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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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würde es nicht wagen, allein weiterzuziehen. Verie hatte endlich einen Mann.
    Hier und dort auf dem dunklen Boden lag ein Knochen oder Knochenteil. Die vordere Veranda, auf der Ted gekämpft hatte, war mit Schmutz bedeckt, der et was dunkler war als normal; ebenso die Stelle, an der das Pferd gestanden hatte. Sie bückte sich und betrachtete den Sattel. Die Wölfe hatten ihn derart zernagt, daß er für Ted nutzlos gewesen wäre, selbst wenn er ein Pferd gehabt hätte. Saura schüttelte den Kopf. Die einzigen Spuren, die noch auf den Besuch der Wölfe hindeute ten, waren die Pfotenabdrücke im Schnee. Sie ging zum Apfelbaum hinüber und betrachtete dort den dunkleren Lehm. Das war alles – ein Stück verfärbter Lehm.
    Plötzlich brauchte sie dringend Gesellschaft, plötzlich wollte sie nichts mehr zu tun haben mit all den Geschehnissen. Sie wandte sich um, kehrte ins Haus zurück, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.
    Ted blickte von seiner Arbeit auf. »Es kommt jemand?« fragte er scharf.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wünschte, er hätte nicht so gesprochen. Sie ging zum Herd und wärmte ihre Hände über dem offenen Feuer. Sie konnte sich das Gefühl nicht erklären, aber sie mußte jetzt unbedingt mit einem Menschen zusammen sein, der lebendig und warm war, nicht wie Weed oder King. Jedes Leben, wie unterwürfig es auch sein mochte, war dem Tod draußen im Lehm vorzuziehen. Sie erschauderte und rückte noch näher an den Herd heran.
    »Sie wußten doch, daß die Wölfe kommen würden, oder?« fragte Ted nach einiger Zeit.
    Saura fragte sich, was er tun würde, wenn er ihre Gründe kannte. Sie wußte nicht, was sie antworten sollte. Schließlich sagte sie: »Sie kommen manchmal.«
    »Warum haben Sie mich dann nicht Ihren Mann hereinholen lassen?«
    Sie sah auf und mußte wieder an ihre Mutter den ken. »Da haben sie wenigstens etwas zu fressen und bleiben uns anderen vielleicht vom Halse«, sagte sie nach langem Schweigen. Sie zuckte die Achseln. »Außerdem hat’s uns das Begräbnis erspart.« Sie hatte auch ihre Mutter beerdigen wollen. Aber sie hatte sich gefürchtet.
    »Sie hätten ihn selbst aufessen können«, sagte Ted.
    Saura zuckte die Achseln und antwortete nicht. Sie und Weed hatten gelegentlich einen Besucher gegessen, wenn die Zeiten schlecht waren; aber das war eine Sache des Essens oder Gegessen-Werdens gewesen. Heute hatte sie das unbestimmte Gefühl, als hätte sie Weed nur essen können, wenn sie wirklich äußerst hungrig gewesen wäre. »Er war wahrscheinlich ohnehin zu zäh«, sagte sie, unfähig, sich den wahren Grund vorzustellen.
    Sie begann eine Mahlzeit zu bereiten, als Ted in den Wohnraum kam. Sie warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Er machte keinen sehr glücklichen Eindruck. Sie überlegte, wie sie ihn dazu bringen konnte, etwas Holz zu holen. Die Zubereitung des Schweins hatte eine Menge Holz gekostet, und der Vorrat war noch immer klein.
    Sie gab Ted Kartoffeln zu essen und brachte auch Verie ein paar hinüber, und fütterte sie. Als sie in den Wohnraum zurückkehrte, hatte Ted seine Sachen auf dem Boden ausgebreitet und glättete die Federn an ei nem seiner Pfeile. »Ich ziehe gleich weiter«, sagte er.
    »Ganz allein?«
    Er nickte und blickte zu ihr auf. Der Ekel auf seinem Gesicht verriet ihr, daß er eher zum Bleiben bereit ge wesen wäre, wenn sie ihn vor den Wölfen gewarnt hätte.
    »Was ist mit dem Holz?« Saura war derart überrascht, daß ihr diese Frage ganz unbewußt herausrutschte. Sie hatte nicht so direkt darum bitten wollen; eigentlich hatte es mehr sein Einfall sein sollen.
    »Ja, was ist mit dem Holz?« fragte er.
    Saura entschloß sich zu einer direkten Frage. »Wir haben fast kein Holz mehr. Sie werden uns doch nicht völlig ohne Holz zurücklassen, oder?«
    Ted sah auf seinen Pfeil hinab. Saura spürte, daß er weg wollte. Sie an seiner Stelle wäre auch weitergezogen, aber er war noch anders als sie. Sie war sicher, daß er ihre Bitte erfüllen würde. Den Grund dafür wußte sie nicht, aber sie begann sich bereits an ihn zu gewöhnen. Es schien seltsam, ihn nicht zu fürchten. Er war eben irgendwie anders.
    »Gehen wir«, sagte er, stand auf und verließ das Haus.
    Saura nahm die Axt, lief ihm nach und führte ihn über die ersten beiden Hügel nach Norden. Unterwegs machte sie sich Gedanken über seine Andersartigkeit. Das Wesentliche war, daß er ihr keinen Schmerz zufü gen würde, wenn er keinen Grund dafür hatte. Er wuß

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