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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hatte. Ob es helfen würde, wenn sie ihm das sagte? Sie starrte in den Garten, auf die zarten Knospen an den Apfelbäumen.
    «Mit dem Ziel», sagte sie, «dass im Endeffekt überhaupt nicht mehr viel passiert, richtig?»
    «‹Aber wie können wir denn da sicher sein?›», parodierte Huw mit hoher, affektierter Stimme. «‹Wir könnten uns so leicht lächerlich machen.› Und dieser Typ mit den Kerzen klingt mir nach Dekoration. Irgend so ein New-Ager. Bisschen skurril, dabei aber nett und vollkommen harmlos.»
    «Damit wir ein bisschen wollig rüberkommen?»
    «Schönes Wort, ja.»
    «Damit ich das richtig verstehe. Sie glauben wirklich –»
    «Überlassen Sie das ruhig mir», sagte Huw. «Ich frag mal rum und sehe, was ich rausfinden kann.»
     
    Dann telefonierte Merrily wegen der Beerdigung. Einäscherung im Krematorium von Hereford: Montag, zwei Uhr nachmittags. Am Wochenende würde sie die Familie besuchen. Es war immer problematisch, wenn man weder den Toten noch die Hinterbliebenen kannte: Man quetschte sie freundlich über ihre Mutter aus, in der Hoffnung, das eine wertvolle Detail zu finden, das die Tote bedeutsam machen würde, ehe sie hinter dem Vorhang verschwand und die Nächsten drankamen.
    Andy Mumford tauchte zehn Minuten zu früh auf.
    Bei seinem Telefonanruf am Vorabend hatte er aufgeregt gewirkt. Als er nun ins Haus kam, war Merrily schockiert.
    Er trug eine beigefarbene Jacke mit Reißverschluss über einem gelben Polohemd. Sie hatte ihn bisher immer nur im Anzug gesehen – so sah er irgendwie ganz verkehrt aus. Er hatte immer auf angenehme Weise mollig gewirkt, jetzt schien seine Kleidung schlaff an ihm herunterzuhängen.
    «Haben Sie schon gefrühstückt, Andy? Ich kann Toast machen –»
    «Nein, nein …» Er wollte nur Tee. Ohne Zucker.
    Sie hatte also recht gehabt: Er war aus dem Polizeidienst ausgeschieden.
    «Wann?»
    «Vor drei Wochen.» Mumford zog sich einen Stuhl heran. «Vor drei Wochen und zwei Tagen. Die Kollegen haben mir ’ne Digitalkamera gekauft.»
    «Oh.»
    «Und jetzt brauch ich einen Computer.» Er setzte sich breitbeinig hin. «Als hätten sie mir ein Bein abgenommen.»
    «Hm?»
    «Die Leute dachten, ich freu mich drauf. Als würde man sich drauf freuen, wenn einem ein Bein abgenommen wird. Man wacht morgens auf und denkt, es wär noch da, und dann merkt man’s.»
    Deshalb passten seine Sachen nicht mehr. Armer Andy. Sie hatte ihn in den letzten zwei Jahren ziemlich oft gesehen, meistens war er derjenige, der Frannie Bliss, dem Leiter der Ermittlungen, sozusagen die Tasche trug. Taschenträger und wandelndes Lexikon, was die Gegend hier betraf: eine bedeutende Rolle.
    «Kriegen Sie einen anderen Job?» Merrily füllte den Kessel. «Als Sicherheitsberater irgendwo oder …»
    «Um ehrlich zu sein, Mrs. Watkins, ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, auf irgendeiner Hühnerfarm den Nachtwächter zu spielen.» Mumford sah auf seine Hände hinunter. «Vielleicht besorg ich mir selbst ein paar Hühner. Oder Bienenstöcke. Ich weiß es noch nicht. Wie auch immer …» Er sah sie an. «Wie geht’s Ihnen?»
    «Mir geht’s gut.»
    Sie lächelte. Hier an der walisischen Grenze gehörte es sich so, dass man zehn bis fünfzehn Minuten um den heißen Brei redete. Man warf Kieselsteine ins Wasser, und irgendwann kam dann in aller Ruhe das eigentliche Thema an die Oberfläche. Es war sicher faszinierend gewesen, wenn Mumford Verdächtige befragt hatte.
    «Ihre Mutter lebt nicht hier in der Gegend, oder, Mrs. Watkins?»
    «In Cheltenham. Sie hat da eine Menge Freunde. Wir sehen uns nicht besonders oft.»
    «Aber Sie haben eine Beziehung hier zu der Gegend?»
    «Mein Großvater hatte einen Hof und einen Obstgarten in der Nähe von Mansell Lacy, als ich ein Kind war. Aber den gibt es jetzt nicht mehr.»
    Mumford nickte. «Meine Leute sind Richtung Norden gezogen, nach Süd-Shropshire, als mein Vater in den Ruhestand gegangen ist. Ludlow. Sie hatten eine Zeitlang einen kleinen Zeitungs- und Süßigkeitenladen, aber dann ist es ihnen zu viel geworden.»
    «Schöner Ort. Historisch.»
    «Inzwischen sind sie ja selbst ziemlich historisch, meine Mom und mein Dad. Sie erwarten, dass ich jetzt mehr für sie tue, wo ich nicht mehr berufstätig bin.»
    «Keine Geschwister?»
    «Eine Schwester. Ist zwölf Jahre jünger als ich, lebt mit so ’nem zwielichtigen, faulen Scheißkerl in Hereford. Ihr …» Er machte eine Pause. «Ihr Sohn, den sie aus ihrer Ehe hat, der ist mit diesem

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