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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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1. KAPITEL
    Aston Hall, Kent
    Juni 1784
    Lady Mary raffte ihre Röcke aus feinem Musselin und mischte sich im Ballsaal ihres Vaters unter die Tänzer. Der Abend war warm, und die Fenster standen weit offen, um jede frische Brise hereinzulassen. Im flackernden Schein der Kronleuchter bemühten sich die erhitzten Herren rundherum so attraktiv und galant wie möglich zu sein, während die Damen ihr Bestes taten, schön und charmant zu erscheinen. Jeder von ihnen war davon überzeugt, die Crème de la crème ihrer kleinen ländlichen Gesellschaft zu verkörpern.
    Es war die einzige Art Leben, die Mary mit ihren achtzehn Jahren kannte – die einzige Art Leben, die ihr als älteste Tochter des Duke of Aston zu kennen erlaubt war. Gott sei Dank würde sich das in drei Tagen endlich ändern, für immer ändern, und Mary konnte es kaum noch erwarten.
    Als die Musiker den Tanz ausklingen ließen und Marys Partner sich vor ihr verbeugte, war sie in Gedanken immer noch eifrig dabei, die letzten Details ihrer Reisevorbereitungen durchzugehen: Die neuen Kleider für die Reise waren in den messingbeschlagenen Reisekoffern verpackt, die Passagen gebucht und die Empfehlungsschreiben lagen bereit, die Landkarten und Reiseführer und …
    „Lady Mary, verzeihen Sie bitte.“ Miss Wood, Marys langjährige Gouvernante und künftige Reisebegleiterin, stand in ihrem einfachen grauen Kleid neben ihr und rang die kleinen, dicken Hände. „Ein Wort unter vier Augen, wenn Sie erlauben?“
    Mary nickte und ging voraus zu einer der Fensternischen, wo ihre Unterhaltung in der Musik und dem Geplauder untergehen würde. Obwohl mit ihren achtundzwanzig Jahren noch eine junge Frau, war die Gouvernante ein wahres Muster an Diskretion und Anstand, und nur eine sehr dringende Angelegenheit konnte sie in den Ballsaal geführt haben, wo sie völlig fehl am Platz schien. Seit der langen Krankheit und dem Tod der Duchess vor vier Jahren hatte Mary sehr geschickt viele der Pflichten ihrer Mutter übernommen. So war es für die Gouvernante nur normal, sich in Notfällen an sie zu wenden.
    Bitte, lieber Gott, lass nicht zu, dass es sich bei Miss Woods Anliegen um etwas handelt, das die Abreise verzögert! Nur dieses eine Mal sollte er ihr verzeihen, dass sie selbstsüchtig dachte und ihre einzige Chance auf ein Leben jenseits von Aston Hall nicht aufgeben wollte.
    „Worum geht es, Miss Wood?“, fragte Mary schließlich leise. Alle möglichen Katastrophen gingen ihr durch den Kopf: ein Unfall beim Personal, ein Missgeschick unter den Gästen, schlimme Nachrichten aus der Ferne. „Was ist geschehen?“
    „Es geht um Ihre Schwester, Mylady“, sagte Miss Wood. „Seine Gnaden, Ihr Vater, hat sie zu sich befohlen, und ich kann sie nirgends finden.“
    „Diana ist verschwunden?“ Das hätte Mary sich denken können, schließlich kannte sie ihre Schwester wie keine Zweite. Nicht, dass sie befürchtet hätte, ihrer jüngeren Schwester wäre etwas zugestoßen. Zwar geriet die schöne und fröhliche Diana häufig in Schwierigkeiten, aber sie war jedes Mal nur die Ursache, niemals das Opfer dieser unglückseligen Geschichten. Stets wirkte sie auf Männer genauso unwiderstehlich wie Männer auf sie. Sich umsichtig zu benehmen, schien ihr einfach nicht im Blut zu liegen. Wo Mary sich verantwortlich und nachdenklich zeigte, war Diana keines von beiden.
    Wie oft war es Marys Aufgabe gewesen, den Zorn ihres Vaters zu besänftigen, weil ihre Schwester wieder einmal mit irgendeinem verliebten jungen Mann fröhlich durch die Landschaft spaziert war, haarscharf am Rande eines Skandals vorbei? Nie verschwendete sie auch nur einen Gedanken daran, wie durch dieses Benehmen ihre Aussichten auf einen achtbaren Ehemann schwanden. Und wie oft hatte Diana Besserung versprochen – nur um dann, wenn der nächste Galan unter ihrem Fenster auftauchte, Mary wieder zu bitten, die Dinge beim Vater in Ordnung zu bringen.
    „Haben Sie überall nachgesehen, Miss Wood?“, fragte Mary und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, die Gouvernante möge sich geirrt haben. „Ich bin sicher, vor noch nicht einer halben Stunde sah ich Diana tanzen.“
    Auf Miss Woods Gesicht erschien ein Hoffnungsschimmer. „Erinnern Sie sich an ihren Partner? Vielleicht ist sie bei ihm, Mylady, und wir …“
    „Vater zuliebe tanzte sie mit Dr. Canning.“ Mary seufzte. Dr. Canning war mindestens siebzig. „Er ist ein äußerst netter alter Herr, aber ich glaube kaum, dass Diana mit ihm im Gartenpavillon

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