Das Land der Pelze
haben Sie etwa immer die Pfeife im Munde?
– Nein, Herr Hobson.
– Nun, sehen Sie, ganz eben so verhält es sich mit den Vulkanen, sie rauchen auch nicht immerfort.
– Das begreife ich, Herr Hobson, antwortete Sergeant Long, was ich aber nicht begreife, das ist das Vorkommen der Vulkane in den Polarländern überhaupt.
– Sie sind da auch nicht allzu zahlreich, bemerkte Mrs. Barnett.
Rundschau über die Umgebungen der Walroß-Bai. (S. 142.)
– Nein, Madame, bestätigte der Lieutenant, und doch kennt man eine gewisse Anzahl: auf der Insel Johann-Mayen, auf den Aleuten, in Kamtschatka, im russischen Amerika und in Island; auf der südlichen Halbkugel aber in Feuerland. Diese Vulkane stellen nur die Rauchfänge der gewaltigen Centralwerkstätte des Innern vor, in der sich die chemischen Vorgänge in der Erdkugel vollziehen, und ich glaube, daß der Schöpfer aller Dinge diese Abzugscanäle überall da errichtet hat, wo sie nothwendig waren.
Eine überlistete Walroßfamilie. (S. 146.)
– Gewiß, Herr Hobson, antwortete der Sergeant, aber am Pole, in diesem eisigen Klima! …
– Und was thut das, Sergeant, ob am Pole oder am Aequator! Ich möchte sogar behaupten, daß die Sicherheitsventile am Pole noch weit nothwendiger wären, als an jedem anderen Punkte der Erde.
– Und weshalb das? fragte der Sergeant, der über diese Ansicht höchlichst erstaunt war.
– Weil zur Zeit, als diese Ventile sich unter dem Druck der Gase des Erdinnern öffneten, das vorwiegend an solchen Stellen geschehen mußte, an welchen die Erdrinde die geringste Stärke hatte, und in Folge der Abplattung an den Polen wird es wahrscheinlich, daß … Doch, da sehe ich Kellet’s Signal, sagte der Lieutenant, indem er seine Beweisführung unterbrach. Haben Sie Lust, uns zu begleiten, Madame?
– Ich möchte Sie lieber hier erwarten, Herr Hobson, entgegnete die Reisende. Jenes Gemetzel unter den Walrossen hat für mich nichts Verlockendes.
– Ich widerstreite dem nicht, Madame, antwortete Jasper Hobson, und wenn es Ihnen beliebt, uns in einer Stunde wieder zu treffen, so werden wir uns vereinigt auf den Rückweg zum Fort begeben.«
Mrs. Paulina Barnett blieb also allein auf der Anhöhe zurück und betrachtete das an Abwechselung so reiche Panorama, welches sich vor ihren Blicken entrollte.
Eine Viertelstunde später langten Jasper Hobson und der Sergeant an dem Ufer an.
Walrosse waren jetzt in großer Menge da und konnte man deren wohl hundert zählen. Einige derselben krochen mit Hilfe ihrer kurzen, handförmigen Füße auf dem Sande hin, der größere Theil lag aber zu Familien vereinigt im Schlafe. Ein oder zwei sehr große, wohl drei Meter lange, aber mit wenig dichtem Pelze versehene und fast röthlich aussehende Thiere schienen für die ganze Heerde Wache zu stehen.
Die Jäger durften nur mit äußerster Vorsicht herankommen, benutzten Felsstücke und Unebenheiten des Bodens als Deckung und suchten einige Haufen Walrosse zu umstellen und ihnen den Rückzug nach dem Meere abzuschneiden, da diese Thiere auf dem Lande sehr schwerfällig, langsam und ungeschickt sind. Sie bewegen sich auf diesem nur in kurzen Sprüngen oder indem sie durch Krümmung des Rückgrats, ähnlich gewissen Raupenarten, kriechen. Im Wasser, ihrem Lebenselemente, aber werden sie zu flinken Fischen und furchtbaren Schwimmern, welche die sie verfolgenden Schaluppen nicht selten in Gefahr bringen.
Jene großen Exemplare schienen mißtrauisch zu werden und eine nahende Gefahr zu wittern. Sie hoben die Köpfe in die Höhe und sahen sich nach allen Seiten um. Aber bevor sie noch Zeit zu einem Warnungssignale hatten, stürzten Jasper Hobson und Kellet von der einen, Petersen, Hope und der Sergeant von der anderen Seite hervor und erlegten durch ihre Kugeln fünf Walrosse, denen sie mit den Messern vollends den Garaus machten, während die übrige Heerde sich so schnell als möglich in’s Meer stürzte.
Der Sieg war leicht gewesen. Die fünf Amphibien waren von ansehnlicher Größe. Das wenn auch etwas gekörnte Elfenbein ihrer Hauer schien doch von erster Sorte zu sein; Lieutenant Hobson freute sich aber weit mehr über ihren großen und fetten Körper, weil dieser eine beträchtliche Menge Oel zu liefern versprach. Man beeilte sich, sie auf die Schlitten zu verladen, und hatten die Hunde an ihnen auch eine hinreichende Last.
Eine Stunde war verflossen. Mrs. Paulina Barnett schloß sich ihren Gefährten wieder an, und Alle begaben sich
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