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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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überwachte. Sie setzte einen Brief auf, in dem sie die Verfehlungen der Hilfskraft ganz genau auflistete, von den verständlichen (es war verboten, oben auf den Klettergerüsten zu stehen) bis zu den haarsträubenden (Kinder wurden von ihr in der Pause gekniffen). Mehr als fünfzig Kinder unterschrieben Katies Brief, und die Hilfskraft kündigte. Der Sturm von leidenschaftlichen Reaktionen, den Katie entfachte – einerseits Retterin der Kinder, andererseits Fluch für die Schulleitung –, legte sich nie. Unablässig wirbelte er weiter wie die Steppenläufer, die der Wind beständig über die Prärie treibt.
    Aber als sie vor über einem Jahr in die siebte Klasse kam, änderte sich alles. Das Mädchen, das Stunden damit zu verbringen pflegte, Stücke für Quinn zu schreiben, in denen er die Rolle des milden Königs oder des tapferen Prinzen einnahm; das Mädchen, das die ganze Nacht aufgeblieben war, um ihm dabei zu helfen, einen geschwächten Jungvogel zu versorgen, den er im Gras gefunden hatte; diejenige, die in Susannahs Bett gekrabbelt kam, sie umarmte und flüsterte: »Stirb niemals, Mommy, weil ich es nicht ertragen könnte, ohne dich zu sein!« – dieses Mädchen war nun mürrisch und wild und manchmal schlichtweg gemein geworden.
    Sie begann, Quinn zu piesacken – den süßen, sensiblen Quinn mit seinen dünnen Beinen und seinem breiten Lächeln. Sie erzählte ihm von schrecklichen Viren wie Ebola oder Marburg, bis er damit begann, in der Pause ein Tuch über Mund und Nase zu ziehen, das ihn gegen die Keime schützen sollte. Sie erzählte während der Infodurchsagen über die Lautsprecheranlage der Schule einen zotigen Witz. Sie kletterte als Mutprobe auf das Dach der Schule und machte ein Foto von sich, wie sie in schwindelnder Höhe neben dem Glockenturm stand. Sie wurde für zwei Tage der Schule verwiesen, nachdem sie zweihundert Kopien ihrer eigenen Version der Schülerzeitung verteilt hatte. Diese enthielt auch eine verletzende Geschichte über die beliebte Abby Whittle, die Katies Blatt zufolge ihren Artikel über das verantwortungsbewusste Einhalten der Bürgerpflichten, der ihr einhundert Dollar und die namentliche Erwähnung in der Washington Post einbrachte, anderswo abgeschrieben hatte.
    Dann gewannen die Schwierigkeiten mit Katie , wie Matt es nannte (als handelte es sich um ein Buch oder einen Film und nicht um etwas, das sie täglich durchleben mussten), an Dynamik, wie ein Wirbel schwerer warmer Wolken, der vor dem Einsetzen eines Hurrikans an Kraft zunimmt. Eines Tages kam Susannah beispielsweise früher als geplant nach Hause und fand Katie auf der Couch vor, wo sie irgendeinen Jungen küsste. Dann war da der Tag, an dem Katie die Schule schwänzte und mit jenem Mädchen ins Einkaufszentrum ging, das zweimal wegen des Verkaufs von Marihuana verhaftet worden war. Oder die Nacht, in der Katie aus ihrem Schlafzimmerfenster stieg und den Kirschbaum hinabkletterte und um Mitternacht ein paar Freunde im Park traf. Eines der Kinder hatte Bier dabei, und Katie kam leicht angetrunken nach Hause – im Alter von vierzehn. Innerhalb eines Monats kam es zum abschließenden, alles entscheidenden Vorfall.
    Susannah wurde schlecht, wenn sie daran dachte: an die grauenhafte Fahrt zur Notaufnahme, während Katie blass, kalt und schlaff in ihren Armen lag und Matt mit ihrem alten Subaro über rote Ampeln schoss und wieder und wieder fragte: »Atmet sie? Atmet sie noch?« Sie erinnerte sich daran, wie sie Katies langsame Atemzüge gezählt – zehn pro Minute, dann acht pro Minute – und versucht hatte, sie aufrecht zu halten, damit sie nicht erstickte, falls sie sich erbrach. Und sie erinnerte sich an den Blick, den ihr die Krankenschwester in der Notaufnahme zuwarf, nachdem sie Katies Puls gefühlt und ihre Reflexe überprüft hatte – ein mitleidiger Blick, der Susannah mehr erschreckte als alles, was in jener Nacht bereits geschehen war.
    »Wir mussten etwas unternehmen«, sagte Susannah.
    Katie saß noch immer zum großen Fenster gewandt und blickte nach unten auf ihre Illustrierte. »Du hast überreagiert«, erwiderte sie.
    »Ich habe überreagiert?«, empörte sich Susannah. »Mein Vater war Alkoholiker . Du bist vierzehn. Du hast so viel getrunken, dass du bewusstlos warst …«
    »Hör auf damit!«, rief Katie. »Ich weiß das! Ich hätte sterben können! Ich habe mir die Predigt schon eine Million Mal anhören müssen.«
    Sie warf ihre Illustrierte hin, zog die Knie an ihre Brust und schlang

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