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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eines ewigen Frühlings erfreuen können!«
    Jasper Hobson vermochte gegenüber diesen Traumbildern der enthusiastischen Mrs. Barnett ein Lächeln nicht zu unterdrücken. Die kühne Frau ließ ihren Gedanken so liebenswürdig freien Lauf und glich so sehr der Insel Victoria, welche sich weiter bewegte und es doch nicht verrieth. Gewiß konnte man sich nach Lage der Sachen über diese eigenthümliche Art, die Meere zu durchziehen, nicht beklagen, wenn man davon absah, daß die Insel in jedem Augenblicke zu schmelzen und zu versinken drohte.
    Die Nacht verstrich. Nach wenigen Stunden der Ruhe frühstückte man zum allgemeinen Wohlgefallen. Ein lebhaftes Feuer von dürrem Gesträuch erwärmte und belebte auch die Füße der Schläfer wieder, welche durch die Nachtkälte etwas erstarrt gewesen waren.
    Um sechs Uhr Morgens begaben sich Mrs. Paulina Barnett, Lieutenant Hobson und Sergeant Long wieder auf den Weg.
    Vom Cap Michael bis zum vormaligen Barnett-Hafen verlief die Küste fast geradlinig von Süden nach Norden und in einer Länge von fast elf Meilen. Sie bot nichts Besonderes und schien durch den Bruch des Isthmus nicht gelitten zu haben. Ein wenig rückwärts von dem im Allgemeinen niedrigen und ebenen Ufer brachte Sergeant Long auf Jasper Hobson’s Anordnung einige Merkzeichen an, um mit ihrer Hilfe spätere Veränderungen richtiger erkennen zu können.
    Der Lieutenant wünschte Fort-Esperance noch denselben Abend wieder zu erreichen; Mrs. Paulina Barnett ihrerseits drängte es, ihre Genossen, ihre Freunde wieder zu sehen, und unter den obwaltenden Verhältnissen empfahl es sich auch nicht, die Abwesenheit des Chefs der Factorei weiter auszudehnen.
    Man ging also schneller, verfolgte eine schräge Linie und kam gegen Mittag schon um das kleine Vorgebirge herum, welches vordem den Barnett-Hafen gegen die Ostwinde deckte.
    Von hier bis nach Fort-Esperance war es etwa noch acht Meilen weit. Vor vier Uhr Nachmittags wurde diese Strecke zurückgelegt, und begrüßten die Hurrahs des Corporal Joliffe die Heimkehr der Reisenden.
Fünftes Capitel.
Vom 25. Juli bis zum 20. August.
    Bei seiner Rückkehr in das Fort war es Jasper Hobson’s erste Sorge, Thomas Black über den Zustand der Colonie zu befragen.
    Seit vierundzwanzig Stunden hatte keine merkbare Veränderung stattgehabt, wohl aber befand sich die Insel, wie eine spätere Messung ergab, um einen Breitengrad südlicher und etwas westlicher, als vorher. Jetzt mochte sie in der Höhe des Eiscaps, einer kleinen Spitze von Nord-Georgia und zweihundert Meilen vom amerikanischen Festlande entfernt umherschwimmen. Die Schnelligkeit der Strömung schien hier etwas weniger groß zu sein, als in den östlicheren Theilen des Polarmeeres, doch trieb sie die Insel noch immer vorwärts, welche sich zu Jasper Hobson’s Leidwesen der Behrings-Straße unaufhaltsam näherte. Jetzt schrieb man erst den 24. Juli und auch ein langsamer Strom reichte wohl hin, sie binnen einem Monate durch die Meerenge in die erwärmten Gewässer des Pacifischen Oceans zu führen, in dem sie sich auflösen mußte, wie ein Stück Zucker in einem Glase Wasser.
    Mrs. Paulina Barnett theilte Madge das Ergebniß ihrer Rundfahrt um die Insel mit, beschrieb ihr die streifige Lage der Schichten an der Bruchstelle des Isthmus, die auf fünf Fuß abgeschätzte Dicke des Eisfeldes unter Wasser, den Unfall Sergeant Long’s nebst dessen unfreiwilligem Bade, und legte ihr alle die Gründe vor, welche jeden Augenblick den Bruch oder die Versenkung der Eisscholle veranlassen könnten.
     

    Erster Exercierunterricht. (S. 282.)
     
    Indessen herrschte das Gefühl der vollkommensten Sicherheit in der Factorei. Den wackeren Insassen derselben war nie ein Gedanke daran gekommen, daß Fort-Esperance über einem Abgrunde schwebe und das Leben seiner Bewohner jede Minute in Gefahr sei. Allen ging es auf’s Beste. Das Wetter war schön, das Klima gesund und stärkend, und Männer und Frauen wetteiferten in froher Laune und strotzender Lebensfülle. Der kleine Michael wurde nun ganz reizend; er versuchte in der Umgebung des Forts seine ersten Schritte, und der ganz in ihn vernarrte Corporal Joliffe wollte ihm gar schon die Handhabung eines Gewehres und die Elemente der Soldatenschule lehren. O, welchen Kriegsmann hätte er in seinem Sohne erzogen, wenn Mrs. Joliffe ihm nur einen solchen schenkte; doch dafür war nur geringe Aussicht, und bis jetzt wenigstens verweigerte der Himmel hartnäckig dem Ehepaar jenen Segen, um

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