Das Land der Pelze
Winkel, den sie vormals bei der Walroß-Bai bildete, anstoßen. Mit einem Worte, die Verbindung mit dem Lande mußte an der Stelle des früheren Isthmus statthaben. Es war also eben so nützlich als wichtig, zu wissen, was auf jener Seite vorging.
Lieutenant Hobson beschloß demnach, sich trotz des abscheulichen Wetters nach dem Cap Michael zu begeben, gleichzeitig aber auch seinen Leuten den wahren Grund dieser Auskundschaftung zu verheimlichen. Nur der Sergeant allein sollte ihn durch den tobenden Sturm begleiten.
An demselben Tage, am 31. August, ließ sich Jasper Hobson, um nach allen Seiten sicher zu sein, den Sergeanten auf sein Zimmer rufen.
»Sergeant Long, sagte er zu ihm, es ist unabweislich nöthig, daß wir uns ohne Verzug über die gegenwärtige Lage der Insel Victoria Gewißheit verschaffen oder doch zum Mindesten wissen, ob die Gewalt des Windes sie, wie ich vermuthe, dem Festlande Amerikas wieder zugetrieben hat.
– Das scheint mir in der That nöthig, Herr Lieutenant, entgegnete der Sergeant, und zwar je eher je besser.
– Wir müssen deshalb, fuhr Jasper Hobson fort, nach dem Süden der Insel gehen.
– Ich bin bereit, Herr Lieutenant.
– Ich weiß, Sergeant Long, daß Sie stets bereit sind, wenn es eine Pflicht zu erfüllen gilt. Doch sollen Sie nicht alleingehen, es ist besser, wenn wir unserer Zwei sind, um für den Fall, daß Land in Sicht wäre, unsere Gefährten zu unterrichten. Wir werden also zusammen gehen.
– Wann Sie wollen, Herr Lieutenant; noch diesen Augenblick, wenn es Ihnen passend erscheint.
– Heute Abend nach neun Uhr, wenn Alles im Schlafe liegt, brechen wir auf …
– Richtig, denn Alle würden uns begleiten wollen, antwortete Sergeant Long, und doch brauchen Jene den Grund nicht zu wissen, der uns so weit von der Factorei wegführt.
– Das ist auch meine Ansicht, erwiderte Jasper Hobson, und ich möchte Allen, so lange es angeht, das Beunruhigende dieser schrecklichen Lage ersparen. Sie nehmen Feuerzeug und Schwamm mit, um, wenn es nöthig würde, z.B. wenn sich Land im Süden zeigte, ein Signal geben zu können.
– Zu Befehl.
– Unser Zug wird voller Beschwerden sein, Sergeant.
– Das wird er, aber das thut auch nichts. Doch, Herr Lieutenant, unsere Reisende?
– Auch ihr wollte ich nichts mittheilen, antwortete Jasper Hobson, denn sie würde uns unfehlbar begleiten wollen.
– Und das ist unmöglich, meinte der Sergeant, eine Frau kann nicht gegen einen solchen Sturm ankämpfen. Hören Sie, wie furchtbar er jetzt wüthet?«
Wirklich erzitterte das Haus in seinen Grundpfeilern.
»Nein! sagte Jasper Hobson, jene muthige Frau kann und wird uns nicht begleiten; Alles in Allem dürfte es aber doch gerathen sein, ihr unsere Absicht mitzutheilen. Sie muß unterrichtet sein, im Fall uns unterwegs ein Unglück zustieße …
– Gewiß, Herr Lieutenant, gewiß! antwortete Sergeant Long; ihr dürfen wir Nichts verhehlen, und für den Fall, daß wir nicht wiederkehrten …
– Also, um neun Uhr, Sergeant.
– Um neun Uhr!«
Mit militärischem Gruße zog sich Sergeant Long zurück.
Einige Augenblicke später unterhielt sich Jasper Hobson mit Mrs. Paulina Barnett und brachte sein Project zu deren Kenntniß. So wie er darauf bestand, so bestand die muthige Frau darauf, ihn zu begleiten und der Wuth des Sturmes mit ihm zu trotzen. Der Lieutenant suchte sie nicht dadurch von diesem Gedanken abzubringen, daß er ihr die Gefahren der bevorstehenden Expedition schilderte, sondern betonte nur, daß ihre Gegenwart im Fort während seiner Abwesenheit unentbehrlich sei, und daß es von ihr abhinge, dadurch, daß sie zurück blieb, ihm die so nöthige Ruhe des Geistes zu bewahren. Sollte sich ein Unglück ereignen, so wäre er mindestens sicher, daß seine thatkräftige Begleiterin zur Hand sei, um bei seinen Leuten seine eigene Stelle zu vertreten.
Mrs. Paulina Barnett verstand ihn und drängte nicht weiter. Jedenfalls bat sie Jasper Hobson, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen, indem sie ihm in’s Gedächtniß zurückrief, daß er der Chef der Factorei sei und sein Leben nicht ihm allein, sondern dem Wohl aller Uebrigen gehöre. Der Lieutenant versprach, so klug zu handeln, als es unter den gegebenen Verhältnissen möglich sein werde, doch wäre es unbedingt und ohne Verzug nöthig, den südlichen Theil der Insel in Augenschein zu nehmen. Am folgenden Tage sollte Mrs. Paulina Barnett den Anderen nur sagen, daß der Lieutenant und der Sergeant zum letzten
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