahm er die zwei Treppenstufen und klingelte.
    Annemarie öffnete die Tür und schaute Urs Fritz erschrocken an, blickte zum Polizeiwagen und wieder ins Gesicht ihres Gegenübers.
    „Sind Sie von der Polizei? Wollen Sie zu mir?“
    „Guten Tag, Frau Kummer, ich bin Urs Fritz von der örtlichen Polizeidienststelle, richtig. Ist Ihr Sohn auch zu Hause?“
    „Mein Sohn? Der Fredi? Fredi!“, rief Annemarie ins Haus und auf Wangen und Hals bildeten sich hektische rote Flecken.
    Fredi betätigte die Klospülung, wusch sich die Hände und ging zur Haustür. So eine Unverschämtheit, dachte er wütend, diese unförmige Zielke hatte ihn tatsächlich bei den Bullen angezeigt.
    „Tach! Mutti, lass man, ist für mich. Geh du man schon mal in die Stube, ich komm gleich nach. Was gibt es?“
    Fredi setzte seinen Wichtigtuer-Blick auf. Den hatte er schon tausendmal vorm Spiegel studiert und er fand, dass es keine bessere Gelegenheit als genau jetzt für den Einsatz dieses Gesichtsausdrucks gab. Vielleicht könnte er der Polizei sogar helfen.
    „Herr Kummer? Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Darf ich reinkommen?“
    „Na klar, ich kann mir schon denken, warum Sie hier sind. Bitte zeigen Sie mir noch Ihren Dienstausweis.“
    Fritz hielt seinen Ausweis hoch und folgte Fredi in das kleine Siedlungshaus.
    „Kommen Sie bitte, wir setzen uns in die Küche. Zu trinken hab ich jetzt aber nichts.“
    „So, Herr Kummer, dann wollen wir mal.“
    „Ich habe nichts zu verbergen, Herr Kommissar. Nur, weil ich gerne Tiere beobachte, bin ich noch lange kein Spanner, falls Sie das annehmen.“ Fredi sprach leise, damit seine Mutter nichts mitbekam. Doch diese stand ohnehin lauschend an der Wand und versuchte ein paar Gesprächsfetzen mitzubekommen.
    „Ich nehme gar nichts an, sondern befrage alle Bewohner der Straße. Das ist reine Routinearbeit. Erzählen Sie mir ein bisschen von Ihrem Verhältnis zur Familie Suhrhoff. Kennen Sie sich näher?“
    „Nein, wir kennen uns nur nachbarschaftlich. Herr Suhrhoff ist ja auch ein komischer Typ, mit dem möchte man nichts zu tun haben. Meine Mutter und ich leben mehr so für uns alleine und haben wenig Kontakt zur Nachbarschaft. Aber echt schlimm, was drüben passiert ist. Man wohnt so nah beieinander und ahnt ja nicht, was es alles gibt!“
    „Haben Sie denn mal irgendwas mitbekommen von Streitigkeiten unter den Eheleuten Suhrhoff? Oder den Kindern gegenüber? Ist es jetzt vielleicht ruhiger als vorher?“
    „Sie meinen, wo der Mann jetzt im Knast ist?“
    „Ja, genau.“
    „Es ist viel ruhiger, seit Herr Suhrhoff weg ist. Die arme Frau Suhrhoff muss sich jetzt nicht mehr sorgen, nehme ich an. Ich gucke regelmäßig in der Straße nach dem Rechten, müssen Sie wissen. Das ist doch die Pflicht eines guten Bürgers, oder?“
    „Sicher. Wie vergewissern Sie sich denn, ob alles in Ordnung ist, Herr Kummer?“
    „Ach, ich guck einfach so rum. Aber überall kann ich natürlich auch nicht sein, haha, ich bin ja kein Polizist.“
    Hier würde Fritz nicht weiterkommen. Der komische Typ war ein harmloser Wichtigtuer und kein

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