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Das kleine Reiseandenken

Das kleine Reiseandenken

Titel: Das kleine Reiseandenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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pflanzte sich zwischen ihnen auf und bekam so viele Kosthäppchen, wie er nur verdrücken konnte.
    „Schrecklich verwöhnt, dieser Hund, nicht wahr?“ lachte Inge. „Aber warum soll er es nicht gut haben, wenn wir es gut haben?
    Dixi und ich besitzen den Weltrekord in Unvernunft, siehst du!“
    Der Tee duftete in blauen, chinesischen Tassen. Es gab Weißbrot, frische Butter, Marmelade und knusprige Wecken. Ingrid glaubte, ihr hätte noch nie eine Mahlzeit so gut geschmeckt wie diese.
    „So“, rief Inge plötzlich, „jetzt will ich noch einmal die Polizei anläuten, vielleicht haben sie inzwischen irgend etwas über deine Tante erfahren.“
    Sie ging ans Telefon. Wieder hörte Ingrid ein Gespräch, von dem sie nichts anderes verstand als ihren eigenen und Inges und Tante Agates Namen.
    „Man hat noch nichts gehört, aber es wird nachgeforscht, und wir bekommen bestimmt Bescheid“, sagte Inge nach einer langen Unterhaltung am Telefon.
    Ingrid war jetzt ganz beruhigt. Sie hatte fertig gegessen, saß still und streichelte den Hund, der sie voller Verehrung anstarrte. Mit einemmal hatte sie ein Gefühl, als seien ihre Augenlider aus Blei.
    „Du kommst jetzt ins Bett, Mädel“, sagte Inge. „Du kannst ja vor lauter Müdigkeit nicht mehr aus den Augen gucken.“
    Ingrid versuchte zu lächeln. „Ich will aber doch noch für Sie – für dich abwaschen“, sie verbesserte sich ganz rasch.
    „Das kannst du morgen früh tun. Geh ins Badezimmer und zieh dich aus – inzwischen mache ich dein Bett auf der Couch zurecht.“
    Ingrid widersprach nicht mehr. Die Glieder waren ihr zentnerschwer.
    Zehn Minuten später lag sie zwischen schimmernd weißen Laken unter einer weichen Decke. Inge strich ihr noch einmal leicht über die Wange. Das Mädchen haschte mit beiden Händen nach Inges Hand und drückte sie fest. „Ich danke – danke dir für alles…“
    Dann wurde es still in dem großen Atelier.
    Plötzlich raschelte irgend etwas neben der Couch. Etwas Schwarzes, Lockiges krabbelte zu Ingrid hinauf. Sie lächelte schon fast im Schlaf. Dixi hatte beschlossen, die Nacht im Bett seinerneuen Freundin zu verbringen. Er machte es sich am Fußende der Couch behaglich.
    Das Fenster stand einen Spalt weit offen. Und das schwach summende Geräusch von Autos, von Schritten, von Fahrradklingeln – das Summen der Großstadt, das nur gedämpft von der Straße heraufklang – es lullte Ingrid schnell in den Schlaf.

Erste Versuche in fremder Sprache
     
     
    Sie erwachte von einem anhaltenden Läuten.
    Verwirrt fuhr sie aus dem Bett hoch. Als sie die Augen öffnete, konnte sie zuerst gar nicht begreifen, wo Elkes und Monikas Betten eigentlich geblieben waren. Wo war sie denn? Der Raum war so groß. Durch ein riesenhaftes Fenster schien die Sonne herein. Ein schwarzer Pudel hüpfte von ihrem Bett herunter.
    Jetzt ging jemand durch den Raum, winkte ihr im Vorübergehen zu, ging ans Telefon und nahm den Hörer ab. Da war sie plötzlich hellwach. Jetzt wußte sie alles wieder. Sie hatte tief und fest geschlafen.
    Das Telefongespräch war zu Ende. Inge kam zu ihr und setzte sich auf den Couchrand. Sie hatte einen grünen Morgenrock an. Ingrid betrachtete ihn mit großen Augen. Sie hatte noch nie einen weiten, eleganten Morgenrock gesehen, der fast bis zur Erde ging – ja, der Begriff Morgenrock überhaupt war ihr unbekannt.
    „Jetzt höre zu, Ingrid. Ich habe eben Bescheid wegen Frau Jespersen bekommen. Sie ist gestern von einem Auto angefahren worden, als sie zum Bahnhof unterwegs war, um dich abzuholen. Nun liegt sie im Krankenhaus. Nein, nein, es ist nicht lebensgefährlich, anscheinend ein Bein gebrochen oder etwas Ähnliches. Ich gehe heute zu ihr und rede mit ihr, und du bleibst vorläufig bei mir. Einverstanden?“
    „Ach ja – ich wünschte wirklich, daß – daß…“
    „Pfui, schäm dich, willst du etwa sagen, du wünschtest, daß deine arme Tante recht lange im Krankenhaus bliebe?“ Inge lachte hellauf, und Ingrid lachte mit.
    Dieses Gelächter leitete vierzehn Tage voller Lachen und Scherz ein.
    „Natürlich kannst du mir helfen“, sagte Inge auf Ingrids Frage. „Es wäre ja grausig für dich, wenn du nichts zu tun hättest! Du darfst aufwaschen, und du darfst Staub wischen. Es wäre auch schön, wenn du für mich einholen könntest, aber das wird nicht gehen! Sonst passiert es bei deinen dänischen Sprachkenntnissen am Ende, daß du mit einem Pfund Butter nach Haus kommst, wenn du Kartoffeln bringen sollst.“

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