Das laesst sich aendern
verpasste der Hacke einen neuen Stiel, sah die Gerätschaften durch und ölte einen alten Eichentisch, den er in einem Schuppen entdeckt hatte, und ganz allmählich wuchsen die drei in den Hof hinein, Magali spielte mit den Katzen und dem dreibeinigen Hund, sobald sie laufen konnte, der Bauer Holzapfel sah sich Adams wandelnde Baustellen in Fritzis Haus an, gab hier und da einen Rat wegen der Heizung oder der Isolation, blieb manchmal abends zum Essen und brummte gelegentlich, dass er den Hof verkaufen würde, aber er verkaufte ihn nicht; stattdessen fing er an, sich in seinem Garten zu schaffen zu machen, den er seit dem Tod seiner Frau vernachlässigt hatte.
So, so, da will also einer seinen Hof verkaufen, sagte Adam, wenn er ihn beim Umgraben oder Anpflanzen traf.
Ich kann das Grünzeug doch nicht eingehen lassen, sagte Holzapfel dann, als müsste er sich dafür entschuldigen, dass er schon wieder im Garten war.
Magali bekam eine kleine Schippe und eine Gießkanne und machte sich damit mehr oder weniger nützlich, anfangs eher weniger, aber nachdem sie ihre ersten eigenen Erbsen hatte anbauen dürfen, biss sie an, pflanzen, gießen, ernten und pulen, und danach waren es natürlich die besten Erbsen der Welt, die besten Kohlrabi der Welt, der beste Spinat der Welt. Magali hatte schon als Kind Fingernägel, unter denen der Dreck festgewachsen war. Das war mit Seife nicht abzukriegen.
Immer öfter saßen Adam und Holzapfel zusammen in dessen Küche oder an dem neu geölten alten Eichentisch, der inzwischen vor dem Küchenfenster auf dem Hof stand, manchmal über Papier gebeugt, auf das Adam etwas zeichnete, und schließlich fingen sie an, den ehemaligen Kuhstall umzubauen.
Es war Adams Idee gewesen. Der Bauer Holzapfel hatte gezögert und nicht gewusst, wie sich das machen ließe, aber Adam hatte es gewusst.
Beton raus, Holzbohlen rein, das ist praktisch schon alles, hatte er gesagt, ich seh’s ganz genau vor mir.
Fritzi war argwöhnisch, als Adam uns eröffnete, dass der Bauer Holzapfel Pferdeboxen brauchte.
Musst du da drüben jetzt noch eine Baustelle aufmachen, fragte sie etwas gereizt, und überhaupt, wozu braucht er Pferdeboxen?
Wetten, dass er welche brauchen kann, sagte Adam. Sport ist groß im Kommen. Er erinnerte sich an die Reiterrevue, die bei dem Studienratspaar unter uns im Flur neben dem Pflasterstrand und dem Spiegel gelegen hatte, und daran, dass etliche von seinen Kunden, denen er Dielen abgeschliffen und Kochinseln eingebaut hatte, bevor die maroden Leitungen drangekommen waren, davon geträumt hatten, am Wochenende mal raus aus der Stadt zu kommen und jottwehdeh in der Pampa zu wandern, Fahrrad zu fahren, zu laufen, Hauptsache, draußen, und der Gipfel solcher Träume, so schloss Adam, wäre es doch, dort ein eigenes Pferd zu haben.
Die hätten schon gern ein Pferd. Sie brauchen nur wen, der sich darum kümmert, sagte er.
Du kennst dich ja gut damit aus, wovon die Leute so alles träumen, sagte ich.
Das will ich doch meinen, sagte Adam.
Der Bauer Holzapfel jedenfalls kannte sich mit Pferden aus, er hatte früher selbst zwei Schleswiger gehabt, gute Zugpferde, aber das machte keinen großen Unterschied zu Reitpferden, Pferde waren es allemal.
Ausmisten, Füttern, auf die Weide lassen, sagte Holzapfel, als Fritzi ihn fragte, was mit den Pferden auf ihn zukäme, und Weideland hatte er mehr als genug, die Streuobstwiese zwischen Fritzis Haus und seinem Hof und die riesige Weide hinter dem ehemaligen Hühnerstall, die er nur selten mähte. Sie erinnerte mich an die Wiese, auf der mein Vater gelegentlich seine verunglückten Drachenversuche mit uns veranstaltet hatte, es wuchsen Weißdorn, Schlehen und jede Menge Blumen darauf, Magali pflückte manchmal welche für den Opa Holzapfel, und der sagte ihr dann all die Namen, die sie nicht kannte, weil schon ihre Mutter sie nicht gelernt hatte, Ochsenzunge, Zimbelkraut, Gundermann, Kugelblume. Magali sprach ihm von klein an geduldig die schwierigsten Wörter nach.
Tatsächlich trieb Adam in kürzester Zeit achtzehn Interessenten für die Pferdepension Holzapfel auf, und von da an beobachtete er voller Groll, wie die Pferdebesitzer vorwiegend samstags und sonntags mit ihren Jeeps aus der Stadt angefahren kamen, wofür braucht der Mensch in Mitteleuropa einen Jeep mit V6-Motor, aber mit der Zeit würde er versuchen, noch einmal so viele Pferde unterzubringen, damit Holzapfel seinen Hof nicht verkaufen musste, und abgesehen von den Jeeps tat
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