Das Labyrinth des Maal Dweb
der dunklen Faszination« von ›Genius Loci‹: »Es ist Ihnen gelungen, den vagen geografischen Horror einzufangen, um den ich selbst mich so oft vergeblich bemüht habe …« Lovecraft fügte hinzu: »Ich fand es hochinteressant, von dem realen folkloristischen Hintergrund dieser tödlichen Fantasie zu erfahren – das Werk von Montague Summers (ich kenne nur den Band über Vampire) muss viele Fakten enthalten, die voller Anregungen für Storys sind.«5 Anscheinend ist Smiths entsprechender Brief an HPL nicht erhalten geblieben, jedoch wissen wir aus anderer Quelle, dass Smith sein Exemplar von Summers’ The Vampire: His Kith an Kin zu seinen stolzesten Besitztümern zählte.6 Bei Summers finden wir die folgende Ausführung:
»In [China] gelten Irr- oder Sumpflichter als untrügliches Anzeichen für einen Ort, an dem Blut vergossen wurde … und alles an Nebel und gasigem Moorleuchten wird in Verbindung gebracht mit dem Glauben an Vampire und Gespenster, die Krankheiten übertragen. Da die Ausdünstungen, die Dämpfe und Nebel eines Sumpfs oder Morastes bekanntermaßen ungesund sind und die Fieberanfälle der Malaria zu Wahnanwandlungen und Anämie führen, könnte es wohl sein, dass eine solche Krankheit in einigen Legenden die Gestalt einer schrecklichen Kreatur annahm, die auf der pestilenzdurchtränkten Luft reitet und ihren Opfern das Leben aussaugt.«7
An früherer Stelle stellt Summers auch die Überlegung an, dass in Fällen, wo ein empfänglicher Mensch »müde und erschöpft ist, sodass er wenig oder keinen Widerstand zu leisten vermag, eine vampirische Entität vorübergehend seine Lebenskraft benutzen kann, um eine teilweise Materialisation zu versuchen«.8 Eine weitere Anregung für ›Genius Loci‹ könnte sich Smiths Lektüre von Algernon Blackwood verdanken, den er einen Monat zuvor gelesen hatte.9 ›Genius Loci‹ erinnert an Blackwoods Geschichte ›The Transfer‹ (erstveröffentlicht 1912 in Pan’s Garden ), die ebenfalls von einem Stück Boden handelt, das eine Art von seelischem Vampirismus an der Lebenskraft jener verübt, die es überqueren.
Smith wählte ›Genius Loci‹ als Titelgeschichte für seine dritte Erzählsammlung bei Arkham House aus, die 1948 erschien. Desgleichen fand sie Aufnahme in RA .
1. CAS, Brief an AWD vom 28.9.1932 ( SL 192).
2. CAS, Brief an AWD vom 8.10.1932 ( SL 193).
3. CAS, Brief an AWD vom 23.5.1933 ( SL 206).
4. CAS, Brief an AWD vom 2.5.1933 (Manuskript, SHSW).
5. HPL, Brief an CAS vom 14.6.1933 (Manuskript, JHL).
6. CAS, Brief an Margaret und Ray St. Clair vom 23.5.1933 ( SL 207).
7. Montague Summers, The Vampire: His Kith and Kin (1928; Nachdruck New Hyde Park, NY: University Books, 1960), S. 198.
8. Summers, S. 197.
9. CAS, Brief an Genevieve K. Sully vom 5.8.1932 ( SL 184–185).
Etwas Neues
(Something New)
Übersetzung und Anmerkung: Malte S. Sembten
Zwischen 1920 und 1930 schrieb Smith aus Gelderwerbsgründen eine Reihe ›realistischer‹ Kurzgeschichten oder Prosaskizzen, die sich von den orientalischen Erzählungen des Frühwerks ebenso abheben wie von der Fantastik des späteren Hauptwerkes. Donald Sidney-Fryer bezeichnet sie als »ironic-romantic fiction«.
In diese Kategorie fällt auch ›Something New‹. Der krasse Chauvinismus der ›Pointe‹ kommt stellenweise auch in Smiths übrigem Œuvre zum Ausdruck, etwa in einigen der zynisch-bissigen Epigramme, die er in der Tradition von Oscar Wilde, H. L. Mencken und Ambrose Bierce für seine Kolumne im Auburn Journal verfasste und die 1990 unter dem Titel The Devil’s Notebook: Collected Epigrams and Pensees of Clark Ashton Smith gesammelt bei Starmont House erschienen ist. Smith selbst schrieb an George Sterling über die Geschichte: »Egal, die Story taugte eh nichts – abgesehen vom Popoklatschen, das ich vor geraumer Zeit einem ganz bestimmten, furchtbar verwöhnten Weibsbild hätte verabfolgen sollen.«1
›Something New‹ wurde 1924 in der August-Nummer des 10 Story Book veröffentlicht und brachte Smith ganze sechs Dollar ein. Außerdem wurde die Story posthum in die Kollektion OD aufgenommen.
1. CAS, Brief an George Sterling vom 21.7.1924. zitiert nach: ›Foreword‹, in The Miscellaneous Writings of Clark Ashton Smith, Hrsg. Scott Connors und Ron Hilger (San Francisco, CA: Night Shade Books, 2011), S. XII.
Die Dimension des Zufalls
(The Dimension of Chance)
Übersetzung: Malte S. Sembten
Anfang August 1932 begann Smith mit dem Schreiben »einer neuen
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