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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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um. Er klang ungeduldig, aber Evie sah, dass seine Augen im Mondlicht funkelten. »Raffy, ich habe dir doch gesagt, du musst dich nur auf das System konzentrieren, wenn wir da sind. Auf die Neuprogrammierung. Schaffst du das?«
    »Natürlich schaffe ich das«, antwortete Raffy barsch. »Das habe ich dir doch gezeigt. Tausendmal.«
    »Ich weiß, dass du es kannst. Ich vertraue dir. Also versuch du, mir auch zu vertrauen.« Mit einem Zwinkern begab er sich wieder an die Spitze der kleinen Kolonne.
    Raffy öffnete den Mund, als wenn er noch etwas sagen wollte, doch dann schien er es sich anders zu überlegen. Evie wusste, wie er sich fühlte; sie fühlte sich genauso: voller Angst und mit einem tiefen Bedürfnis nach Antworten, nach Bestärkung und nach Zusagen. Und Linus schien zu selbstsicher zu sein, zu entspannt, so als würde er nicht verstehen, was auf dem Spiel stand, als würde er das Ganze gar nicht richtig ernst nehmen.
    Evie fröstelte in der kühlen Nachtluft und sie bekam eine Gänsehaut. Das Frösteln wurde heftiger, als am Horizont eine Mauer auftauchte. Die Stadtmauer. Sie waren fast am Ziel. Nur noch wenige Minuten. Sie sah sich nach Raffy um, und er erwiderte ihren Blick ein, zwei Sekunden lang. Dann schob er die Hände in die Taschen und fragte spitz: »Freust dich wohl schon auf Lucas?« Sein eiskalter Ton fuhr ihr ins Herz wie ein Messerstich.
    Sie wandte sich ab, ließ den Blick zu Linus wandern; in seinem Holster um die Hüften war das matte Schimmern einer Pistole zu sehen.
    Er erreichte das Tor als Erster. Er blieb einige Augenblicke stehen, als wäre er nicht willens, auch nur ein Stückchen näher heranzugehen.
    »Worauf wartest du noch?«, fragte Raffy ungeduldig. »Gehen wir rein.«
    »Ich warte, bis ich höre, dass die Versehrten innerhalb der Stadtmauer sind«, sagte Linus und hob die Brauen. »Und ich warte, weil es manchmal wichtig ist, zu warten, zu überlegen, nachzudenken. Die Ruhe vor dem Sturm. Hast du diese Wendung schon einmal gehört?«
    Raffy schüttelte den Kopf.
    »Schon gut.« Linus lächelte leicht. »Also, ich warte auch, weil wir keinen Schlüssel für dieses Tor haben, schon vergessen? Ich warte darauf, dass Lucas uns hineinlässt.«
    Raffy verzog das Gesicht und schob die Hände noch tiefer in die Taschen. Evie ging zu Linus.
    »Woher weiß er, dass wir da sind?«, fragte sie. »Musst du nicht klopfen oder so?«
    »Klopfen?« Linus lachte. »Die Tore sind drei Meter dick. Glaubst du, er würde das Klopfen hören? Nur Geduld.«
    Jetzt wurde Evie rot. »Ich frage ja nur.« Sie schob die Unterlippe vor. »Wissen Sie, Raffy und ich wünschen uns genau wie Sie, dass die Dinge sich ändern. Wir versuchen nur zu helfen; nicht nötig, uns auszulachen.« Sie wischte sich eine einzelne Träne von der Wange und putzte sich die Nase. Linus ging zu ihr.
    »Es tut mir leid.« Er legte die Arme um sie, ganz wie sie gehofft hatte. »Das war nicht richtig von mir. Lucas wird wissen, dass wir da sind, weil er die Versehrten hören wird.«
    Nun schlang auch Evie die Arme um Linus und legte den Kopf an seine Brust. »Entschuldigen Sie …«, sagte sie und ließ ihre Hand in seine Manteltasche gleiten. »Ich bin nur …«
    »Du brauchst nichts zu erklären«, flüsterte Linus. »Wir alle sind nur … Aber wir werden das durchziehen. Du musst daran glauben.«
    »Das tue ich«, flüsterte sie zurück.
    Sie warf einen Blick auf Raffy, der sie verächtlich ansah. Dann hörten sie in der Ferne ein Heulen und ein entsetzliches Stöhnen. Die Versehrten tobten jetzt offenbar durch die Straßen, zerschlugen Fensterscheiben und man hörte die Schreie entsetzter Menschen.
    »Und jetzt«, sagte Linus, während Evie zurücktrat und sich bereit machte, »jetzt sollte das Tor aufgehen.«
    Lucas zerrte an den Ketten an seinen Händen und an den Fußgelenken. Doch sie waren so stramm, dass sie blutende Striemen in seine Haut gruben und dass er keine Chance hatte, sich loszumachen.
    Draußen konnte er die Versehrten hören, stellte sich das Chaos vor, das sie anrichteten, und die Angst der Stadtbewohner, die um ihr Leben rannten. Linus musste jetzt am Tor sein und auf ihn warten, darauf warten, dass das Tor aufging. Auch Raffy und Evie, alle verließen sich auf ihn.
    Er ließ den Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen.
    Linus ging auf und ab. Alle wechselten besorgte Blicke, doch sie wagten nicht, etwas zu sagen, zu fragen, warum das Tor nicht aufging. Seit fünf Minuten hörten sie nun die Versehrten

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