Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
weitergeht, fragen sie dich als Nächstes, ob du für den Gemeinderat kandidierst.»
Lol sah von seiner Leiter herab, und von seiner Farbrolle tropfte es orange auf die Fliesen. Jane hatte die Farbe für die Decke ausgesucht; es wirkte irgendwie nicht so toll, aber das würde sie garantiert nicht zugeben. Lol hatte orangefarbene Flecken auf seinem «Gomer Parry Landwirtschaftsdienste»-Sweatshirt und winzige Farbspritzer auf seiner runden Brille.
«Na ja», sagte Jane. «Vielleicht auch nicht.»
Es war auch eine Karte von den Prossers gekommen und eine von Gomer Parry und Danny Thomas:
Schön, dass du wieder da bist, Junge
. Auf der Vorderseite war ein Schaf zu sehen, das einen Traktor fuhr.
Und eine Karte war von Alice Meek.
Gott segne Sie und Ihr neues Heim, Mr. Robinson
. Große Buchstaben, denen man das Zittern des Schlaganfallopfers ansah. Alice hatte es Lol zu verdanken, dass sie noch am Leben war, und alle im Dorf wussten das, und deshalb war er hier jetzt so willkommen.
Aber natürlich war er vorsichtig. Lol wollte sich keinen Orden anheften lassen. Dass er die alte Frau halb erfroren auf dem Friedhof gefunden und sie ins Pfarrhaus getragen hatte, und das ganze heftige Zeug, das hinterher passiert war … Er wollte noch nicht mal darüber reden. Es hätte so leicht ganz anders ausgehen können.
Der Tod des Kerls, der Alice hatte umbringen wollen, war polizeilich untersucht worden, und das Urteil lautete auf Tod durch Unfall – vollkommen richtig. Aber vieles vor dem, was noch passiert war, war gar nicht herausgekommen, nachdem die Dorfbewohner sich geschlossen vor Lol gestellt hatten. Er war also kein Außenseiter mehr, auch wenn noch nicht allgemein bekannt war, dass er Moms … Was-auch-immer war.
Es hätte echt nicht besser laufen können. Er hatte nach vielen Jahren wieder ein Album veröffentlicht und ein paar beachtliche Gigs vor sich. Und er war dabei, seine vorübergehende Bleibe in Prof Levins Aufnahmestudio in Knight’s Frome aufzugeben, um in dieses kleine Reihenhaus-Cottage zu ziehen, das nur einen kurzen Spaziergang vom Pfarrhaus entfernt lag.
Jane sah zu ihm hinauf. Es wurde zu dunkel zum Streichen, und es gab noch keinen Strom, aber er machte weiter, als würde ihm jemand, wenn er aufhörte, das Haus wieder wegnehmen … und Mom vielleicht gleich mit … und dann würde die Tour gecancelt werden und das Album würde im
Guardian
oder
Time Out
verrissen werden und …
«Jetzt komm da runter, Lol. Morgen ist auch noch ein Tag.»
«Muss nur die Ecke noch fertig machen.»
«Du kannst die Ecke doch nicht mal mehr sehen. Komm, wir holen uns Pommes, sonst krieg ich bis zum Frühstück nichts mehr. Wenn Mom mit diesen griesgrämigen Schwachköpfen vom Komitee vor elf fertig ist, wäre das ein anerkanntes Wunder.»
«Ich geh nicht mehr so gern zur Pommesbude», sagte Lol. «Die lassen mich da nicht mehr bezahlen.»
Jane lachte.
«Das ist nicht lustig, Jane.»
«Lol, die mögen dich. Das ist –»
«Beunruhigend.»
Jane seufzte. «Wann ist dein nächster Gig?»
«Nächsten Donnerstag. In Bristol.»
«Wahnsinn, die Städte werden ja immer größer. Nächstes Jahr ist dann Glastonbury dran, oder?»
«Jane, willst du, dass ich von der Leiter falle?»
Oh Gott, das Nick-Drake-Syndrom; es geht nie wieder ganz weg.
«Schlimm genug, dass dieser Typ vom
Q
-Magazin mich am Samstag interviewen will», sagte Lol. «Ich meine, wenn ich geahnt hätte –»
«Was?» Jane ging zum Fuß der Leiter und rief hinauf, als stünde er auf einem Berg. «Hast du gerade …
Q
-Magazin gesagt? Hab ich richtig gehört? Und hast du gesagt, ‹schlimm genug›? Bist du geistesgestört?»
«Es gibt einfach Dinge, über die die Leute nicht unbedingt was lesen müssen.»
«Ja, dann –» Jane breitete frustriert die Arme aus «– red halt nicht drüber! Red über irgendwelches altes Zeug. Lüg sie an. Denen macht das nichts, das ist ein Musikzeitschrift. Wann bringen die das denn?»
«Keine Ahnung. Die machen ein Heft pro Monat. Der Typ hat gesagt, sie arbeiten Wochen im Voraus. Vielleicht bringen sie’s gar nicht. Wahrscheinlich machen die ’ne Menge Interviews, die dann nicht erscheinen, weil sie was Besseres haben.»
«Diese Bescheidenheit ist besorgniserregend.» Jane schüttelte den Kopf. «Ich glaub, die Paranoia war mir lieber.» Sie ging zur Fensterbank, um Alice’ Karte wieder wegzulegen, und entdeckte noch eine Karte.
«Von wem ist die, Lol?»
Es war aber keine Karte, sondern ein
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