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Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Titel: Das Leben, natürlich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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Arbeitskollege von ihm kenne eine Frau, die arm aufgewachsen war und ihre Kleider immer nur bei Kmart gekauft hatte, und dann hatte sie einen steinreichen Mann geheiratet, und nach all diesen Jahren, die sie jetzt schon reich verheiratet war, kaufte sie ihre Kleider immer noch bei Kmart. »Wieso das denn?«, fragte Susan im selben Augenblick, als auch Mrs. Drinkwater sich diese Frage stellte. »Weil es etwas Vertrautes ist«, antwortete Bob.
    »Wenn ich mit einem reichen Mann verheiratet wäre, würde ich mir ein paar richtig schöne Sachen leisten«, sagte Susan.
    »Denkst du jetzt«, sagte ihr Bruder. »Aber weißt du’s?«
    Es wurde still, so lange, dass Mrs. Drinkwater den Rückzug zu erwägen begann. Dann Susans Stimme: »Jimmy, willst du Helen wiederhaben? Weißt du, als Steve mich verlassen hatte, haben mir alle diese ganzen üblichen Sachen gesagt: Ach, du bist viel besser dran ohne ihn, solches Zeug. Aber obwohl ich mir pausenlos seine sämtlichen Macken aufgezählt habe, hab ich ihn mir doch zurückgewünscht. Wenn du sie also wiederhaben willst, wäre mein Rat: Beknie sie.«
    »Beknie sie«, sagte auch Bob.
    Mrs. Drinkwater wäre fast die Treppe hinuntergefallen, so weit beugte sie sich vor. Beknien, unbedingt, hätte sie am liebsten nach unten gerufen, aber die Diskretion verbot es ihr. Diese Stunde gehörte ihnen allein.
    »Du magst Helen doch gar nicht«, sagte Jim.
    Und Susan erwiderte: »Mach das nicht, Jim. Sie ist schon in Ordnung. Gib nicht mir den schwarzen Peter. Vielleicht hattest du ein Problem damit, mit einer WASP -Prinzessin verheiratet zu sein, aber dafür kann Helen nichts.« Und sie schob nach: »Ich hab ja ewig nicht gewusst, dass ich auch als WASP zähle.«
    Bobs Stimme: »Wann hast du’s rausgefunden?«
    »Mit zwanzig.«
    »Was ist passiert, als du zwanzig warst?«
    »Da hatte ich diesen jüdischen Freund.«
    »Im Ernst?« Das war Jim.
    »Ich wusste nicht, dass er Jude ist.«
    »Uff, Glück gehabt. Es sei dir verziehen.«
    Jim mit seinem Sarkasmus, dachte Mrs. Drinkwater. Ihr gefiel Jim. Er hatte ihr schon damals gefallen, als er jeden Abend im Fernsehen zu sehen gewesen war.
    »Wie bist du dahintergekommen, dass er Jude ist?«, wollte Bob wissen.
    »Das hat sich irgendwie ergeben. Er sagte, Soundso würde in ihm einfach nur den Judenbub sehen, und ich dachte, huch, dann ist er wohl Jude. Mir war es gleich. Warum hätte es mich stören sollen. Aber dann fing er an, Muffy zu mir zu sagen, und ich sagte: Warum sagst du immer Muffy zu mir?, und er sagte: Weil man zu WASP -Mädels eben so sagt. Da hab ich’s dann endlich kapiert.«
    »Was ist aus ihm geworden?«, fragte Bob.
    »Er hat seinen Abschluss gemacht. Ist zurück nach Massachusetts, wo er herkam. Und im Jahr drauf hab ich Steve kennengelernt.«
    »Susie hat eine Vergangenheit«, sagte Jim. »Wer hätte das gedacht?«
    Wieder scharrte ein Stuhl, Teller wurden ineinandergestellt. »Mensch, ich bin so nervös, dass mir ganz schlecht ist. Was ist, wenn Zach mich nicht mehr mag?«
    »Er liebt dich. Er kommt zu dir heim.« Das war Bobs Stimme, und Mrs. Drinkwater schlich zurück in ihr Zimmer.

13
    Sie saßen im Busbahnhof, der nicht mehr der Portlander Busbahnhof ihrer Jugend war, sondern ein Neubau, um den sich rundherum ein gigantischer Parkplatz ausdehnte. Durch die großen Fensterscheiben sah man ein paar Taxis – keine gelben – auf die ankommenden Busse warten. »Warum hat Zach nicht einfach einen Bus nach Shirley Falls genommen?«, fragte Jim. Er saß zusammengesunken in seinem Plastikstuhl und stierte vor sich hin.
    »Weil er hier umsteigen und dann stundenlang warten müsste, und der Bus kommt unheimlich spät in Shirley Falls an«, sagte Susan. »Deshalb habe ich gesagt, ich hole ihn hier ab.«
    »Natürlich«, sagte Bob. Er dachte an Margaret, daran, wie er ihr von allem berichten würde. »Susie, nimm’s nicht tragisch, wenn er stofflig ist und dich nicht umarmt. Er fühlt sich jetzt wahrscheinlich ungeheuer erwachsen. Ich könnte mir vorstellen, dass er mir die Hand schüttelt. Nur dass du nicht enttäuscht bist, meine ich.«
    »Das hab ich mir auch schon überlegt«, sagte Susan.
    Bob stand auf. »Ich hol mir an dem Automaten da drüben einen Kaffee. Soll ich irgendwem was mitbringen?«
    Susan sagte: »Nein, danke.« Jim sagte nichts.
    Falls einer von ihnen ihn zum Fahrkartenschalter gehen sah, erwähnten sie es nicht. Es gab Busse nach Boston, New York, Washington und auch einen nach Bangor. Bob kam mit seinem

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