Das Kommando
werden. Sofern Ihnen daran liegt, in Ihrer Stellung zu bleiben und unser Bündnis zusammenzuhalten, sollten Sie mir jetzt die Wahrheit sagen.«
Freidman schnaubte. »David Goldberg denkt nicht daran, sich von irgendjemandem Vorschriften machen zu lassen. Nicht einmal vom Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
»Tatsächlich?«, sagte Kennedy sarkastisch. Im Bewusstsein, dass Freidmans Selbstsicherheit gespielt war, fuhr sie fort: »Auch dann nicht, wenn der Preis dafür wäre, dass er seine Laufbahn mit einem Skandal beendet? Ich verurteile Sie nicht wegen dem, was in Hebron geschehen ist. Der Himmel allein weiß, was wir tun würden, wenn sich hier bei uns Woche für Woche Selbstmordattentäter in die Luft jagten, aber Sie müssen mich schon auf dem Laufenden halten, Ben.«
»Was wollen Sie über Hebron wissen?«
»Nein, Ben«, machte sie ihm mit Nachdruck klar, »so läuft das nicht. Wenn Sie Wert darauf legen, Ihren Posten zu behalten, und vermeiden wollen, dass dieser Skandal an die Öffentlichkeit gelangt, müssen Sie schon unsere Fragen beantworten. Der Präsident ist äußerst ungehalten, Ben! Das waren Apache-Hubschrauber und Hellfire-Raketen.« Sie senkte die Stimme, als wolle sie, dass niemand mithören konnte. »Wir haben Satellitenaufnahmen von den Angriffen. Der Präsident beabsichtigt, diese Aufnahmen den Vereinten Nationen vorzulegen und aller Welt zu zeigen, dass Sie und Goldberg Lügner sind.«
Sekunden verstrichen, bevor Freidman wieder sprach. Ihm blieb keine Wahl, als die Wahrheit zu sagen. »Es hat in Hebron keine Sprengstofffabrikation gegeben.«
»Warum haben Sie mir das nicht von Anfang an gesagt?«
»Tut mir Leid. Das hätte ich tun sollen.« Die Entschuldigung fiel ihm offenkundig nicht leicht.
»Und warum diese Lügengeschichte?«, hakte sie nach.
»Ich wollte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, alle diese Hundesöhne auf einen Schlag auszuschalten. Als ich erfuhr, dass sie ihr Treffen in jenes Stadtviertel verlegt hatten, war mir gleich klar, dass sie behaupten würden, es hätte sich um ein Massaker gehandelt.«
»Und wie haben Sie von dieser Zusammenkunft erfahren?«
»Wir hatten einen Informanten.«
»Wen?«, fragte Kennedy in beiläufigem Ton.
»Jemand, der für uns gearbeitet hat.«
Sie sah eine Sekunde lang zum Präsidenten hinüber.
»Und wer ist das?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Ben, wir stehen jetzt auf derselben Seite. Vertrauen Sie mir. Ich muss wissen, wer Ihr Kontaktmann war.« Nach längerem Zögern sagte Freidman: »Ein Palästinenser.«
»Haben Sie ihn bezahlt?«
»Nein.«
»Ist er von sich aus auf Sie zugekommen, oder haben Sie ihn angeheuert?«
»Ich würde sagen, teils, teils.«
Kennedy wusste nicht, ob Freidmans Kontaktmann für das Puzzle wichtig war oder nicht, aber Eingebung und Erfahrung rieten ihr, noch ein wenig weiterzuforschen. »Ben, wenn Sie wollen, dass ich den Präsidenten dazu bringe, von seiner Forderung Abstand zu nehmen, ist es unerlässlich, dass Sie Jake Turbes alles schicken, was Sie über diesen Palästinenser haben, und zwar sofort.« Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, fügte sie hinzu: »Der Präsident befindet sich gerade in einer Besprechung mit der Außenministerin. Es geht um die Frage, auf welche Weise sie der UNO die Beweise für die Bombardierung Hebrons zur Kenntnis bringen wollen.«
Freidman überlegte, warum Kennedy diese Angaben über seinen palästinensischen Zuträger haben wollte. Da Jabril Khatabi mit all den anderen Terroristen umgekommen war, sah er keinen Grund, ihr die verschlüsselten Unterlagen vorzuenthalten, die sie über ihn besaßen. Doch sein Instinkt sagte ihm, dass mehr dahinter stecken musste, als sie ihm gesagt hatte. Andererseits würde es Israel sehr schaden, falls man der UNO die Wahrheit über Hebron mitteilte. Nachdem er gut zehn Sekunden lang überlegt hatte und ihm nichts Besseres einfiel, sagte er zu, ihr die Unterlagen zu schicken.
73
Es fiel Rapp nicht leicht, aber er wartete, bis der Mann das Flugzeug bestiegen hatte. Er stand jetzt tief in Bournes und Dumonds Schuld, denn die beiden hatten zu ihm gehalten, statt den Alarm auszulösen, als dessen Ergebnis am Flughafen von Washington etwas abgelaufen wäre, das keinen Vergleich mit einem Dreimanegenzirkus zu scheuen brauchte. Hätten sie veranlasst, den Flug zu verzögern und den Unbekannten festzunehmen, wäre die Fluglinie, der Kontrollturm, die Flughafenpolizei, das FBI und Gott weiß wer noch auf die
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