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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vorschein kam. Solche Stellen überdeckte man dann wieder sorgfältig mit Sand und Erde, um sie der Einwirkung der wärmeren Temperatur zu entziehen. Ohne diese Vorsicht wäre der Boden wohl bald wie ein Sieb durchlöchert gewesen. Auch an den bewaldeten Hügeln an den Ufern der Lagune richtete der Sturm einen unermeßlichen Schaden an. Sand und Erde wurden durch die Regenmassen fortgespült, und die ihren Halt verlierenden Bäume stürzten in großer Anzahl nieder. Binnen einer Nacht hatte sich das Aussehen jenes Theiles der Insel vollkommen verändert. Nur wenige Birkengruppen und vereinzelte Tannen hatten dem Sturme widerstanden. Auch hierin waren die Fortschritte der Zerstörung des ganzen Gebietes nicht zu verkennen, und doch vermochte die Kraft des, Menschen nicht das Geringste dagegen. Lieutenant Hobson, Mrs. Paulina Barnett, der Sergeant und alle Uebrigen sahen wohl ihre Insel nach und nach in Stücke gehen, Alle fühlten es wenigstens, außer vielleicht Thomas Black, der trüb und stumm dieser Welt nicht mehr anzugehören schien.
    Während des Sturmes, am 23. Mai, wäre der Jäger Sabine, der bei dichtem Morgennebel ausgegangen war, fast in einem im Laufe der Nacht entstandenen Loche ertrunken, das sich an der Stelle des früheren Hauptgebäudes geöffnet hatte.
    Bis jetzt schien bekanntlich das verschüttete und zu drei Viertheilen eingesunkene Haus zwischen der Eiskruste festgeklemmt gewesen zu sein. Jedenfalls hatte es aber der Wellenschlag des Meeres allmälig gelockert und die darüber gehäufte Last in den Abgrund hinabgedrückt. Erde und Sand rutschten in die entstandene Oeffnung nach, in der die schäumenden Meereswellen sichtbar wurden.
    Sabine’s Kameraden, welche auf sein Hilferufen herbeieilten, gelang es noch, Jenen aus der Oeffnung heraus zu lootsen, an deren glatten Rändern er sich krampfhaft anklammerte, so daß er für dieses Mal mit einem unfreiwilligen Bade davon kam.
    Bald darauf sah man auch Balken und Planken vom Hause, die unter der Insel hingeschwommen waren, vom Ufer seewärts treiben, wie Wrackstücken eines gescheiterten Schiffes. Das war die letzte vom Sturme angerichtete Verheerung, welche übrigens den Zusammenhalt der ganzen Insel in Frage stellte, da sie auch die inneren Theile derselben den Angriffen des Wassers preisgab, welches sie einem Krebse ähnlich nach und nach zerstörte.
    Am Morgen des 25. Mai ging der Wind nach Nordost um. Der Sturmwind schwächte sich zur steifen Brise ab, der Regen ließ nach, und das Meer begann sich zu beruhigen. Friedlich verstrich die Nacht, und am anderen Tage glänzte die Sonne wieder am Himmel, so daß Jasper Hobson eine Ortsaufnahme vornehmen konnte. Diese ergab:
    Breite 56°13’; Länge 170°23’.
    Die Schnelligkeit der Insel war also eine außerordentliche, denn sie hatte fast achthundert Meilen seit den zwei Monaten zurück gelegt, als sie bei Anbruch des eigentlichen Thauwetters in der Behrings-Enge fest lag.
    Diese eilige Vorwärtsbewegung erregte in Jasper Hobson wieder einige Hoffnung.
    »Meine Freunde, sagte er unter Vorzeigung der Karte des Behrings-Meeres, sehen Sie hier die Aleuten? Jetzt sind sie nur noch zweihundert Meilen von uns entfernt – in acht Tagen dürften wir sie wohl erreichen.
    – In acht Tagen, wiederholte Sergeant Long den Kopf schüttelnd, acht Tage sind eine lange Zeit!
    – Ja, fügte Lieutenant Hobson hinzu, hätte unsere Insel den hundertachtundsechzigsten Meridian eingehalten, so könnte sie schon jetzt in dem Breitengrade jener Inseln sein. Offenbar treibt sie aber in Folge einer Abweichung des Behrings-Stromes mehr nach Südwesten.«
    Diese Beobachtung war ganz richtig. Die Strömung führte die Insel weit ab von allen Ländern und vielleicht gar über die Aleuten hinaus, die sich nur bis zum hundertsiebenzigsten Meridian erstrecken.
    Schweigend betrachtete Mrs. Paulina Barnett die Karte. Sie starrte auf den Bleistiftpunkt, der die Lage der Insel bezeichnete. Noch einmal überblickte sie die ganze von der Stelle ihres Winterlagers aus zurück gelegte Strecke, diesen Weg, den ein unglückliches Geschick oder vielmehr die unabänderliche Richtung der Strömungen zwischen so vielen Inseln hindurch und an den Küsten zweier Continente vorüber, ohne einen dieser Punkte zu berühren, vorgezeichnet hatte und der sich nun nach dem unendlichen Pacifischen Ocean hinaus fortsetzte.
    So dachte sie in düsterer Träumerei versunken, aus der sie mit den Worten erwachte:
    »Aber kann man unserer Insel denn in

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