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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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persönlich und lege die Hand dafür ins Feuer, dass er nichts damit zu tun hatte.«
    »Tatsächlich?«, fragte Rapp zweifelnd und fügte dann in etwas versöhnlicherem Ton hinzu: »Ich will gern einräumen, dass er seine Hand nicht im Spiel hatte, möchte aber ganz sicher sein, bevor wir das wenige, was wir haben, aus der Hand geben.«
    »Das entspricht auch meinen Vorstellungen – aber dazu bleibt uns keine Zeit«, sagte der Präsident mit Verzweiflung in der Stimme. »Wenn wir erreichen wollen, dass die Franzosen es sich anders überlegen, müssen wir unsere Karten offen auf den Tisch legen, und zwar jetzt. Die Außenministerin möchte ihrem französischen Kollegen die Beweise für Botschafter Joussards Korruptheit so bald wie möglich übergeben. Sie ist sicher, dass die Franzosen den Mann umgehend abberufen werden.«
    Rapps Missvergnügen war unübersehbar. »Sir, wenn es dahin kommt, haben wir verspielt. Die Leute werden aufmerksam, irgendjemand wird den dicken Omar informieren, und der verschwindet so nach Saudi-Arabien.« Er schnippte mit den Fingern. »Da kriegen wir ihn natürlich nicht zu fassen und werden nie erfahren, welches Ausmaß die ganze Angelegenheit hatte.«
    »Und wenn wir den Unbekannten bei seiner Landung in Paris durch die Franzosen festnehmen lassen? Wir können ja dafür sorgen, dass beim Verhör Leute vom FBI anwesend sind.«
    Mit geschlossenen Augen schüttelte Rapp heftig den Kopf. »Sir, auch in dem Fall werden wir nicht die ganze Wahrheit erfahren. Außerdem wird es Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, bis er uns das bisschen sagt, was er rauszurücken bereit ist. Ganz davon abgesehen, wäre damit der Fall des dicken Omar nach wie vor nicht gelöst. Ich sage Ihnen, sobald wir uns den Burschen schnappen, laufen wir Gefahr, dass der Prinz Wind davon bekommt. Ohne handfeste Beweise wird ihn aber niemand festnehmen.«
    Hayes seufzte. »Was schlagen Sie also vor?«
    »Geben Sie mir zwölf Stunden Zeit, Sir. Das ist alles. Ich habe eine Gruppe einsatzbereit. Wir können Nizza erreichen, bevor der Mann dort ankommt, und ihn auf Schritt und Tritt beschatten.«
    »Und wenn es ein Schlag ins Wasser ist?«
    Rapp merkte, dass der Präsident seinem Vorschlag nicht ganz abgeneigt war. »Dann stehen wir nicht schlechter da als jetzt.«
    »Wir hätten aber in der Sache mit den Franzosen Zeit verloren.«
    Rapp fluchte leise. »Sir, ich an Ihrer Stelle würde denen sowieso kein Wort sagen, sondern warten, bis Außenministerin Berg diesen selbstgefälligen Mistkerl Joussard morgen früh gefragt hat, was er von Bestechung hält. Wenn er zu Ende gestottert hat, kann sie ihm das Beweismaterial um die Ohren hauen. Dann wird niemand mehr über die Resolution abstimmen wollen. Falls aber doch, können wir mit gutem Gewissen unser Veto einlegen, bis Joussards Finanzen gründlich untersucht worden sind. Sollte sich der Kronprinz aufregen, können Sie ihn fragen, wie sein Bruder dazu kommt, dem französischen UN-Botschafter eine Million Dollar in den Rachen zu stecken.«
    Der Präsident lachte laut heraus. »Die Szene, die Sie da ausmalen, wäre durchaus sehenswert. Aber die Franzosen sind nun einmal unsere Verbündeten, und ich glaube nicht, dass wir sie auf diese Weise im Dunkeln tappen lassen dürfen.«
    Rapp merkte, dass der Präsident seinem Vorschlag zuzuneigen begann. »Zwölf Stunden, Sir. Mehr brauche ich nicht. Habe ich Sie je enttäuscht?«
    Der Präsident hatte keine Argumente mehr. Er sah zu Kennedy hinüber, um festzustellen, was sie von der Sache hielt. Sie nickte. »Na schön«, sagte er und wandte sich wieder Rapp zu. »Sie sollen Ihre zwölf Stunden haben.«

74
    In seinen Sitz in der ersten Klasse gelehnt, hatte David den Transatlantikflug entspannt genossen. Auf den Film, der gezeigt wurde, hatte er nicht geachtet. Es war ein Melodram, und er war nicht in der Stimmung dafür. Eine Komödie hätte ihn vielleicht fesseln können – er brauchte etwas, was ihn von der rauen Wirklichkeit seiner Taten ablenkte. Er tötete nicht gern, doch in einer Welt, in der es oft das einzige Mittel war, um etwas zu erreichen, sah er darin ein notwendiges Übel. Abertausende Menschen hatten im Streben der Palästinenser nach Unabhängigkeit ihr Leben verloren – was für eine Rolle spielte es da, wenn noch ein paar weitere umkamen? Nichts von alldem war ihm neu, denn er lebte seit frühester Kindheit damit. Er hatte seinen Weg im Leben erkannt und gewusst, dass er eines Tages aktiv an der Entstehung seiner

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