Das Königsmädchen
nicht lache!« , widersprach Kinthos mutig. »Ich glaube, du weißt nicht, wen du vor dir hast. Ich bin der Oberste, was erlaubst du dir?«
»Ich glaube, du weißt nicht, wen du vor dir hast!«
Mit einer Handbewegung schlugen kräftige Wurzeln durch den marmornen Boden und legten sich um Kinthos Füße. »Ich versuche es noch mal. Es gibt keinen Stein der Erde mehr. Die Steine sind zerstört, doch die Macht des Steins der Erde fließt nun in meinen Adern. Ihr werdet das tun, was ich wünsche, und diesem Volk wird es an nichts mangeln. Zwischen den Völkern wird es Frieden geben und wir werden einander achten. Ich bin hier, um euch zu beschützen!«
Kinthos nickte ängstlich und die Wurzeln ließen ihn vorsichtig wieder hinab. »Ich habe verstanden!«, sagte er mit gesenktem Blick.
»Das ist gut. Atira?«
»Ja, Herrin?«
»Du hast von allen am meisten zum Stein der Erde gebetet.« Ein Lächeln bildete sich auf dem verunsicherten Gesicht von Atira.
»Das kann sein, ich bin schon sehr lange in diesem Tempel.«
»Daher sollst du belohnt werden!«
Atira kniete vor Terra nieder und neigte ihren Kopf.
»Du erhältst von mir ewige Jugend, auf dass du noch vielen die Legenden und Sagen weitertragen kannst!«
Atira riss überrascht die Augen auf, als sich bereits der Klee um ihren Körper legte. Unsicher schaute sie zu uns, bis sie komplett eingehüllt war. Nach kurzer Zeit lösten sich die Blätter wieder und eine andere Frau stand vor uns.
»Du meine Güte«, sagte Atira, »das ist nicht möglich!«
Ich erkannte ihre Stimme und nun schien mir auch ihr Gesicht nicht mehr fremd. Nein, das war tatsächlich Atira – als junge Frau. Wir waren alle sprachlos.
Sie sah an sich herab und griff sich in die vollen, langen, welligen Haare, die glänzend braun waren. »Ich glaube das alles nicht!«
Sie schaute wieder zu Terra und kniete vor ihr nieder. »Danke, Herrin. Ich werde alles tun, was Ihr befehlt!«
Terra nickte. »Ich habe die Macht und kann jeden damit beschenken. Ich werde Gebrauch davon machen, wenn es das Beste für unser Volk ist.«
Terra machte eine Bewegung mit ihrem Arm und die Kapelle verwandelte sich in ein Meer aus Ranken, Blumen und Büschen. Der Boden öffnete sich und Erde verteilte sich überall.
Von der ursprünglichen Kapelle war kaum noch was übrig und ein Thron aus Moos stand nun dort, wo einst der Stein der Erde seinen Platz hatte. »Geht nun, ich will allein sein.«
Wir sahen uns an und wurden dann von Atira nach draußen gescheucht.
Nun überkam mich tiefe Müdigkeit und ich freute mich trotz der vielen Ereignisse endlich wieder auf ein vernünftiges Bett.
D reizehn
Die Sonne ging bereits auf, als wir ins Freie traten. Keiner hatte bemerkt, wie schnell die Nacht vergangen war und wir waren alle sehr müde.
Was war da drin alles passiert? Ich kam mir vor wie in einem merkwürdigen Traum, in dem viele gute und schlimme Ereignisse geschehen waren.
Kinthos und Briar standen sich gegenüber und die Wachen verschwanden in ihren Kammern.
»Briar, du weißt, dass ich viel von dir halte«, sagte Kinthos und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Ich konnte einfach nicht anders, Kinthos. Sie hätten Lilia sonst getötet.«
»Vielleicht hätte ich genauso gehandelt. Du kannst heute Nacht hierbleiben.«
Kinthos schaute zu mir rüber und schob Briar zur Seite, damit er zu mir kommen konnte.
Briar blieb hinter ihm zurück und schaute mich betrübt an. Kinthos umarmte mich und ich fühlte mich schuldig. Es wurde Zeit, ihm die Wahrheit über meine Gefühle zu offenbaren. »Ich bin so froh, dass du wohlauf bist, Lilia. Ich schlage vor, wir schlafen uns alle erst mal aus und alles Weitere klären wir morgen.«
»Kinthos, ich muss dir noch etwas Wichtiges sagen.«
Hinter ihm schüttelte Briar kaum merkbar den Kopf.
»Morgen, meine Liebe. Es war alles sehr aufregend und du und Briar, ihr braucht endlich mal wieder ein vernünftiges Bett. Schlaft euch aus, wir reden morgen, es gibt auch erfreuliche Neuigkeiten.«
»Aber …«
»Kein aber!« Er winkte ab, ließ mich einfach stehen und verschwand dann im Tempel. Briar stand mir nun direkt gegenüber und schaute mich betroffen an.
Ich ging zu ihm und legte meine Hand auf seine Brust. Er erwiderte die Geste, indem er seine Hand auf meinen Hals legte und über die Narben streichelte.
»Ich finde sie wunderschön.«
Ich lächelte. »Ja, Briar. Es war eine gute Entscheidung. Das verbindet uns und so soll es immer sein.«
»Lass uns jetzt
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