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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bathurst.
    Während die Zimmerleute mit Aexten, Sägen und Hohlbeilen arbeiteten, stellten die Jäger dem Tafelwilde, wie Rennthieren und Polarhasen, die in der Umgebung der Factorei in Menge vorkamen, eifrig nach. Der Lieutenant hatte Sabine und Marbre eingeschärft, sich niemals weit zu entfernen, wofür er ihnen als Grund angab, daß er vor vollkommener Fertigstellung der Factorei in der Umgebung keine Spuren zurückgelassen wissen wollte, welche irgend einen Feind herbeilocken könnten. In Wahrheit wollte Jasper Hobson freilich nur die Veränderungen, die die Halbinsel betroffen hatten, nicht bekannt werden lassen.
    Eines Tages kam es sogar vor, daß Jasper Hobson, als Marbre die Frage an ihn gestellt hatte, ob es nicht Zeit sei, an der Walroß-Bai die Jagd auf jene Amphibien, die ein so vorzügliches Brennmaterial lieferten, wieder aufzunehmen, diesem lebhaft antwortete:
    »Nein, das ist nutzlos, Marbre!«
    Lieutenant Hobson wußte nur zu gut, daß die Walroß-Bai zweihundert Meilen im Süden zurückgeblieben war, und daß jene Thiere die Ufer der Insel nicht mehr besuchten.
    Man darf indeß nicht glauben, daß er die Situation für ganz verzweifelt ansah. Davon war er weit entfernt, und hatte sich gegen Mrs. Paulina Barnett oder Sergeant Long mehrfach in diesem Sinne ausgesprochen. Er behauptete stets, daß die Insel so lange Widerstand leisten werde, bis der Winterfrost ihre Stärke wieder erhöhen und sie in seinem Laufe aufhalten müßte.
    Nach seiner Umreisung der Insel hatte Jasper Hobson den Umfang seines neuen Gebietes genau gemessen. Derselbe betrug mehr als vierzig Meilen 1 , die Oberfläche aber mindestens einhundertundvierzig Quadratmeilen. Zur Vergleichung diene die Angabe, daß die Insel Victoria etwas größer war, als die Insel Helena, und etwa ebenso groß, als die Stadt Paris innerhalb der Befestigungslinie. Selbst wenn sie sich in mehrere Bruchstücke spaltete, konnten diese noch eine genügende Ausdehnung behalten, um eine Zeit lang bewohnbar zu sein.
    Als Mrs. Paulina Barnett ihre Verwunderung über die Ausdehnung eines solchen Eisfeldes aussprach, führte ihr Lieutenant Hobson die Beobachtungen der Polarfahrer hierüber an. Nicht selten stießen Parry, Penny, Franklin und Andere bei ihren Reisen im Arktischen Oceane auf Eisschollen von hundert Meilen Länge und fünfzig Meilen Breite. Kapitän Kellet verließ sein Schiff auf einem Eisfelde von 3000 Quadratmeilen Oberfläche. Was war im Vergleich hiermit die Insel Victoria?
    Immerhin konnte deren Größe hinreichend sein, um bis zum Winterfroste auszuhalten, bevor wärmere Strömungen ihre Grundlage schmolzen. Jasper Hobson setzte hierein gar keinen Zweifel und war nur tief betrübt über so viel nutzlose Bemühungen, so viel vergebliche Anstrengungen, so viele zerstörte Pläne, und darüber, daß sein der Erfüllung so naher Traum buchstäblich zu – Wasser werden sollte. Man sieht leicht ein, daß er für die eigentlichen Arbeiten kein besonderes Interesse haben konnte. Er ließ eben Alle gewähren, das war Alles!
    Mrs. Paulina Barnett machte gute Miene zum bösen Spiele. Sie hielt ihre Begleiter ebenso zur Arbeit an, wie sie selbst daran theilnahm. Da sie die Sorge bemerkte, welche Mrs. Joliffe um ihre Sämereien hatte, stand sie ihr täglich rathend zur Seite. Sauerampher und Löffelkraut hatten eine reichliche Ernte ergeben, die man nicht zum kleinsten Theile dem Corporal verdankte, der mit der Ausdauer einer leibhaftigen Vogelscheuche das besäete Terrain gegen Tausende diebischer Schnäbel vertheidigte.
    Die Zähmung der Rennthiere glückte vollkommen. Mehrere Weibchen warfen Junge, und der kleine Michael wurde zum Theil mit Rennthiermilch aufgezogen. Die ganze Heerde zählte nun gegen dreißig Köpfe. Die Thiere trieb man nach den Rasenflächen am Cap Bathurst auf die Weide, und sammelte auch einen Wintervorrath von kurzem, trockenem Grase an den Abhängen des Vorgebirges. Diese Rennthiere, welche gegen die Leute im Fort schon ganz zutraulich wurden, ließen sich übrigens leicht zähmen, liefen nicht aus der Umzäunung heraus, und manche von ihnen dienten beim Holztransport als Zugthiere vor den Schlitten.
    Daneben fing man in der Nachbarschaft der Factorei noch eine ziemliche Anzahl derselben in der halbwegs zwischen dem Fort und dem Barnett-Hafen angelegten Fallgrube.
    Im vorigen Jahre war ebenda, wie erzählt, ein riesiger Bär gefangen worden, jetzt fand man sehr häufig Rennthiere darin. Das Fleisch derselben wurde gesalzen,

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