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Das laesst sich aendern

Das laesst sich aendern

Titel: Das laesst sich aendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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studierte, und eine Weile gingen wir dann gemeinsam in solche Veranstaltungen.
    Sie verdiente sich, nachdem sie sich mit ihren Eltern verkracht hatte, ihr Studium mit Taxifahren und träumte von einer eigenen Halbtagspraxis, in der sie alles anders machen würde, als man es in ihrem Studium lernte.
    Rattenpsychologie und Statistik, sagte sie abfällig über das, was sie im Studium lernte, und wenn sie in ihrem Taxi auf Kundschaft wartete, las sie nächtelang Foucault und hoffte darauf, dass etwas anderes in ihrem Leben passieren würde als Uni und Taxifahren, weil sie gern herausgefunden hätte, wie es sich anfühlen würde, anders zu denken, als sie es tat. Bei einer ihrer Taxifahrten lernte sie einen Mann kennen, der etwa doppelt so alt war wie sie und den sie für dieses andere in ihrem Leben hielt; dem Geheimnis nach, das sie um diesen Mann machte, musste er entweder mit Foucault zu tun haben oder verheiratet sein, jedenfalls stellte sie ihn mir nicht vor. Von da an fuhr sie jedes zweite Wochenende nach Paris, kam Sonntagnacht abwechselnd aufgekratzt oder deprimiert und immer total übermüdet wieder zurück, nahm vor lauter Leidenschaft oder weil ihre Eskapaden empfindlich ins Budget gingen, ein paar Kilo ab, und nach dem Grundstudium zog sie in eine winzige Wohnung im 20. Arrondissement.
     
    Jetzt war sie erst seit Kurzem wieder in der Stadt, und wenn ich nicht zufällig vor der Stadtbücherei mit ihr zusammengestoßen wäre, hätte es gut sein können, dass ich mit den Kindern tatsächlich zu meiner Mutter hätte ziehen müssen, und ich mochte mir nicht ausmalen, wie meine Mutter mich ansehen würde, wenn ich sagte, und Adam zieht auch mit ein. Wie es dann weitergegangen wäre, mochte ich mir auch nicht ausmalen, aber unglücklicherweise konnte ich gar nichts dagegen tun, dass ich es mir immer nachts ausmalte, meistens genau dann, wenn ich nichts lieber tun wollte als endlich schlafen, nachdem Magali gestillt und die Windeln gewechselt waren.
    Manchmal wurde Adam davon wach, dass ich nicht schlafen konnte. Dann nahm er mich in den Arm und sagte, es geht immer irgendwie weiter.
    Das Irgendwie macht mir Sorgen, sagte ich.
    Einen Schatten, deinen Schatten, murmelte Adam im Schlaf, eine Stimme, deine Stimme, halt mich fest; ich murmelte leise, Ton Steine Scherben, danach schlief er beruhigt wieder ein, während ich weiter an das Verhängnis dachte, das uns bevorstand, wenn wir mit meiner Mutter leben müssten, aber schließlich schickte uns der Himmel meine Freundin Fritzi direkt vor die Stadtbücherei.
     
    Ey, sagte ich, du hier.
    Fritzi zeigte auf Anatol in seinem Buggy und auf Magali und sagte: Wow.
    Allerdings wow, sagte ich.
    Es stellte sich heraus, dass sie wieder im Lande war, weil sie von ihrer Patentante ein Haus geerbt hatte, in dem sie demnächst ihre Praxis eröffnen würde.
    Halbtags, sagte sie. Leben muss schließlich auch noch drin sein.
    Und der Mann in Paris, sagte ich.
    Ist immer noch verheiratet. Das hältst du ein paar Jahre aus, aber irgendwann macht es dich alle. Da habe ich echt ein Haus geerbt, sagte sie dann. Stell dir vor.
    Klingt wie geträumt, sagte ich. Ein Haus, ist das nicht so ein Ding mit vier Mauern drum herum und einem Dach obendrauf?
    Hat aber einen Haken, sagte sie.
    Der Haken hieß Ilmenstett.
    Wo liegt Ilmenstett, sagte ich.
    Das ist es eben. Mittlere Kleinstadt, Fachwerk, Wald drum herum, Kiesseen, Burg aus dem 12. Jahrhundert. Kennt kein Schwein. Eigentlich gar nicht mal so weit weg, aber gerade doch so, dass man denkt, jottwehdeh.
    Dann sagte Fritzi, ich will ja nicht indiskret sein, aber hast du auch einen Vater zu deinen zwei Kindern?
    Ich erzählte, dass Adam als Springer arbeitete, Zeitarbeit, letztens bei der Lurgi und der Degussa, jetzt schon seit Längerem bei DuPont, und dies und das schwarz nebenbei.
    Was denn so schwarz nebenbei, sagte Fritzi, und ich sagte, dass sich im Augenblick praktisch epidemisch alle Professoren und Studienrätinnen der Stadt dazu entschlossen hatten, Altbauwohnungen zu kaufen, bei denen als Erstes die Dielen abgeschliffen, dann der Stuck restauriert und als Nächstes Buchenholzküchen mit Kochinseln angefertigt und eingebaut werden müssten, bis sie dann herausfanden, dass im ganzen Haus die Leitungen marode und die Rohre aus Blei waren, und dann wurde es richtig teuer und für Adam lukrativ.
    Kann dein Mann denn das alles, sagte Fritzi. In ihrer Stimme lag die lauterste Ehrfurcht vor so viel Können, und dann rückte sie damit

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