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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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übel nach dem Festlande überzuführen, oder wenigstens eine Zeit hindurch mit einiger Sicherheit See zu halten. Im Uebrigen wurde die Begegnung eines Schiffes mit jedem Tage wahrscheinlicher, da sich jetzt gewiß schon Walfänger nach dem Norden zu gehen anschickten. Mac Nap erhielt also Auftrag, ein geräumiges und festes Floß zu zimmern, welches sich schwimmend erhalten sollte, wenn die Insel Victoria unterginge.
    Noch dringlicher erschien es aber, vorher irgend einen bewohnbaren Raum herzustellen, in dem die unglücklichen Insassen der Insel ein schützendes Unterkommen finden konnten. Als einfachster Ausweg bot sich da die Abräumung des vormaligen Soldatenhauses, dessen Wände noch benutzbar sein würden. Entschlossen gingen Alle an’s Werk, und schon nach wenigen Tagen war man im Stande, sich vor der Unbeständigkeit des regnerischen und stürmischen Klimas zu fluchten.
    Auch im Hauptgebäude suchte man wiederholt nach und glückte es, aus den versenkten Zimmern verschiedene mehr oder minder nützliche Gegenstände, Werkzeuge, Waffen, Bettgeräthe, einige Meubles, die Ventilationspumpen, das Luftreservoir u.s.w. zu retten.
    Am folgenden Tage, dem 13. Mai, mußte man jede Hoffnung aufgeben, bei der Insel St. Laurent anzulanden. Die Lagenbestimmung lieferte den Beweis, daß die Insel weit östlich von jener vorübertrieb; wirklich stoßen die Strömungen ganz im Allgemeinen fast nie gegen ihre natürlichen Hindernisse, sondern umgehen diese eben, und Lieutenant Hobson erkannte bald, daß auf diesem Wege an eine Landung nicht zu denken sei. Die Aleuten-Inseln allein, welche wie ein riesiges Netz durch mehrere Längengrade vor dem Behrings-Meere im Bogen ausgespannt erscheinen, versprachen die Insel aufzuhalten; aber würde sie, wie erwähnt, so lange ausdauern? Jetzt flog sie zwar mit größter Schnelligkeit dahin, wie aber, wenn diese sich verminderte, wenn die drängenden Eisberge sich auf irgend eine Weise von ihr ablösten, vielleicht vorher zusammenschmolzen, da sie keine Erd-und Sandschicht vor der unmittelbaren Sonneneinwirkung schützte?
    Lieutenant Hobson, Mrs. Paulina Barnett, Sergeant Long und der Meister Zimmermann behandelten diese Frage wiederholt und einigten sich unter Erwägung der thatsächlichen Verhältnisse in der Ansicht, daß die Insel in keinem Falle bis zu den Aleuten gelangen könne, ob sich nun ihre Bewegung verlangsame, sie aus dem Behrings-Strome heraus gedrängt werde oder unter dem zweifachen Angriff des Wassers und der Sonnenwärme untergehe.
    Am 14. Mai griffen Meister Mac Nap und seine Leute ihr Werk an und begannen ein geräumiges Floß zu zimmern. Es handelte sich darum, dieses Bauwerk so hoch als möglich über das Wasserniveau hervortreten zu lassen, um es nach Kräften gegen Sturzseen zu sichern. Das Werk war jetzt kein leichtes, doch rief das nur den Eifer der Arbeiter wach. Glücklicher Weise hatte der Schmied Raë auch eine beträchtliche Menge eiserner Klammern wieder aufgefunden, die man einst von Fort-Reliance aus mitgenommen, und dienten dieselben dazu, die unteren Theile des Flosses sehr fest mit einander zu verbinden.
    Die Stelle, auf der jenes erbaut wurde, verdient wohl einer Erwähnung. Einem Einfalle Jasper Hobson’s entsprachen folgende Maßnahmen Mac Nap’s: Statt nämlich große und kleine Holzstämme auf dem Erdboden richtig zu ordnen, geschah das gleich auf dem Wasser der Lagune. Die mit Schrauben-und Zapfenlöchern versehenen Bäume wurden in den kleinen See hinab befördert, wo man sie ohne Mühe handhaben konnte. Hiermit erreichte man zwei Vortheile, denn zunächst konnte der Zimmermann sofort über die Tragkraft und den Grad der Stabilität seiner Arbeit urtheilen, und dann schwamm auch das Floß schon, wenn die Insel einst unterging, und war nicht den Schwankungen und den etwaigen Stößen des geborstenen Bodens ausgesetzt, die ihm gefährlicher werden mußten, wenn es noch am Lande lag. Diese zwei sehr wohl zu erwägenden Gründe veranlaßten den Meister Zimmermann, auf obige Art und Weise vorzugehen.
    Während dieser Arbeiten schweifte Jasper Hobson bald allein, bald in Begleitung der Mrs. Paulina Barnett am Ufer umher. Er beobachtete den Zustand des Meeres und die wechselnden Aushöhlungen der Küste, die das Meer ausnagte. Sein Auge glitt über den einsamen, verlassenen Horizont dahin, an dem sich auch im Norden keine Riesengestalt eines Eisberges mehr abzeichnete. Vergeblich suchte er, wie alle Schiffbrüchigen, »jenes rettende Fahrzeug, das

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