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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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die Arme um die Beine. Plötzlich wirkte sie jung und verletzt.
    »Katie«, lenkte Susannah mit sanfter Stimme ein. »Es hat uns erschreckt. Hätte Annie nicht angerufen …«
    »Es war ein Mal, Mom«, murmelte Katie mit von den Knien halb erstickter Stimme. » Ein Mal . Ich habe es dir erklärt. Wir haben bloß rumgealbert und wussten nicht, dass wir zu viel tranken. Es ist ja nicht so, dass ich das jeden Tag gemacht hätte oder kurz davor gewesen wäre, es zu tun. Es ist ja auch nicht so, dass andere Kinder nicht ebenfalls herumexperimentieren.« Ihre Stimme klang jetzt belegt, als sei sie den Tränen nahe. »Aber deren Eltern benutzen das nicht als Ausrede dafür, sie von der Schule zu nehmen und in die Verbannung zu schicken.«
    Ein Mal , dachte Susannah. Genau das hatte ihr Vater zunächst auch immer gesagt – bis es so klar und offensichtlich wurde, dass es sich um eine Lüge handelte, dass selbst er sie nicht mehr über die Lippen zu bringen vermochte. Sie konnte ihn noch vor sich sehen, wie er in der Küche stand, mit dem Rücken zum Ausguss, und ihre Mutter ansah – zunächst flehend, dann wütend –, während sie und Jon in ihren Stühlen abtauchten, die Köpfe gesenkt, die Schultern hochgezogen, nach vorn gebeugt und bemüht, sich wie Schlangen in sich selbst zu verkriechen.
    »Es ist keine Verbannung, Kate«, widersprach Susannah.
    »Stimmt«, meinte Katie und sah, den Rücken zu Susannah gekehrt, zum Fenster hin. »Es ist nur so, dass ich von all meinen Freunden weggerissen und irgendwohin verschleppt werde, wo mich niemand auch nur besuchen kommen kann. Wo uns selbst Dad kaum besuchen kann.«
    »Mom.« Quinn erschien neben ihr. Sein Gesicht war vom Wind gerötet und kalt. Seine Nase tropfte.
    Susannah legte eine Hand auf Katies Bein, eine Berührung, die ihr Trost spenden und sie beruhigen sollte. Aber Katie schreckte davor zurück, als wäre sie verbrannt worden.
    » Mom. «
    Sie drehte sich zu Quinn hin. »Was ist? Du siehst durchgefroren aus.«
    »Es ist bloß windig.« Quinn wischte seine Nase am Ärmel seines orangefarbenen Sweatshirts ab. »Mom, ich habe jemanden kennengelernt, der auf San Juan Island wohnt. Er hat gesagt, dass er da seit fünfundzwanzig Jahren wohnt und nie auf Sounder gewesen ist. Er hat gesagt, dass die Leute von Sounder keine Fremden mögen und dass er einmal da hingegangen ist, um Fotos zu machen, weil da ein paar Kormorane gebrütet haben. Und die Leute haben ihn noch nicht mal vom Dock runtergehen lassen.«
    »Das ist die Ansicht eines Menschen, Schatz. Unsere Vermieterin war sehr freundlich, als ich mit ihr sprach.«
    Katie hob den Kopf: »Ich wusste es«, sagte sie. »Ich habe gewusst, dass es verrückt ist, auf dieser blöden Insel Unsere kleine Farm zu spielen.«
    Susannah sah die Falte zwischen Quinns Brauen und die Sorge in seinen strahlendblauen Augen. Im Lauf der vergangenen Monate war er immer mehr zum Einzelgänger geworden. Susannah und Matt hatten mit seinen Lehrern und dem Schulleiter gesprochen, aber das Mobbing war fein und heimtückisch erfolgt – spöttische, leise geflüsterte Bemerkungen auf dem Schulhof, zufällig wirkende Stöße auf den Gängen, wenn der Lehrer gerade woanders hinsah. Sie hatten ihn wegen seiner Keimphobie zu einem Therapeuten gebracht, aber die Stigmatisierung blieb. Sicher – er hörte auf, ein Tuch über Mund und Nase zu tragen, aber er war noch immer das Kind, das Schildkröten liebte; das Kind, das eine Million obskurer Fakten über alles Mögliche von der Verdauung des Regenwurms bis zur Fortpflanzung von Kaninchen aufzählen konnte und das auch nur zu gern tat; das Kind, dem sein intensives Empfinden zu oft Tränen in die Augen trieb, als dass er zu den anderen gepasst hätte. Vor zwei Wochen war er blutverschmiert von der Bushaltestelle nach Hause gekommen. Das war an dem Tag vor Katies Saufgelage gewesen. Damit war das Maß voll gewesen.
    »Was, wenn uns keiner auf Sounder mag?«, fragte Quinn. Seine Wimpern waren so hell, dass sie kaum sichtbar waren, was seinem Gesicht einen Ausdruck großäugiger Unschuld verlieh.
    »Das wird nicht so sein, mein Süßer. Du wirst sehen. Du wirst ein paar tolle neue Freunde finden.«
    »Ja, wenn sie dich nicht vorher am Marterpfahl verbrennen«, warf Katie ein. »Kennst du den Film Wicker Man – Ritual des Bösen – über den Polizeibeamten, der auf eine einsame Insel fährt? Und dann stellt sich heraus, dass alle Leute dort einem bizarren Kult angehören. Und sie bringen ihn als

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