Das Kommando
Nation beteiligt sein würde. Jetzt, da die Verwirklichung dieses Traumes so dicht bevorstand, schwand das Schuldgefühl im Geräusch der Düsentriebwerke dahin. In über dreizehntausend Metern Höhe irgendwo über der Weite des Atlantiks zog er sich eine dünne blaue Decke unter das Kinn und dachte an Palästina. Mit der angenehmen Vorstellung von einem Volk, das im Frieden lebt, schlief er ein.
In Paris stieg er um und warf nach der Landung in Nizza einen Blick auf die Fernsehnachrichten. Er brannte darauf, zu erfahren, was es Neues gab. Zu seinem Erstaunen erfuhr er, dass die Abstimmung in der UNO nicht stattgefunden hatte. Es hieß, das Gebäude sei wegen einer Bombendrohung geräumt worden. Mit zusammengekniffenen Augen sah er auf den Bildschirm. Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte. Er begriff sofort, dass die Bombendrohung nur ein Vorwand war. Wütend, aber beherrscht beschloss er, weitere Informationen einzuholen. Zu seinem Bedauern konnte er die ausschließlich von Prinz Omar bekommen. Wie versprochen, wartete eine Limousine unmittelbar vor dem Flughafengebäude auf ihn. Er stieg hinten ein, um sich die wenigen Kilometer entlang der Küste nach Cannes fahren zu lassen. Er ahnte nicht, dass er beobachtet wurde.
Rapp stand am Fenster seines Hotelzimmers. Obwohl das Licht ausgeschaltet war, achtete er darauf, immer einen Schritt Abstand zu wahren. Vor seinem Abflug aus Amerika hatte er Anna getreu ihrem Abkommen das Ziel seines Fluges und die voraussichtliche Dauer seiner Abwesenheit genannt. Ihre Frage, ob zwischen der Autobombe und seinem plötzlichen Aufbruch ein Zusammenhang bestehe, hatte er nach kurzem Zögern bejaht. Eigentlich war er überrascht, wie glatt alles abgelaufen war. Jetzt also befand er sich in Cannes.
Er hob ein lichtstarkes Fernglas vor die Augen und sah zum Hafen hinab. An der Albert-Edouardo-Mole drängten sich einige der luxuriösesten Yachten der Welt für die Nacht mit nicht einmal einem halben Meter Abstand aneinander. Noch luxuriöser als sie alle aber war eine, die sie buchstäblich überragte. Sie hatte am Ende der Mole festgemacht, weil sie zu groß für die üblichen Liegeplätze war – sicherlich doppelt so groß wie die größte der anderen. Das wollte in einem Hafen, der als Spielplatz der Superreichen der Welt bekannt war, schon etwas heißen. Rapp war in der Welt herumgekommen und hatte auch früher schon protzig zur Schau gestellten Reichtum und in vielen Hafenstädten ausschließlich dem Vergnügen ihrer Besitzer dienende Schiffe gesehen, aber noch nie eine Yacht von diesen Ausmaßen.
Er war dem fülligen Prinzen Omar nie begegnet, von dem er bis vor wenigen Tagen lediglich flüchtig gehört hatte. Jetzt verspürte er das dringende Bedürfnis, ihn kennen zu lernen. Die Anzeichen dafür waren überdeutlich; er hatte sie schon vorher an sich erlebt. Er konnte besser in sich hineinblicken als jeder Therapeut. Er hätte den Mann gern vor dem Lauf seiner Waffe gehabt und zugesehen, wie er sich wand. Das größte Problem solcher Leute war, dass sie nie einen Dämpfer bekamen und mit einer völlig verzerrten Vorstellung von der Wirklichkeit durch die Welt gingen. Sie waren der Ansicht, ihr eigenes Leben sei unendlich wichtig, das aller anderen um sie herum hingegen bedeutungslos, überflüssig, banal. Die protzige Yacht zeigte unübersehbar, wie sich Omar selbst sah. Er setzte sich mit ihr gleich. Niemand war größer und wichtiger. Alle anderen waren nebensächlich. Nur seine Wünsche zählten.
Es war fast Mitternacht. Rapp und seine Männer waren vor zwei Stunden eingetroffen und gerade damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zu überprüfen, damit es keine Pannen gab. Viel brauchten sie nicht. Die britischen Beobachter, die sich seit Montag dort im Einsatz befanden, waren bestens über alles im Bilde. Sie hatten ihm ausführlich darüber berichtet, und wie gewohnt klappte die Zusammenarbeit hervorragend. Er hatte schon früher mit den Leuten vom britischen Geheimdienst zu tun gehabt und dabei festgestellt, dass sie ihr Handwerk nach allen Regeln der Kunst verstanden.
Zusätzlich zu den von den Briten angebrachten Abhöreinrichtungen und ihren eigenen Richtmikrofonen hatte Scott Coleman soeben Wanzen am Rumpf der Yacht befestigt. Durch das Fernglas sah Rapp, wie Coleman jetzt einem seiner Männer, die auf dem kleinen britischen Segelboot bereitstanden, seine Sauerstoffflasche emporreichte und dann selbst wieder ins Boot stieg. Es befand sich zwei Liegeplätze
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