Feindfahrt
Von Jack Higgins sind außerdem bei Knaur-Taschenbücher erschienen:
» Der Adler ist gelandet « (Band 552)
» Der Schrei aus der Kälte « (Band 785)
» Königsjagd (Band 1001)
Vollständige Taschenbuchausgabe
Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Scherz Verlages
Bern und München
Alle Rechte vorbehalten durch Scherz Verlag Bern und München
Titel der Originalausgabe »Stormwarning«
Copyright © 1976 by Jack Higgins
Aus dem Englischen von Gisela Stege
Umschlaggestaltung Buchdesign Frankfurt/M.
Umschlagfoto Archiv Schuster
Satz IBV Lichtsatz KG, Berlin
Druck und Bindung Ebner Ulm
Printed in Germany 14 13 12 11
ISBN 3-426-00629-4
epub-Konvertierung by Manni
Jack Higgins
Feindfahrt
Roman
Knaur®
Aus dem Tagebuch des Konteradmirals Carey Reeve,
United States Navy
... und das ist für mich das größte Mysterium: die Bereit schaft des Menschen, sich aufzuopfern, auf daß andere überle ben. Doch Tapferkeit kommt nie aus der Mode, und das beste Beispiel für diese Tatsache sind die Geschehnisse um die Deutschland. Mitten im schwersten Krieg aller Zeiten haben sich Menschen, die eigentlich auf gegnerischen Seiten standen, kurzerhand zusammengetan und alles riskiert, ja sogar ihr ei genes Leben aufs Spiel gesetzt, um dem ältesten und unerbitt lichsten Erzfeind der Menschheit, der See, eine Handvoll Schiffbrüchiger zu entreißen. Nie hat sich mir die tragische Sinnlosigkeit des Krieges eindringlicher dargestellt als bei diesem Ereignis, und nie bin ich stolzer auf meine Mitmen schen gewesen...
Im August 1944, als der Krieg in Europa ins
Endstadium ein tritt und Deutschland vor der Niederlage steht,
beschließt Kapi tän Berger , der mit dem deutschen Frachter Deutschland fried lich die brasilianische Küste hinauf- und hinabsegelt , m it
seiner uralten Schonerbark die Heimreise nach Kiel zu wagen: fünf
tausend Meilen quer über einen von den alliierten
Seestreitkräf ten beherrschten Ozean.
Feindfahrt ist der Bericht
über diese wagemutige Heldentat. Und während Berger sich
wider besseres Wissen überreden läßt , eine Gruppe Ordensfrauen mitzunehmen - sie gelten tradi tionell als Unglücksbringer an Bord eines Schiffes , und hel denhaft die lange Heimfahrt antritt , bewegt das Schicksal ande re Menschen wie Schachfiguren auf dem Spielbrett Europa , führt sie mit sicherer Hand auf den Höhepunkt der Handlung zu , der
sich einen Monat später vor der Hebrideninsel Fhada abspielt.
Mitten in einem der wildesten Orkane des Jahrhun derts tun Amerikaner , Deutsche , Engländer , Schotten , Kriegs gefangene , Fischerfrauen
und Admirale sich zusammen im verzweifelten Kampf gegen den
ältesten und unerbittlichsten Feind des Menschen: die See. Doch was , so fragt eine der Hauptpersonen bezeichnenderweise am Schluß dieser außer gewöhnlichen Geschichte , haben sie letztlich damit erreicht?
l
Schonerbark DEUTSCHLAND, 26. August 1944. Elf
Tage hinter Rio de Janei ro. Ankern vor Belém. Anfangs
heiß. Mäßige Passatwinde. Letzte Kohle gelöscht.
Keine Ladung aufzutreiben. In Ballast mit Sand für Rückfahrt
nach Rio. Luken geschalkt und segelklar. Gegen Abend Regen.
Als Prager um die Ecke bog , rollte weit draußen auf See dump fer Donner, und die Blitze, die über den Himmel zuckten , lie
ßen sekundenlang klar und deutlich den Hafen erkennen. An der
Hauptmole lag das übliche Sammelsurium von kleineren Schiffen
sowie drei bis vier Küstenfahrer. Die Deutschland ankerte in der Strommitte , auffällig nur dadurch , daß sie das einzige Segelschiff im Hafen war.
Der Regen kam plötzlich , warm und schwer , durchdrungen
vom Geruch der modrigen Vegetation im Dschungel am ande ren
Flußufer. Prager schlug seinen Jackenkragen hoch und eil te , die alte Lederaktentasche unter dem Arm , den Hafenkai entlang bis zum Ende der Fischereipier. Sein Ziel war eine kleine Kneipe mit dem Namen Lichter von Lissabon. Schon von draußen hörte er Musik - gedämpft , aber deutlich: eine langsame , m elancholische Samba , die etwas von der Stimmung dieser Nacht hatte. Als er die Stufen zur Veranda hinaufstieg , nahm
er die regennasse Brille ab und trocknete sie mit seinem Taschentuch.
Dann setzte er sie sorgfältig wieder auf und warf einen
vorsichtigen Blick ins Lokal. Der Raum war leer bis auf den Barkeeper
und Helmut Richter , den Bootsmann der Deutschland , der mit einer Flasche und einem Glas am äußer sten Ende der Bartheke hockte. Richter war
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