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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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bekam mit einem Mal ganz verhangene Augen. »Das ist oft nicht leicht. Meistens ist es sogar ziemlich hart. Aber es lohnt sich. Du und Raffy … Ihr dürft nicht so schnell aufgeben. Jeder braucht einen anderen Menschen.«
    »Du warst verliebt? Was ist passiert?«, fragte Evie und hoffte, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, weg von ihr und Raffy, während sie 350 weitere Personen zu As hochstufte.
    »Die Stadt …«, sagte Martha leise und sah wieder auf den Bildschirm vor ihr. »Die Stadt hat ihn mir genommen.«
    »Die Stadt?«, fragte Evie neugierig. Sie wusste, dass alle in Base Camp irgendwann aus der Stadt gekommen waren, aber sie hatte sich eigentlich nie vorgestellt, dass all diese Menschen auch dort gelebt hatten genau wie sie, innerhalb der Regeln und Beschränkungen. »Wart ihr nicht miteinander verlobt?«
    Martha lächelte traurig. »So war es nicht ganz … Ich bin erst spät in die Stadt gekommen. Ich bin in einer ländlichen Gemeinde ein Stück außerhalb der Stadt aufgewachsen. Wir haben uns durchgebracht, mehr nicht. Essen war immer knapp und mit dem Wasser war es noch schlimmer. Dann ist es ganz versiegt. Wir haben versucht, eine neue Wasserzufuhr zu finden, aber …«
    »Aber die Stadt hatte das Wasser genommen«, sagte Evie und blickte voller Scham zu Boden, weil es auch ihre Stadt gewesen war und weil sie, wie alle anderen auch, die Errichtung neuer Dämme gefeiert hatte.
    »Aber die Stadt hatte das Wasser genommen«, bestätigte Martha. »Also haben wir getan, was wir tun mussten. Wir kamen hierher und boten im Gegenzug für die Aufnahme in die Stadt unsere Arbeitskraft an. Und wir haben uns der Neutaufe unterzogen.«
    Sie machte eine Pause. Die Pause dauerte an und Schweigen breitete sich aus. Evie drehte den Kopf zu Martha und sah, dass ihr die Tränen übers Gesicht liefen.
    »Und was ist dann passiert?«, fragte sie, stand auf und legte Martha, über deren leidvolle Vergangenheit sie sich noch keine Gedanken gemacht hatte, die Hand auf die Schulter und versuchte, sie zu trösten, so gut sie konnte.
    »Sie haben gesagt, sie würden sich um uns kümmern. Ich war mit unserem ersten Kind schwanger. Sie haben gesagt, sie würden für uns sorgen. Aber sie haben Daniel mitgenommen. Zur Neutaufe. Sie haben gesagt, ich könnte ihn danach sehen, aber … ich konnte es nicht erwarten. Ich musste es mit eigenen Augen sehen. Ich war im selben Krankenhaus und habe mich in die Abteilung für Neutaufe geschlichen. Dort habe ich ihn gesehen. Ich habe sie alle gesehen. Verstümmelt. Hirngeschädigt. Er hat mich nicht erkannt. Er war nicht mehr da. Sie hatten ihn mir genommen …« Sie ließ den Kopf nach vorn sinken und schlang die Arme um ihre Schultern.
    Evie kämpfte mit den Tränen. »Das Bett«, flüsterte sie. »Das Bett in dem Schlafsaal.« Martha nickte. »Was hast du dann gemacht?«, fragte Evie kaum vernehmlich.
    »Ich bin weggelaufen. Ich wusste, dass ich die Nächste sein würde; also bin ich zum Tor gerannt. Dort habe ich mich versteckt und gewartet, bis sie es aufmachen, um neue Leute hereinzulassen. Ich hätte sie warnen sollen, sie zurückschicken … Aber ich habe nur an mich gedacht. Ich bin so weit gerannt, wie ich konnte, und habe mich im Wald versteckt. Ich habe geweint, getobt; ich bin fast gestorben.« Sie holte tief Atem, öffnete die Augen und rang sich ein Lächeln ab. »Ich habe mein Kind verloren. Dann hat Linus mich gefunden. Und da hat mein Leben wieder neu angefangen.«
    Evie starrte sie mit offenem Mund an. Sie war so in dem Wissen gefangen gewesen, dass die Stadt ihr ihre Eltern weggenommen hatte, dass es ihr nie in den Sinn gekommen war, dass sie nicht die Einzige war; sie war nicht allein mit der Wut, die sie mit sich herumschleppte, mit der Bitterkeit und mit dem Gefühl, verraten worden zu sein.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie. »Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Das mit den Versehrten. Dass sie dir egal wären.«
    Martha ergriff Evies Hand. »Ist schon gut. Ich verstehe dich. Wir alle verstehen dich. Die meisten haben Angehörige verloren. Aber sie sind verloren, Evie. Sie sind nicht mehr die, die sie waren. Wir können sie suchen, aber wir können sie nie wieder finden. Wir können sie nie wieder …« Sie schniefte und wischte sich über die Augen. »Aber das ist schon so lange her. Du und Raffy … ihr scheint einander wirklich glücklich zu machen. Da tut es einfach weh, wenn man sieht, dass ihr so unglücklich seid.«
    »Ist das so

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