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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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zusteuern, der sich vor sechs Monaten ereignet hatte. Aber Steven hatte nicht die Kraft, schon wieder darüber zu reden. Nicht jetzt.
    Nicht nach dem Streit, den er am Abend zuvor wieder einmal mit seinem ältesten Sohn gehabt hatte. Der Auslöser war Brads Verhalten gewesen, das dem Ausdruck »Flegelalter« eine völlig neue Dimension gab. Sie hatten hitzig diskutiert und sich angebrüllt, aber Steven wusste noch immer nicht, worum es eigentlich gegangen war oder wer den Streit gewonnen hatte.
    Der Morgen hatte nicht viel angenehmer begonnen, als der Abend zu Ende gegangen war. Beim Frühstück hatte er sich mit seiner Tante Helen auseinander setzen müssen, die ihm für dieses Wochenende eine ganze Reihe Verabredungen mit »netten, jungen Frauen« beschafft hatte. Helen wollte einfach nicht verstehen, dass Steven Witwer bleiben wollte – jedenfalls in nächster Zukunft und wenigstens so lange, bis die Jungen erwachsen waren.
    Steven presste die Fingerspitzen auf seine pochenden Schläfen. Am meisten deprimiert aber hatte ihn die kleine Szene, die sich abgespielt hatte, als er ins Büro fahren wollte … als er versucht hatte, seinen jüngsten Sohn Nick zum Abschied in den Arm zu nehmen, und ihn der Siebenjährige erneut weggedrückt hatte. Nicky und »der Vorfall« waren untrennbar miteinander verschweißt. Nein, Steven hatte im Augenblick wirklich keine Kraft, darüber zu reden.
    Aber Lennies Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er genau das Thema ansprechen wollte, und obwohl Steven klar war, dass sein Chef sich nicht davon abbringen lassen würde, wusste er doch, dass er durchaus vorübergehend abgelenkt werden konnte. Also erwiderte er auf Lennies Frage, ob alles okay sei: »Das kommt drauf an, wie okay alles ist, wenn man Bilder von verstümmelten und angefressenen Mädchenleichen betrachten muss.« Er schubste den Ordner mit den Fotos über den Tisch.
    Lennie griff nach den Bildern. Während er sie betrachtete, zeigte sein zerfurchtes Gesicht keine Regung. Doch Steven sah, dass er schluckte, bevor er die Akte zuklappte. »Verdächtige?«
    »Nicht viele. Lorraine Rush war beliebt, Cheerleader auf der High Point High School. Sechzehn. Keinen Freund, jedenfalls keinen, von dem ihre Eltern wissen. Ihre Freunde sind wie vom Donner gerührt.«
    »Und die Lehrer?«
    »Da ist auch nicht viel zu holen. Als die Vermisstenanzeige einging, haben wir jeden Tag in den vorangegangenen drei Wochen überprüft und nichts gefunden, was irgendwie auffällig gewesen wäre. Lorraine war ein sauberer, typisch amerikanischer Teenager.«
    »Mit einer Tätowierung auf dem Hintern«, bemerkte Lennie.
    Steven zuckte die Achseln. »Sie war ein Teenie, Lennie. Die lassen sich eben piercen und tätowieren. Als ich in dem Alter war, haben wir uns die Haare grün gefärbt und Sicherheitsnadeln in die Nase gesteckt.« Er deutete auf den Ordner. »Wir haben sie auf Drogen überprüft, aber keine Rückstände der üblichen Partyzutaten gefunden.«
    »Mit anderen Worten – wir haben keinen Verdächtigen.«
    »Richtig.«
    »Und der Bericht aus der Gerichtsmedizin?«
    »Sie ist auf der Lichtung umgebracht worden. Ihr Blut ist acht Zentimeter tief in die Erde gesickert.«
    »Die letzten Wochen war es verdammt trocken«, murmelte Lennie. »Der durstige Boden hat sie wie ein Schwamm aufgesogen.«
    Steven beäugte den erkaltenden Kaffee mit plötzlichem Abscheu. »Tja. Todesursache waren wahrscheinlich Messerstiche, aber die Gerichtsmedizin will es nicht beschwören. Es war einfach nicht mehr genug von ihrem Körper da, um es mit Sicherheit sagen zu können. Sie hat fünf Tage dort gelegen, wie das Larvenstadium der Maden verrät, die sich eifrig über das hergemacht haben, was die Waldtiere übrig gelassen haben. Wahrscheinlich wurde sie vergewaltigt, aber auch darauf will die Gerichtsmedizin keinen Eid ablegen.«
    Lennie kniff die Lippen zusammen. »Und worauf
können
sie einen Eid ablegen?«
    »Dass sie tot ist.«
    Lennies Mund zuckte. Bei all dem Schrecken, dem sie Tag für Tag ausgesetzt waren, mussten sie Wege finden, den Stress erträglich zu machen. Humor war ein probates Mittel, doch selbst derbe Scherze waren immer nur wie eine leichte Decke, die den Schrecken für einen Augenblick verhüllen konnte, bevor er sich wieder in voller Größe offenbarte.
    Steven seufzte und schlug die Akte erneut auf. »Kent hat auf der Kopfhaut des Mädchens etwas gefunden, das wie eine relativ frische Tätowierung aussieht. Wer immer sie getötet hat,

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