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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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interessieren. Ich möchte bloß wissen, warum. Hast du Lust, einige Nachforschungen anzustellen?
    - Gleich; ich muss noch mit einem Kontinent fertig werden, außerdem mit den Meerestiefen und der Schicht unter der Oberfläche.
    - Die laufen dir nicht weg; das hier könnte sich jetzt als etwas Interessantes herausstellen.
    - Geduld, Skaffen-Amtiskaw.
    Engstirnigkeit, dachte die Drohne und unterbrach die Verbindung.
    Die beiden Menschen gingen verschlungene Pfade hinunter, vorbei an Abfallbehältern, Picknicktischen und Informationspunkten. Skaffen-Amtiskaw aktivierte im Vorbeigehen einen der alten Informationspunkte. Ein langsames und kratzendes Band lief ab. »Das Schiff, das Sie vor sich sehen…« Das würde eine Ewigkeit dauern, dachte Skaffen-Amtiskaw. Der Flugkörper benutzte seinen Effektor, um die Maschine schneller laufen zu lassen, wodurch die Stimme sich zu einem hohen Zwitschern verzerrte. Das Band riss. Skaffen-Amtiskaw verabreichte dem Effektor das Äquivalent einer ärgerlichen Ohrfeige und ließ die Informationsmaschine qualmend und brennendes Plastik auf den Kies tröpfelnd zurück, während die beiden Menschen in den Schatten des ramponierten Schiffes traten.
    Das Schiff war unverändert in seinem Zustand belassen worden: zerbombt, zerschossen, im Tiefflug angegriffen, ausgebrannt und aufgeschlitzt, aber nicht vernichtet. An Stellen, die Hände nicht erreichen konnten und die der Regen nicht traf, markierte noch immer der Ruß von zweihundert Jahre alten Flammen die Panzerplatten. Geschütztürme lagen aufgerissen da wie Blechdosen; Gewehrläufe und Zielsucher ragten schräg überall aus den aufgeworfenen Deckschichten. Verhedderte Streben und herabgefallene Ausguckleitern lagen verstreut über zerschmetterten Suchlaternen und abgeknickten Radarantennen; der einzige große Schornstein sah angeknackst und abgesackt aus, das Metall verrußt und fleckig.
    Eine schmale, mit einer Markise überdeckte Treppe führte hinauf zum Hauptdeck des Schiffes; sie folgten einem Paar mit zwei kleinen Kindern. Skaffen-Amtiskaw schwebte, beinahe unsichtbar, in zehn Metern Entfernung und stieg langsam mit ihnen höher. Eins der kleinen Mädchen weinte, als es den humpelnden, kahl geschorenen Mann mit den starrenden Augen hinter sich sah. Ihre Mutter nahm die Kleine auf den Arm und trug sie weiter.
    Er musste anhalten und sich ausruhen, als sie auf dem Deck angekommen waren. Sma führte ihn zu einer Bank. Er saß eine Zeit lang vornübergebeugt da, dann blickte er zum oberen Teil des Schiffs hinauf und nahm das geschwärzte, verrostete Wrack ringsum in sich auf. Er schüttelte den geschorenen Kopf, murmelte einmal vor sich hin und lachte schließlich leise, wobei er sich die Brust hielt und hustete.
    »Ein Museum«, sagte er.
    Sma legte ihm die Hand auf die feuchte Stirn. Sie fand, dass er schrecklich aussah, und die Glatze kleidete ihn überhaupt nicht. Die schlichte schwarze Kleidung, in der sie ihn angetroffen hatten, als sie ihn von der Blendmauer aufgelesen hatten, war zerrissen und blutverkrustet gewesen; man hatte sie auf der Xenophobe gereinigt und geflickt, doch sie wirkte hier vollkommen fehl am Platz, wo jedermann offenbar grelle Farben bevorzugte. Selbst Smas Kniehose und Jacke wirkten düster im Vergleich zu den aufwändig geschmückten Kleidern und Hemden, die die meisten Leute hier trugen.
    »Ist das ein alter Spuk für dich, Cheradenine?«, fragte sie ihn.
    Er nickte. »Ja«, keuchte er, während er die letzten wenigen Nebelstreifen beobachtete, die wie gasförmige Flaggen von dem geknickten Hauptmast flatterten und verschwanden. »Ja«, wiederholte er.
    Sma ließ den Blick über den Park hinter ihnen und die Stadt auf der einen Seite schweifen. »Stammst du von hier?«
    Er schien sie nicht gehört zu haben. Nach einer Weile stand er langsam auf und sah geistesabwesend in Smas Augen. Sie spürte, wie sie zitterte, und versuchte sich zu erinnern, wie alt genau Zakalwe war. »Lass uns gehen, Da… Diziet.« Er lächelte eine Art wässriges Lächeln. »Bitte, bring mich zu ihr.«
    Sma zuckte die Achseln und stützte den Mann unter den Armen. Sie gingen zurück zu der Treppe, die wieder hinunter zum Boden führte.
    »Drohne?«, sprach Sma zu einer Brosche an ihrem Jackenrevers.
    »Jawohl?«
    »Befindet sich unsere Dame noch immer an dem Ort, von dem wir zuletzt gehört haben?«
    »So ist es«, sagte die Stimme der Drohne. »Möchtest du das Modul benutzen?«
    »Nein«, sagte er und stolperte über eine

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