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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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antwortete Jasper Hobson, aber ich glaube, daß das bei den hochnördlichen Gegenden am längsten der Fall sein wird. In den Tropengegenden sind es vorzüglich die Ureinwohner, deren Auftreten ein schwer zu beseitigendes Hinderniß bietet, und ich weiß, wie viele Opfer diesen afrikanischen Barbaren, welche doch ein civilisatorischer Krieg früher oder später einmal zu Paaren treiben wird, gefallen sind. In den arktischen und antarktischen Gegenden dagegen halten zwar keine Einwohner den Schritt der Reisenden auf, sondern die Natur selbst errichtet eine unübersteigliche Schranke, die Kälte, die grausame Kälte, welche die Kraft des Menschen verzehrt.
    – Sie glauben demnach, Herr Hobson, daß die heiße Zone bis in die unbekanntesten Theile Afrikas und Australiens eher bekannt sein wird, bevor die kalte Zone vollkommen durchforscht sein werde?
    – Ja, Madame, antwortete der Lieutenant, und diese Ansicht scheint auch wohl begründet. Die kühnsten Entdeckungsreisenden in den arktischen Gegenden, wie Parry, Penny, Franklin, Mac Clure und Andere mehr, sind noch nie über den dreiundachtzigsten Breitengrad hinausgekommen, blieben also noch immer sieben Grade vom Pole entfernt. Dagegen ist Australien von Süden nach Norden schon mehrere Male, z.B. durch den unerschrockenen Stuart durchforscht worden, und Afrika, – das so furchtbare – hat Doctor Livingstone von der Loanga-Bai bis zur Mündung des Zambese durchzogen. Man hat also allen Grund zu der Annahme, daß die Gebiete der heißen Zone eher geographisch bekannt sein werden, als die der kalten.
    – Sind Sie auch der Meinung, Herr Hobson, fragte Mrs. Paulina Barnett, daß der Mensch nie im Stande sein werde, den Pol selbst zu erreichen?
    – Ohne Zweifel erreicht ihn einst ein Mann, Madame, sagte Hobson, oder eine Frau, fügte er galant hinzu. Doch scheint mir, daß die von den Seefahrern bislang dazu angewendeten Mittel einer tiefgreifenden Modification bedürfen. Man spricht von einem freien Meere, welches einzelne Forscher gesehen haben wollen. Dieses eisfreie Meer ist aber, wenn es überhaupt existirt, nur sehr schwer zu erreichen, und so kann zunächst Niemand mit Sicherheit voraussagen, daß er zum Pol gelangen werde. Ich bin übrigens der Meinung, daß ein solches freies Meer weit mehr eine Erschwerung, als eine Erleichterung jeder dorthin gerichteten Reise darstellen würde. Einen festen, gleichviel ob aus Eis oder aus Felsen bestehenden Boden würde ich für meinen Theil bei einer solchen Reise weit lieber sehen. Dann ließe ich durch wiederholte Expeditionen Niederlagen von Nahrungsmitteln und Kohlen immer näher nach dem Pole hin errichten, und so glaube ich, daß man nach langer Zeit, großen Geldopfern, und wohl auch mit dem Verluste so manchen Menschenlebens, doch endlich bis zu diesem unerreichten Punkte der Erdkugel gelangen müßte.
    – Ich theile ganz Ihre Meinung, Herr Hobson, antwortete Mr. Paulina Barnett, und wenn Sie sich jemals an dieses Unternehmen wagten, werd’ ich nicht davor zurückschrecken, Mühen und Gefahren mit Ihnen zu theilen, um auf den Nordpol die Fahne des Vereinigten Königreichs zu pflanzen. Aber für jetzt ist das ja wohl unser Zweck nicht.
    – Für jetzt, Madame, nein, erwiderte Jasper Hobson. Immerhin könnte, nach Realisirung der Projecte der Compagnie, das an der obersten Grenze des amerikanischen Festlandes begründete Fort einen natürlichen Ausgangspunkt für alle ferneren Nordpolexpeditionen bilden. Wenn übrigens die Pelzthiere durch die Jagd weiter und bis zu dem Nordpole hin vertrieben würden, müßten wir ihnen auch bis dahin folgen.
    – Mindestens, wenn diese kostspielige Mode des Pelztragens nicht einmal aufhört, ergänzte Mrs. Paulina Barnett.
    – O, Mistreß, entgegnete der Lieutenant, eine schöne Frau, welche einen Zobelmuff oder eine Pelzpelerine haben möchte, wird es immer geben, und diese muß doch befriedigt werden.
    – Das fürchte ich auch, lenkte die Reisende lächelnd ein, und wahrscheinlich ist der Erste, der den Pol erreicht, ein Jäger bei der Verfolgung eines Marders oder eines Silberfuchses.
    – Das ist meine Ueberzeugung, Madame, erwiderte Jasper Hobson. Die menschliche Natur ist nun einmal so geschaffen, daß die Gewinnsucht mehr und weiter treibt, als der Wissensdrang.
    – Wie? Und so sprechen Sie, Herr Hobson?
    – Nun, bin ich denn nicht Beamter der Hudsons-Bai-Compagnie, und besteht deren Thätigkeit denn in etwas Anderem, als ihre Agenten und ihre Capitalien daran zu

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