1202 - So enden sie alle
Die Zeit dauerte zu lange!
Irgendein Mechanismus wurde ausgelöst, und plötzlich klappte das Netz zusammen. Wie ein gigantisches Maul oder eine Falle, die nichts mehr aus den Klauen ließ.
Carlotta unternahm noch einen verzweifelten Fluchtversuch.
Sie ließ die Maschen des Netzes los, um ihren Körper nach hinten zu wuchten, aber auch diese Reaktion erfolgte zu spät.
Die Rückseite des Netzes hielt sie bereits fest, und dann rutschte sie vor meinen Augen nach unten, hinein in das sackähnliche Ende des Fangnetzes, in dem sie gekrümmt liegen blieb und dabei leicht schaukelte, als wollte sie sich zur Ruhe legen.
Das war kein Schaukeln. Das war auch keine Ruhe. Da war Carlotta voll in die Falle geflogen. Den Kugeln der Häscher war sie entkommen, auch dank meiner Hilfe, aber die Häscher hatten letztendlich gewusst, wie sie das Vogel-Mädchen fa ngen konnten.
Carlotta war eine Sensation. Sie war eine Mischung aus Vogel und Mensch. Ihr Körper sah so aus wie der einer normalen Frau, aber nicht das, was mit ihm verbunden war und aus dem Rücken hervorwuchs. Das waren zwei Flügel, wie sie auch Vögel hätten haben können. Große, wunderbare Schwingen mit weichen Federn, die als Flaum noch an den Armen und bis zu den Händen entlangliefen.
Sie war ein von menschlicher Hand erschaffenes Etwas. Sie gehörte nicht zu den Vogelmenschen des Eisernen Engels, wie ich es aus atlantischer Zeit her kannte. Nein, hier hatte jemand ein völlig neues Geschöpf konstruiert.
Ich war kein Fachmann auf diesem Gebiet. Simpel gesagt konnte ich mir vorstellen, dass hier die DNS von Menschen mit der von Vögeln gemischt worden war und Carlotta so als Produkt hatte entstehen können.
Unbeschreiblich, phänomenal und zugleich einmalig. Klar, dass so etwas unter der Decke gehalten werden musste. So lange, bis die Zeit reif war, um an die Öffentlichkeit zu treten.
Das war noch nicht der Fall gewesen, doch Carlotta war die Flucht aus dem Labor gelungen und war dabei in die Hände einer Tierärztin geraten, die mich von einem früheren Fall her kannte.
Maxine Wells - so hieß die Ärztin - hatte sofort geschaltet und mich alarmiert. So waren Suko und ich so schnell wie möglich nach Schottland, nach Dundee, gekommen, hatten Carlotta erlebt, wussten aber auch, dass man sie verfolgte.
Ein Killer namens Babur war auf sie angesetzt worden. Er hätte auch die Zeugen getötet. Es war ihm jedoch nicht gelungen. Carlotta hatte mit mir zusammen fliehen können. In den Wäldern um das Institut hatten wir uns versteckt, aber wir waren trotzdem in die Falle der Verfolger geraten, die vom Initiator des Ganzen, einem Professor Elax, aufgebaut worden war.
Er war es gewesen, der die Experimente durchgeführt hatte.
Er wollte Carlotta zurückhaben, und er war bereit, über Leichen zu gehen. Aber ich lebte noch. Ich hatte auch einige der Verfolger ausschalten können, doch es waren zu viele, wie ich jetzt wieder sah, und so hie lt ich mich zurück, was mir nicht gefiel. Aber es war besser so.
Mir blieb nur die Hoffnung, dass es Suko und Maxine Wells gelungen war, in das Gelände der Firma einzudringen. Sie wollten in die Höhle des Löwen hinein und den Mann stellen, der für alles verantwortlich war.
Auch sie waren nicht allein. In Maxines Wagen befand sich eine Freundin des Vogel-Mädchens. Sie hieß Rosy Mills und hatte Carlotta vor einem Killer Schutz geboten. Bei Rosy hatte Carlottas erster Teil der Flucht geendet.
Carlotta und ich hatten versucht, uns heimlich an das Gelände der Firma HUMAN CHIP anzuschleichen. Es war uns leider nicht gelungen. Ich aber hatte gelernt, wie toll es war, fliegen zu können, denn Carlotta verfügte tatsächlich über die Kraft, mich auf ihrem Rücken mitzunehmen, ohne dass ich ihr Flugverhalten störte.
Es lag auf der Hand, dass die Verfolger auch mich als Zeugen fangen und ausschalten wollten. So sehr es mich auch drängte, dem Vogel-Mädchen beizustehen, ich hielt mich zurück. Ich hätte Carlotta nicht aus dem Netz holen können, denn unten am Boden hatten sich die Verfolger versammelt.
Sechs schwer bewaffnete Männer, die plötzlich aus ihren Deckungen aufgetaucht waren. Vier von ihnen sicherten in alle vier Richtungen hin ab, während sich die beiden restlichen mit dem Netz und der Gefangenen beschäftigten.
Ich hatte hinter einem Baumstamm Deckung gefunden.
Hinter ihm hockte ich und schaute aus sicherer Entfernung zu, was dort ablief.
Zu weit konnte ich mich nicht vorwagen. Die Männer, die wie
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