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Das laesst sich aendern

Das laesst sich aendern

Titel: Das laesst sich aendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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sie gesagt, und dann der Zwiebelgeruch an den Fingern.
    Adams Mutter hatte sehen müssen, wie sie von dem kleinen Beamtengehalt ihres Mannes ihre fünf Kinder satt bekam, wir beide hatten nicht gewusst, dass Essen ein Ereignis sein kann, es gab eben Nudeln oder Reis, Schinken und Soße, Buletten mit Salzkartoffeln oder Fritten. Erbsen, Möhren, Spinat. Manchmal Fischstäbchen. Eierkuchen und Pudding. Fritzi hatte eine Mikrowelle, und wenn wir etwas zu feiern oder die Kinder Geburtstag hatten, machten wir Fondue und kauften in der Bäckerei Huber eine Schwarzwälder Torte.
    Damit sollte jetzt Schluss sein, nachdem uns Massimos Antipasti, die Minestrone, das Pollo alla cacciatora und die Panna cotta glatt überwältigt hatten. Der Bauer Holzapfel, der das Pollo zu dem Festessen beigesteuert hatte, war gerührt, was man daraus machen konnte.
    Das sind ja ganz neue Düfte und Geschmäcker in diesem Haus, sagte er, und weil Fritzis Falltür die meiste Zeit offen stand, füllten diese neuen Düfte von jetzt an das ganze Haus und verwandelten es in ein Zuhause, das wir vorher nicht gekannt hatten, weil es das Zuhause von Massimo war, vielmehr das Zuhause von Massimos Mutter, in deren Küche er seine Schulaufgaben erledigt und nebenbei seiner Mutter zugesehen und so von klein auf gelernt hatte, wie man Nudeln macht und all die anderen Sachen. Pollo alla cacciatora. Dolce.
     
    Ich träum von süßen Düften, hatten die Ton Steine Scherben gesungen, und wir hatten oft daran gedacht, wenn wir draußen die Streuobstwiese rochen, die Blüten, das Gras nach dem Regen, oder wenn Adam gemäht hatte. Wir wären nie auf die Idee gekommen, von dem stickigen Geruch im Haus von Adams Eltern zu träumen, und bei meinen Eltern hatte es überhaupt nach nichts gerochen als nach dem Zigarettenqualm meines Vaters oder dem Raumspray, das meine Mutter dagegen einsetzte, aber nachdem Massimo eingezogen war, verstanden wir, dass die süßen Düfte, von denen die Scherben träumten, womöglich die Düfte von einem Zuhause waren, diesem magischen Ort, nach dem sie sich so oft gesehnt und den sie so oft besungen hatten, und nachdem diese Düfte bei uns eingezogen waren, lernte ich allmählich kochen; nicht so gut natürlich wie unser neuer Mitbewohner, weil ich es schließlich nicht aus erster Hand, sondern erst spät von Massimo und aus den Bildbänden, die er mir lieh, lernen musste, aber mein Ehrgeiz war geweckt, und in Anatols und Magalis Kindheit duftete es alsbald wie in Massimos Kindheit in Umbrien, später dann kamen indische, vietnamesische, deutsche und arabische Düfte dazu. Der Duft nach Brot, wenn die Kinder aus der Schule kamen.
    Kurz, in Ilmenstett brach der Hedonismus aus.
     
    Tatsächlich dachte ich nicht sehr oft darüber nach, dass es drinnen und draußen überhaupt gibt. Fritzi schenkte uns ihren winzigen Fernsehkasten, weil Massimo einen größeren mitgebracht hatte. Für die Nachrichten gingen wir trotzdem oft hoch, weil wir es immer so gemacht hatten, Clinton for President, in Moskau lässt Jelzin schießen, Europa tritt in Kraft, ein Anschlag in New York auf die Zwillingstürme der WTO, Stürme, Erdbeben, Zugunglücke, Jahrhunderthochwasser, das alles war draußen, und hier drinnen war es schön, den Abend mit Fritzi und Massimo ausklingen zu lassen.
     
    Nur Adam war auf der Hut. Und Frau Özyilmaz, die mich eines Tages, als ich an ihrem Imbiss vorbeiging, hineinholte und nach meinem Beruf fragte.
    Logopedi, was ist genau, sagte sie. Als ich es ihr erklärt hatte, Sprechen, Stimme, Sprache, Schlucken, nickte sie und sagte etwas auf Türkisch.
    Es stellte sich heraus, dass sie Deutschunterricht nehmen wollte.
    Dil, sagte sie, sprechen. Und schreiben. Yazmak. Schwere Sprache.
    Fortan kam sie dreimal in der Woche zu mir; als der Sturm dann losbrach, war sie ganz gut gewappnet.
     
    Niemand von uns hätte gedacht, dass es so heftig kommen würde, aber wir waren nicht mehr in den Siebzigerjahren, in denen alle irgendwie links waren, und wer links war, war multikulti, ging zum Griechen oder Pizza essen, kaufte bei Türken ein und dachte sich nichts dabei, aber nachdem der Osten zusammengebrochen war und der ältere Bush seinen Golfkrieg durchhatte, hätte man es sich eigentlich denken können.
    Wo wir jetzt den Osten nicht mehr haben, sagte Adam manchmal, bin ich gespannt, wer uns als Nächstes den Feind spielen soll.
    Jedenfalls erwähnte Fritzi eines Tages, eine Patientin habe sie darauf angesprochen, ob da was dran sei; sie

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