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Das lässt sich ändern

Das lässt sich ändern

Titel: Das lässt sich ändern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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alten Kinderlieder-LP von seiner kleinen Schwester und einer mit Hoffmanns Erzählungen überhaupt keine Platten, Hoffmanns Erzählungen war ein Geschenk seiner Mutter, und als ich mich einmal wunderte, warum ausgerechnet Platten das Einzige wären, was er nicht sammelte, sagte er, weil dafür die Batschkapp und der Elfer da sind, wenn du die hast, brauchst du nicht mal einen Plattenspieler; aber seit Anatol auf der Welt war, waren die Batschkapp und der Elfer etwas anderes als vorher.
    Es fühlt sich nicht mehr richtig an, sagte Adam, wenn er hingegangen war und schon kurz nach Mitternacht zurückkam; es machte ihm keinen Spaß mehr, bei den Liedern mitzugrölen, und nachdem Anatol angefangen hatte zu sprechen, ging er gar nicht mehr hin. Ich glaube, er beschloss, nicht mehr hinzugehen, wie man beschließt, mit dem Rauchen aufzuhören. Plötzlich ist der besondere Tag da, und dann ist es vorbei mit dem Rauchen oder dem Grölen in der Batschkapp, und tatsächlich war der Tag, an dem Anatol anfing zu sprechen, ein sehr besonderer Tag.Andere Kinder sagen als erstes Wort Mama. Nicht so Adam Czupeks Sohn.
    Anatol fing mit dem Sprechen an, nachdem er den Hammer gefunden hatte. Es war Adams Hammer; Adam hatte ihn offenbar wegzuräumen vergessen, nachdem er mir die Waschmaschine angeschlossen hatte, die ihm keine Ruhe gelassen hatte, und als sie dann schließlich lief, musste ich zugeben, dass es eine Eins-a-Waschmaschine war und kein Fachmann sie besser hätte anschließen können. Der Gummihammer wird noch in der Küche herumgelegen haben, denn aus der Küche drangen dumpfe Geräusche zu mir herüber, nicht die ehemaligen Poltergeräusche meiner rasenden Ex-Waschmaschine, weil die neue tadellos leise lief; dies hier waren rhythmische, dumpfe Geräusche, die ich wahrscheinlich eine ganze Weile lang nicht gehört hatte, weil ich in ein Buch vertieft war, und damals glaubte ich noch an Sprache, obwohl sich damals ihre Halbwertszeit rasant zu verkürzen begann, trotzdem glaubte ich noch eine ganze Weile daran. Natürlich wusste ich, dass die Welten in Romanen nicht wirklich waren, und dennoch bin ich oft so in einer dieser Welten versunken gewesen, dass ich nichts um mich herum wahrgenommen oder gehört habe, da konnte neben mir ein Presslufthammer dröhnen oder die Waschmaschine im Schleudergang rattern; aber irgendwann fiel mir auf, dass Anatol nicht im Zimmer war, und sofort hörte ich die rhythmischen Geräusche und wusste im selben Moment, dass sie nichts mit der Waschmaschine zu tun haben konntenund bitte nichts mit Anatol zu tun haben sollten, weil es Geräusche waren, die nicht zu einem Kind passen, das soeben gerade laufen gelernt hat, bitte nicht, und wie ich in die Küche stürze, steht da ein unglaublich kleines Kind; es ist viel kleiner, als ich es in Erinnerung habe, als es vor einer halben Stunde noch war, und dieses sehr kleine Kind hat ein Werkzeug in der Hand, das mir immer schon unhandlich groß und schwer vorkommt, wenn Adam damit arbeitet, aber jetzt ist es riesig geworden, und der Miniaturmensch vor mir ist hochrot im Gesicht und vermutlich in einem Rausch; er haut mit diesem monströsen Ding auf die Wand zur Speisekammer ein, in der ganz ruhig die Waschmaschine läuft.
    Ich sage, was machst du denn da, obwohl auf den ersten Blick klar ist, was Anatol da macht, er ist im Begriff, die Küchenwand einzureißen und unsere Küche mit der Speisekammer zu einem einzigen Raum zu verbinden, das Projekt ist kurz vor dem Durchbruch und hat seine ganze Kraft in Anspruch genommen; nur sprachlich ist er seinem Vorhaben noch nicht ganz gewachsen; er zeigt mir strahlend den Hammer, haut ihn zweimal gegen die Küchenwand, dass das Mauerwerk nur so rieselt, mit dem Putz ist er schon länger fertig; dann unterbricht er sein Werk und sagt das erste Wort seines Lebens.
    Daudau, sagt er, und nichts ist ihm dringlicher, als dass ich verstehe, was für ein einzigartiges Werkzeug er da gefunden und sofort seiner Bestimmung zugeführt hat.
    Daudau, sagte ich etwas mutlos angesichts desSchutts in der Küche, und als Adam am Abend von der Arbeit kam und sich ansah, was Anatol angerichtet hatte, und zwar mit einem Gegenstand, dem er sein erstes Wort gewidmet hatte, während andere Kinder Mama sagen, war er maßlos stolz.
    Ich sagte, das nennt man kanonisches Lallen, Mama, Papa, Wauwau. Sie fangen alle zweisilbig an mit dem Sprechen.
    Das nennt man ganze Arbeit, sagte Adam, dem es egal war, was Anatol gesagt oder kanonisch gelallt

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