Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
Wie alles anfing
J ahrhundertelang verbreiteten die Kosaken unter den Völkern Zentralasiens Angst und Schrecken, allen voran die Varinskis, eine Dynastie gnadenloser Eroberer, die raubten, plünderten, vergewaltigten und mordeten.
Noch heute leben die Varinskis in den russischen Steppen. Sie sind begnadete Kämpfernaturen, haben ein Gespür für die Schwächen des Feindes, und bei ihren Raubzügen hinterlassen sie ein Meer von Blut und Tränen, Verwüstung und Tod. Es wird gemunkelt, dass Konstantine Varinski, der Stammesbegründer, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben soll - und dieses schauerliche Gerücht ist tatsächlich wahr.
Vor tausend Jahren trieb Konstantine Varinski in den endlosen Weiten der russischen Steppe sein Unwesen. Er war ein für seine Grausamkeit berüchtigter Krieger, ein unbezwingbarer Kämpfer, getrieben von einer unersättlichen Gier nach Macht. Dafür, dass er ihm die Fähigkeit gab, all seine Feinde zu besiegen, verkaufte er dem Teufel seine Seele. Um diesen Pakt zu besiegeln, versprach er Luzifer die Familienikone, ein Gemälde mit vier Allegorien der Heiligen Jungfrau.
Für dieses Heiligtum, das Herzstück des elterlichen Hausaltars, tötete er sogar seine eigene Mutter - und brachte seiner Seele ewige Verdammnis.
Bevor sie starb, riss sie ihren Jungen an sich und flüsterte ihm mit bebenden Lippen etwas ins Ohr.
Konstantine schenkte ihrer Prophezeiung keine Beachtung. Sie war schließlich bloß eine Frau. Er glaubte nicht daran, dass die Worte der Sterbenden den Lauf des Schicksals in irgendeiner
Form beeinflussen könnten. Außerdem - und das war das Entscheidende - wollte er den Pakt mit dem Bösen auf gar keinen Fall gefährden.
Obwohl Konstantine die Prophezeiung seiner Mutter für sich behielt, wusste der Fürst der Dunkelheit, dass er es mit einem Lügner und Betrüger zu tun hatte. Er witterte Konstantines Verrat, denn er wusste um die starken Bande des Blutes und der Familie und um die Macht der Worte einer sterbenden Mutter. Um sich die Varinskis und ihre Dienste für alle Zeit zu sichern, schnitt er heimlich ein kleines Stück aus der Ikone heraus. Und schenkte es einem Stamm armer Vagabunden mit dem Versprechen, es werde ihnen Glück bringen.
Während Konstantine seinen Deal mit einem großen Gelage feierte, schickte der Teufel heimlich eine Feuergarbe, ließ in die wertvolle Ikone den Blitz einschlagen und verstreute die vier Ansichten der Madonna in sämtliche Himmelsrichtungen.
Konstantine Varinski und seinen Nachkommen verlieh Satan indes die Gabe, sich bei Bedarf in ein wildes Tier zu verwandeln. Sie konnten in Schlachten nicht fallen - es sei denn durch einen anderen Dämon, und jeder Nachfahre lebte für gewöhnlich lange, gestählt und gesund bis ins hohe Alter. Kampfgeschick, Angriffslust und Schnelligkeit machten sie zu wohlhabenden Männern, die überall in Russland respektiert und gefürchtet waren.
Unter den Zaren, Bolschewiken und Präsidenten behielten sie ihren Status als Krieger und ließen sich für ihre Söldnerdienste gut entlohnen. Sie schlugen Aufstände mit gnadenloser Brutalität nieder und forderten von den Besiegten bedingungslose Unterwerfung ein.
Sie bezeichneten sich selbst als die Eminenzen des Grauens .
Die Varinskis konnten ausschließlich Söhne zeugen, eine
Tatsache, die sie gewiss nicht bedauerten. Die Frauen, die sie sich wahllos nahmen und in ihre Lager schleppten, machten sie sich mit brutaler Gewalt gefügig. Nachdem sie sie geschwängert hatten, entrissen sie ihnen die Neugeborenen und zogen sie selbst auf. Feierten die Geburt eines neuen Dämons und erzogen das Kind zu einem blutrünstigen Krieger, der des Namens Varinski würdig war.
Die Varinskis verliebten sich nicht.
Alle, bis auf einen.
Die Varinskis heirateten nicht.
Alle, bis auf einen.
Die Varinskis blieben ihrem Dasein als Krieger treu.
Alle, bis auf einen.
Zum ersten Mal seit Hunderten von Jahren bröckelte das solide Fundament, auf dem der Pakt mit dem Teufel gründete.
Das Gute brach sich Bahn.
Das Böse wütete weiter.
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R eicht mir mal den Wodka rüber! Ich möchte einen Toast aussprechen.« Die Wilder-Kinder stöhnten theatralisch, doch Konstantine Wilder, Nachfahre einer langen Ahnenreihe von Dämonenkriegern, ließ sich durch die schlechten Manieren seiner undisziplinierten Brut nicht erschüttern. Sie sollten ruhig stöhnen, und seine Gäste konnten grinsen, trotzdem erwartete die kleine Stadt Blythe im Staat Washington von ihm, dass er
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